Donnerstag, 28. Juli 2011

Viel Wasser: Monsunartiger Regen am Alpenostrand

Hallo,

um das gestrig verwendete derbe Wort weiterzuverwenden, kann man ruhig sagen, dass es heute in der gesamten Osthälfte des Landes das von mir erwartete Sauwetter gegeben hat. Es war aber nicht nur einfach Sauwetter, es war interessantes Sauwetter, denn gar extreme Dinge haben sich zugetragen.

Wenden wir den Blick auf den Ostrand des Wienerwaldes und betrachten dabei die stündlichen Niederschlagsmengen rund um die Mittagszeit:


Farblich nicht genial gut zu erkennen stechen doch 2 Werte heraus:

51mm/h in Wien Mariabrunn
41 mm/ in Brunn am Gebirge (Westösterreicher bitte net lachen. Für Laster aus dem Osten ist der Anstieg der A21 in diesem Bereich wirklich ein Hochgebrige..)

Was ist denn da schon wieder passiert ...

Schaun wir aufs Radar:







Man sieht zum Anfang des Loops wie gewittrige Schauer aus Ostsüdost am Wiener Südrand entlangwandern und über dem Wienerwaldhang eine Zeit lang stehen bleiben.Gleichzeitig sieht man eine Zelle über dem Westen von Wien, die auch nicht zieht.... im weiteren Verlauf greift der flächenhafte Regen aus Südosten auf die ganze Region über und zwirbelt sich am Abend, als das steuernde Höhentief genau über Wien liegt, über ebenderselben Stadt ein.  Die extremen Regenmengen an den 2 Stationen kamen im Zuge der eingangs erwähnten gewittrigen Schauer zu Stande.


An der Stelle ein Blick auf den Radiosondenaufstieg von Wien zu ebendieser Zeit:



.. in grün habe die Kurve eines aufsteigenden Luftpaketes eingezeichnet. Dieses Sounding erklärt viel von diesen enormen Regenmengen in den Schauern. Erstmal zur Labilität.  Die Luftmasse war zum eine einmal vom Boden weg labil. CAPE ist vorhanden (grün) CIN ist nicht vorhanden, das wäre die Barriere, die zu überwinden ist bevor Konvektion einsetzt. Das geschulte Auige sieht weiters, dass wirklich viel Wasser in der Luft war, deswegen habe ich die Zahl PWAT rot eingekastelt. Da steht der Wert 32. 32 Liter / m² niederschlagsfähiges Wasser in einer Luftsäule, die eine Grundfläche von 1x1m hat. Das ist ein sehr hoher Wert.

Weiters: der Wind in den unteren Schichten kommt aus Ost bis Nordost, ist also gegen den Wienerwaldhang gerichtet.

Zum Zeitpunkt der Rgenfälle gab es weiters eine ausgeprägte Windkonvergenz über dem Wienerwald:



Also langsam haben wir genug förderliche Faktoren. Labile, hochreichend nasse Luft wird gegen den Wienerwald geschoben, gehoben und gewittrige Schauer werden ausgelöst. Die Schauer ziehen nicht weiter, da sie sich ständig über dem Hang (zwanghaft) neu bilden. Das Aufsteigen wird verstärkt durch eine schon vorhandene Konvergenz im Windfeld. Im Resultat wird die gesamte Luftmasse über einen Zeitraum von einer Stunde extrem, dann weiterhin moderat wie ein Schwamm ausgepresst.

Ist das neu ? Nein. Wien wird bei Lagen mit hochreichend feuchten, und leicht labilen Luftmassen, die aus Südost bis Nordost gegen den WW gedrängt werden im Sommerhalbjahr regelmässig ganz oder teilweise versenkt. Ein anderes Beispiel findet man beim FlashFlood Gewitter am 13.5.2010 (youtuben...).

Diese Lagen sind selten, allerdings treten die heute besprochenen Phänomene im Rahmen solcher Lagen dann doch mit beängstigender Regelmässigkeit auf.


So. genug Regen, ich will Sonne.

Gut N8

Manfred

Mittwoch, 27. Juli 2011

Sonnenfenster und Sommer'urlaub'

Hallo,

der heutige Mittwoch ist eine Wohltat für die Seele, die schon bescheiden geworden ist. Zeitweise Sonnenschein in ganz Österreich und dazu Temperaturen die vorübergehend nur indirekt an die Tundra erinnern.

SO sieht das von oben aus...



Das man damit schon hochzufrieden sein muss, zeigt der Blick auf die letzten 6 Tage...

26.7 (um die selbe Zeit)



25.7



24.7



23.7



22.7



21.7



7 Tage Sauwetter in Ostösterreich, 4 bis 5 im Westen und Süden ergossen sich heute heute in einen passablen Anfang-Mai Tag.

Leider wars das schon, denn das Sauwetter kommt schon morgen zurück, in Form eines Höhentiefs, das vom Mittelmeer kommend genau über Österreich zieht. Dieses bringt leicht labile und hochreichend feuchte Luftmassen zu uns, die in folgenden Niederschlagsmengen bis morgen Nacht kulminieren können:


Die Frage stellt sich schon, warum die Witterung bei uns seit beinahe 14 Tagen so konstant unbeständig (welch Widerspruch in sich !!) ist und ob es einen Ausweg aus dem Sommerdilemma gibt. Um die Antwort vorwebzunehmen, es verhält sich irgendwie wie in der Amerikanischen Schuldenkrise: Nachhaltige Lösung NICHT in Sicht. .. Ein Blick auf die aktuelle Nordhemisphärenkarte:



Wie lässt sich die charakterisieren ? Unser uraltes abgeschlossenes Höhentief (rot) über Europa ist eingezwickt zwischen einer  langen Hochdruckbrücke vom Atlantik bis Russland (blau) sowie einem Keil über Südwestrussland. Der Zirkumpolare Vortex ist zu einem zirkumpolaren Gurkerl (roter Bogen nahe dem Pol) verkommen und am Westatlantik herrscht ein ausgeprägter Sumpf (hellblau). Die ganze Situation ist extrem Low-Indexgeprägt, mit kurzen Wellen und großen Schwingungamplituden.

Man kann also gar nicht einmal sagen, dass die Langwellenkonstellation ungünstig für unser Wetter ist, es gibt gar keine, die für uns relevant sind.

Einig sind sich die Modelle dahingehend, dass der generelle Sumpf auf der östlichen Hemisphäre (zwischen Grönland und dem Ural) auch in den nächsten 7 Tagen sumpfig bleibt:


Die Zirkulationszentren verlagern sich zwar, dennoch bleibt der Schwerpunkt von uns weg verschoben und über Europa sollen auch dann noch die kurzen Wellen dominieren. Bleibt es also weitere 7 Tage kühl ?

Nein. 

Denn bedenke eines: Auch kurzwellige Tröge haben kurzwellige Vorderseiten, die kurzweilig-locker-frisch-dynmaisch Warmluft herankarren können. Ich würde errwarten, das von Montag an (in der genauen Position unprognostizierbar) einige Kurzwellen vom Atlantik Richtung Nordosten ziehen werden und dabei immer wieder Warmluft heranschaufeln... stabil ist die Konfiguration aber ganz und gar nicht (Blogleser wissen wie schlecht Kurzwellen prognostizierbar sind..)  und somit bleibt bei mir die Überzeugung, dass auch der zweite Teil der Hundstage ohne gröbere Hitzewelle bei uns verlaufen wird, wohl aber mit einzelnen badetauglichen, teils auch heißen Tagen.


Lg

Manfred

Montag, 25. Juli 2011

Lehren aus dem Waterloo der Vorhersage

Hallo,

der Bewerb ist geschlagen. Neben einem strahlendem Sieger gibt es auch jemandem, dem die Gurke gebührt, und das bin ich selbst.

Zwar hab ich es nicht absichtlich darauf angelegt, Letzter zu werden, aber zumindest ins Kalkül gezogen... wie, das werde ich jetzt erörtern. Darüber hinaus möchte ich auf die weittragende Bedeutung dieses Experiments eingehen....

Erst einmal zu meiner Prognosestrategie. Ich habe eine so genannte Konzeptprognose gemacht. Diese Worterfindung wäre am Besten so zu erklären, dass man sich deterministisch EIN Modell ansieht, das war in meinem Fall der Freitag GFS 00Z Lauf. Dieser hatte für den Sonntag eine interessante aber auch recht klare Synoptik mit einem durchziehenden Trog zu bieten, der an der Vorderseite über Ostösterreich noch Aufgleitregen bringt, wo aber hinter der Trogachse Absinken dominiert. Das Konzept war geboren: Dichte Bewölkung mit Regen im Osten sollte überall den Vormittag dominieren, mit dem Durchschwenken der Trogachse sollte die Bewölkung aufbrechen und gemäß halbwegs guter Durchmischung auf Basis der 850-er Temperaturen zu den von mir geproggten Maxima führen. In Flirsch hat dieses Konzept sehr gut funktioniert, überall anders war es eine Katastrophe, weil die Trogachse ca. 250km weiter im Westen war und statt auflockerndem SC und CU heftiger Aufgleitregen über den Tauern die Schneefallgrenze bis 1300m hat sinken lassen. Damit war alles hin: Minima und Maxima, Regenmengen... Moral.

David hat auch eine sehr durchdachte Konzeptprognose gemacht, Schmelzwärmenentzug einkalkuliert etc.pp. Dadurch dass die späteren Modelläufe am Samstag die andere Synoptik erfasst hatten, wurde aus seinem Konzept die fast vollkommene Abbildung der Realität an den Stationen. Der Idelfall einer Wetterprognose.

Es war zwar zu erwarten, dass neuere Prognosematerialen zu besseren Ergebnissen führen, im Sonntagsfall war es aber besonders krass. Nahezu alle , die die besten Plätze belegt haben, waren Samstagstipper.

Weiters konnte man beobachten, und das kann ich sagen, weil ich ein paar Tipper ein bisschen kenne, dass Input von anderen Teilnehmern dazu verwendet wurde um die eigene Prognose zu verbessern. Es gab ein wenig Kollektivintelligenz, die dahingehend verwendet wurde, um den eigenen Tipp gegenüber anderen so zu ändern, dass die Gewinnchancen erhöht wurden.

Ich mach das auchmit MOS, also gegen statistische Vorhersagen. Wenn man gegen MOS gewinnen will, muss man sich strategisch überlegen, welchen Tipp man in welche Richtung verändert, um wahrscheinlich am Ende des Tages geringe Differenzen aufzuweisen. Zusammengefasst. Einige Tipper konnten sich durch die Kenntnis anderer *Referenzprognosen* verbessern.

Felix war so freundlich, den Mittelwert einiger User zu tippen. Dieser Mittelwert schneidet punkttechnisch und mit der Platzierung (8/17) solide ab und keineswegs trivial. !!  Das ist auch eine starke Aussage.

Während es also in der Küche heisst: Viele Köche verderben den Brei, so verhält es sich beim Vorhersagen umgekehrt. Die Essenz aus einer Anzahl unabhängiger und teilabhängiger Vorhersagen führt zu einer verbesserten Vorhersage. Das ist keine neue Erkenntnis meinerseits, sondern ein alter, mehrfach bewiesener Hut, den ich Euch aber näherbringen wollte und von dem ich beweisen wollte, dass er Hand und Fuss hat.....

Auf die Idee für diesen Bewerb bin ich gekommen, und da kommt der erste Kern ins Spiel, als ich vor mehr als einer Woche in meinen uralten Emails, die ich gerade löschte, die Phrase  *Single Voice Prinzip* bei Unwetterwarnungen in Deutschland (DWD) und Österreich (ZAMG), also ganz normale Wettervorhersagen auf Extremwetter bezogen von einer abgeschlossen Quelle, mit einer Stimme, auf die alle hören, fand. Das Email habe ich natürlich mit Inbrunst gelöscht.

Was wir hier im kleinem Rahmen bewiesen haben, gilt natürlich genauso für Unwetterwarnungen, denn wiederum ist eine UWW eine ganz normale Wettervorhersage, wo man sich aber am rechten oder linken Rand der Häufigkeitsverteilung eines Phänomens bewegt (seltene Ereignisse). Umso wichtiger ist es gerade in diesem Themengebiet, 2. und 3. physikalisch unabhängige Quellen von Extremwettervorhersagen zu haben, denn wiederum wird die Essenz aus diesen besser als die Einzelmeinung, und eine solche Einzelmeinung ist eine SingleVoiceUWW.

Man führt immer ins Treffen, dass man durch viele Stimmen viele Menschen verwirrt. >Darauf entgegne ich: Stellt Euch vor, wir hätten nichts anderes als

1 Staatsfernsehen
1 Staatszeitung
1 Staatsradio
1 Staatspresseagentur
1 Staatsratingagentur
(1 Staatsbier) 
1 Staatswetter

.. wie würden die Nachrichten aussehen ? Wetterwarnungen sind Nachrichten und ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass die Wahrheit dem Menschen zumutbar ist. Richtige Wetterprognosen auch.

Das SingleVoicePrinzip ist für mich kein Mittel, um Unwetterimpacts zu minimieren oder Organisation effizienter zu gestalten, sondern ein veraltetes Machtinstrument aus der Breschnew-Zeit. ..



(siehe Staats* - Liste) und sollte von allen wachsamen Menschen mit Verstand auch so gesehen werden.

In diesem Sinne.... natürlich stehe ich zu meiner Einladung zum Essen an alle Teilnehmer (alle waren besser als ich) und das wird wahrscheinlich am WE um den 20.8 herum stattfinden, mit meteorologischem Rahmenprogramm. Ich lass mir was einfallen...


Lg

Manfred

Freitag, 22. Juli 2011

Prognoseexperiment *Schlag den Blogger": Meine Tipps.

Hallo,


ohne großes TamTam lege ich mich hiermit fest. Eine Änderung muss ich noch zugestehen. In Westendorf steht gar keine Wetterstation !! Hier hat mich mein Namensgedächtnis getäuscht. Also ersetze ich Westendorf durch das nahe gelegene Hopfgarten im Brixental.


Mein Tipp lautet für den Sonntag, 24.7.2011


Ort                TMIN                       TMAX                        RR(egen) mm in 24h

Ritzing           13,0                              19,5                                2,3
Hopfgarten   10,5                              17,9                                1,8
Flirsch           07,4                              14,4                                0,5
Böckstein      06,8                              16,0                                0,6


Mein Kalkül war dabei folgendes. Am Sonntag befindet sich Österreich unter einem durchschwenkenden Trog in kaltluftadvektion. Ich rechne damit, dass die reste der abziehenden Kaltfront am Sonntag Vormittag noch den Osten und Südosten betreffen, deswegen in Ritzing der meiste Regen. Der sollte dann aber abklingen. Im Trogbereich rechne ich tagsüber mit auflebender Schauertätigkeit, wobei die Durchmischung dazu beiträgt, dass auch an der Alpennordseite die Wolkendecke in der Sumpfigen West- Nordwestanströmung vorübergehend auch auflockert und wir daher doch ein paar Grad Tagesgang zammbringen. In Flrisch weniger Schauerneigung als im Brixental wegen des Lees des Arlbergs und in Böckstein auch trockener weil schon recht inneralpin.

JETZT seid ihr dran. Es gibt 2 mögliche Wege. Jede und Jeder die und der teilnehmen will kann A)

bis morgen 18 Uhr an der Vorhersage tüfteln und dabei neue Modelläufe oder aktuelle Messwerte (siehe links unten) in Betracht ziehen. Alles was bis Samstag 18 Uhr als Kommentar mit Vor und Nachname (die echten bitte) versehen hier oder auf der wetterinfos FB Seite auftaucht, wird bewertet. Der Typ A stellt seine Vorhersage erst ganz knapp vor 18 Uhr rein.

Oder B), wozu ich jede und jeden ausdrücklich ermuntere, könnt taktieren. Dazu braucht es jemanden, der bald den Anfang macht und seine Prognose reinstellt. Der oder die nächste kann dann diese und meine vergleichen und selbst einen Tipp reinstellen. Sind viele Tipps zusammengekommen kann jemand, der früh getippt hat auf Basis der eingegangenen Tipps seinen ersten Kommentar vollständig löschen und eine Adaptierte Vorhersage reinstellen, etc pp. bis eben Samstag 18 Uhr. Was dann liegt, das pickt.

Bitte achtet jedenfalls darauf, dass ihr so oder so über Vor- und Nachname identifizierbar seid.

Für die Regeln verweise ich nochmals auf das gestrige Posting.

Jetzt noch die Verlaufsgrafiken der Stationen der letzten 9 Tage:

Ritzing / OP:


Böckstein / JO:


Hopfgarten / KB


Flirsch / LA




Die Seehöhen entnehmt bitte den Meteogrammen. Aktuelle Messwerte dieser Stationen findet ihr auf www.wetter.tv unter Eingabe der jeweiligen Ortsnamen. Die Messwerte könnt ihr auf keiner anderen Wetterseite finden ;). Da sie dort nur auf ganze Grad angegeben sind, werde ich im Lauf des Sonntags immer wieder aktualisierte Meteogramme der Stationen auf den Blog stellen, damit Ihr seht, woran ihr seid.  Ausgewertet wird dann am Montag, wofür ich mir ein Excel Sheet zurechtlege, dass die Regeln widergibt.

Fragen wendet hier oder auf FB direkt an mich.  Jetzt kanns losgehen :)

Viel Erfolg !

Lg

manfred


Update Sonntag, 09z:


Hier die ersten rel. Messungen (Min/Regen seit 6z): 
 
Ritzing 13,4 | 0,00mm 
Böckstein 4,3 | 9mm 
Hopfgarten 9,8 | 4mm 
Flirsch 6,5 | 0,0mm 
(ohne Kommentar ) ;)

Donnerstag, 21. Juli 2011

Vorhersagebewerb "Schlag den Experten": Reglement

Hallo,

Morgen geht ja das kleine Prognoseexperiment für Ritzing, Flirsch, Böckstein und Westendorf los.

Gefragt sind Prognosen für den Sonntag für die

Maximaltemperatur (So 6z- So 18z)
Minimaltemperatur (Sa 18z – Sa 06z)
Regenmenge (So 06z – Mo 06z)

Dabei definiere ich folgende Bewertungskriterien:

Es gibt 4 Kategorien:

1 - Maximaltemperatur
2 - Minimaltemperatur
3 – messbarer Regen ja/nein
4 – Regenmenge

Dabei kommt folgender Schlüssel zur Anwendung.

In jeder Kategorie und für jede Station startet man mit einem Bonus von 100 Punkten.

Kat. 1 und 2:

Je Grad Abweichung den der tatsächlich gemessenen Min/Max Temperatur erhält man 20 Punkte Abzug.

Kat. 3:

Für die falsche Entscheidung in der Kategorie Regen ja/nein erhält man 100 Punkte Abzug

Kat 4:

Im Bereich Niederschlag gibt es 6 Kategorien:

0,
0.1-1
1.1-5
5.1-10
10.1-20
> 20 l/m²

Pro Kategorie Abweichung gibt es 20 Punkte Abzug.

Beispiel Westendorf:


Zenzi Schinzengruber prognostiziert für Westendorf

Tmin: 6,2°
Tmax: 19,4°
Regenmenge: 2,2mm

Westendorf misst:


Tmin 8,2
Tmax 21,9
Regenmenge: 23,0

Punkte für Zenzi:

100-(|8,2-6,2|*20)+100-(|21,9-19,4|*20)+100+100-(3*20) = 250 von 400 möglichen Punkten


Der Ablauf wird ein Experiment !!! Wie gesagt stelle ich am Freitag um 14 Uhr meine Vorhersage auf meine FB Seite und auf meinen Blog, für alle jene, die FB nicht trauen.

Ihr habt dann bis Sa. 18 Uhr Zeit, diese Vorhersage kennend, zu versuchen, eine bessere abzugeben. Dabei möchte ich, dass jeder Nutzer diese Userprognosen im Kommentarfeld sieht (also nicht pers. per Mail) und im Lauf des offenen Zeitfenster auch User die Möglichkeit haben, wenn Sie sehen, wie die anderen prognostizieren, den ersten Tip wieder zu löschen (Im Facebook Kommentar oder im Blogkommentarfeld) und eine adaptierte Vorhersage reinzustellen. Das Ganze idealerweise sogar  mehrmals. In meiner Wunschtheorie entwickelt sich dann  eine Kollektivprognose der Fans, die insgesamt auf maximale Qualität abzielt.

Das wird aber nur funktionieren, wenn sich rasch nach Beginnen der Frist User trauen, einen ersten Tip den anderen sichtbar zu machen... und dann, wenn ein paar mehr Vorhersagen in den Kommentarfeldern sind, diesen Erstwurf dynamisch mehrfach anzupassen.

Schaun wir mal :)

Lg

Manfred

Dienstag, 19. Juli 2011

Hochwasser Update..

Hallo,

ich hab heute leider so gut wie keine Zeit, allerdings gebietet es die Lage hier doch ein kurzes Update zur bevorstehenden Hochwasserlage in Teilen zentraleuropas zu machen. Die aktuellen Simulationen verheissen Nichts Gutes, beispielhaft habe ich die ARW-Simulationen herangezogen und teilweise mit Input aus den aktuellen NA und GFS 6Z Läufen ergänzt:



Teilweise reichen die simulierten Regenmmengen im Stau des Erzgebirges bis an die 200mm heran (rote ARW 00Z Simulationen). Prekäre Mengen weiters im Nordoststau des Schwarzwaldes, im Tschechich-Polnischen sowie Slowakisch-Polnischen Grenzgebiet. Mit den aktuellen GFS 6Z Simulationen würde der Schwerpunkt im Westen mehr nach Schwaben hereinreichen und im Osten ein größeres Gebiet vom Erzgebirge bis zum Riesengebirge, Tatra und Beskiden reichen. Betroffene Einzugsgebiete: z.B Elbe, Neiße, Oder, March u.v.m ...

Synoptisch gesehen fallen die großen Mengen im Westen mit der aus Süden heranziehenden Okklusion heute Nacht und Mittwoch Vormittag, im Osten mit der umgebogenen Okklusion tendenziell Richtung Tageswechsel Mittwoch/Donnerstag. In wie fern die österreichische Alpennordseite exklusive des Bregenzerwaldes wirklich betroffen ist, lässt sich aufgrund der Modelldiveregenz derzeit noch nicht stichhaltig genug sagen ....

Ich bleibe, wie die Zeit es gebietet, dran,

Lg

Manfred

Montag, 18. Juli 2011

Hochwasser im Osten Deutschlands ?

Vorab erinnere ich an das kleine Prognoseexperiment am kommenden Freitag, nachzulesen am beginn DIESES Eintrages



Hallo,

hier befindet sich zwar der Wetterblog eines australophilen Österreichers, dennoch ist es angesichts der kommenden Wetterentwicklung angebracht, sich auch einmal um einen Teil Deutschlands zu kümmern. Da könnte es nämlich Richtung Donnerstag etwas brenzlig werden ...

Die Lage:


Über der Nordsee liegt das Zentrum eines umfangreichen Tiefdruckkomplexes, Österreich liegt hinter der durchgezogenen Kaltfront vorübergehend im Zustrom kühler Atlantikluft.  Südlich von Irland hat sich eine Randwelle gebildet,



dahinter liegt ein ausgeprägter Höhentrog, dessen Vorstoss die Welle nach Südfrankreich lenkt, wo sie sich bis Dienstag herrlich entwickeln wird:


Dnach verlagert sie sich unter weiterer Vertiefung nach Nordosten und kommt bis Donnerstag über dem Westen Polens an:


Und damit bekommt man eine Situation, die synoptisch und von der Genese her der Katatstrophenlage vom August 2002 gar nicht einmal so unähnlich ist:


Die Okklusionsfront befindet (in beiden Fällen) an der Westperiferie des Bodentiefs, aus Osten gleitet in der Höhe Warmluft auf, aus Nordwesten strömt mit dem kräftigen Gradienten bodennah Nordseeluft herein. Das Tief  diese Wochezieht dabei vermutlich so, (nach Nordwesten) dass die regenbringende Situation diese Woche dabei rund 24 bis 30 Stunden anhalten könnte, also schon deutlich kürzer als 2002, wo das Tief stationär wurde.

Die einzelnen Modelle bewerten die Regenintensität unterschiedlich, so wäre im EZ im Erzgebirgsstau *nur* mit 80mm zu rechnen, dafür am Mittwoch über dem Schwarzwald mit 140mm.

Das GFS verspricht den Sachsten hingegen bis zu 140mm in 24 Stunden, verschont dafür den Schwarzwald.

Das ARW hätte in seiner 0Uhr Version dem Thüringerwald an die 200mm geschenkt (wobei auf so ein Geschenk keiner scharf ist), beglückt wie GFS in der 06-er Version aber die Sachsen.

Ich denke es ist recht sicher, sollten sich die Zugbahn der Welle nicht wesentlich ändern, dass der Osten Deutschlands auf eine Klassikerlage  bezüglich starker Regenfälle zusteuert, wobei es in der regionalen Ausprägung noch eine Bandbreite der Möglichkeiten gibt.

Zusammenfassung:

- Welle aus Südwesten zieht an der Vorderseite eines sich amplifizierenden Troges nach Westpolen.

- Aus Osten gleitet über der Osthälfte Deutschlands dabei feuchte Warmluft über kühle, aus Nordwesten angesaugte Nordseeluft

- Die Welle bremst sich aufgrund der Bildung eines eigenen kleinen Höhentiefes genau über Polen ein und die potentiell gefährliche Situation dauert dadurch bis zu 30 Stunden.


- Das Ereignis kann lokal gefährlich werden, im Moment gibt es aber noch keine Veranlassung von einem Ereignis wie 2002 auszugehen.


- Die lokale Ausprägung der Strakregenzentren kann jetzt noch nicht festgemacht werden


- Am Freitag ist die Sache vorbei


Lg

Manfred

Freitag, 15. Juli 2011

Unverhofft kommt anscheinend oft -- oder öfter als man denkt

Hinweis in eigener Sache :) ...





Ich hab eine Idee für einen Bewerb. Am Freitag den 22.7 werde ich bis 14 Uhr eine Prognose für Ritzing/Burgenland, Kirchberg/Pielach NÖ, Böckstein/SBG, Westendorf/Tirol und Flirsch/Tirol für Maximaltemperatur, Minimaltemperatur sowie Tagesregenmenge für den Sonntag darauf hier reinstellen.

Ihr habt dann bis Samstag 23.7 18 Uhr Zeit, gegen mich zu prognostizieren. Eure Prognosen müsst ihr nur als Kommentare auf die wetterinfos FB-Seite 

http://www.facebook.com/wetterblog )

stellen.

Anhand der Messwerte der Stationen an diesen Orten wird jede Prognose am Montag dann statistisch  bewertet. Ich lade darauf alle Teilnehmer am Bewerb zu einem Tag der modernen Meteorologie mit Programm zu mir nach Wien ein, der Mitte August stattfinden wird. Alle die, die gleich gut oder besser als ich prognostizieren (kleinere Abweichungen), bekommen dabei ein Mittagessen mit Getränken gesponsert. Interesse ? Deal ? Meinungen ?

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Hallo,


gestern Donnerstags war ich tagsüber auf Reisen und am Nachmittag umso erstaunter, als mein Mobiltelefon mit roten und Violetten UWZ-Warnungen für Teile der Oststeiermark und des Burgenlandes zubombardiert wurde. Nicht ohne Grund...







Als ich Abends beinahe direkt über meinem Kopf eine massive Gewitterneubildung über Favoriten und Liesing mitverfolgen durfte kannte das Erstaunen keine Grenzen mehr...



Die Blitz und Hagelspurkarte für diesen Tag konnte sich sehen lassen..


Besonders markant ist die Zelle, deren eindeutige Spur man vom Soboth über das Grazer Becken und das Mittelburgenland bis zum Neusiedlersee verfolgen kann. Es handelte sich um eine linksdrehende Superzelle...

Ich hätte mir das Erstaunen ersparen können, hätte ich mir die Wetterkarten für Donnerstag Nachmittag am Vortag etwas genauer angesehen ...

Gehen wir zurück zum Donnerstag in der Früh:


DAS ist ein Radiosondenaufstieg den man sich auf der Zunge zergehen lassen sollte... warum, das möchte ich schrittweise erörtern.


In der Früh herrschen natürlich inversiönliche Verhältnisse, schön zu sehen ist aber die permanente Windgeschwindigkeitszunahme mit der Höhe. Der Wind dreht dabei kaum, es ist eine Situation in der also weder Warm- noch Kaltlufadvektion herrscht ...



Über einer Bodeninversion liegt feuchtlabile Warmluft mit einem markanten vertikalen Temperaturgradienten. Über 500 hPa liegen Temperatur und Taupunkt auf einmal sehr weit auseinander, es ist knockentrocken da oben. DAS ist die Saharaluft, die ich tags zuvor, durch den Staubhimmel motiviert angesprochen habe. Blogleser erinnern sich: Feucht unten und trocken oben, genannt potentielle Labilität, ist für extreme Konvektion sehr förderlich.


Die Aufstiegskurve ergibt eine Konvektionsauslöse bei 24 Grad Temperatur, einen Cape von mehr als 1500 wobei eine konvektive Barriere von 250 überwunden werden muss (rote bzw. blaue Fläche).

Die Barriere wurde einfach dadurch überwunden, dass die Lufttemperatur nicht bis auf 24 sondern auf 29 Grad stieg, damit war der CIN so gut wie nicht mehr vorhanden und die Zellen hatten es sehr leicht aufzuschiessen und sich am Cape sattzufressen.


Synoptisch war es des Weiteren so, dass die Kaltfront nicht einfach so über das Burgenland und die Südsteiermark drüber ging, sondern eine Wellenentwicklung über Slowenien den Vormarsch der Kaltluft für einige Stunden verzögert hat....


sondern eben mit östlichen Windrichtungen bodennah nochmals recht warme und auch feuchte Luft hereinkam.

Bodennah: Ostwind
500m Nordwind
1000m: Nordwestwind
3000m Südwestwind

ergab eben zur Zeit der Triggerung der Konvektion ein linksdrehendes Windregime und damit den doch vergleichsweise seltenen Fall der Unterstützung linksdrehender Mesozyklonen im Superzellenfall, wie er zwischen dem Grazer Becken und dem Mittelburgenland ansatzweise auf den Radarbildern, definitv aber auf Fotos der Zelle erkennbar war:


Fotograf: Karl Wiedenhofer, Ort: Wildon/Stmk.

Auf ihrem Zug nach Nordosten gelangten die Zellen aber nördlich des Wechsels in ein Regime, wo die untersten 1000m schon mit Kaltluft aus NW bestand. Das tat der Lebensfreude keinen Abbruch, sie gaben sich fröhlich mit dem elevierten CAPE zur Verfügung und liessen die stabile Bodenluft links liegen ....


Alsdann: Ich lerne für mich, dass man anstatt flüchtig Wetterkarten anzusehen besser gar keine anschaut, um nicht der trügerischen Gewissheit zu unterleigen, dass man eh weiß, was los ist ..

Lg

Manfred

Mittwoch, 13. Juli 2011

Mittwoch-Ticker: So schauts wirklich aus...

Hallo,

das wird heute ein Schlangenblog, da ich immer wieder ein paar aktuelle Kleinigkeiten sowie auch Grobheiten des aktuellen Geschehens kommentieren werde....

gestern habe ich ja versucht mich einigermassen über die Modelle zu stellen, was bis jetzt teilweise funktioniert hat, teilweise nicht funktioniert hat und teilweise hat die Natur den dritten Weg gewählt...

Interessantes im Weschten:

Viel früher als geplant hat gewittriger Restregen heute Früh und Vormittag aus Vorarlberg übergegriffen. Das interessante dabei war noch dazu, dass der Föhn nach einem kurzen Dämpfer in der Nacht trotz Regen am Vormittag wieder aufgeflammt ist. Somit hatten wir den extrem seltenen Fall von Dimmerföhn im Ländle, und das sieht so aus:


Um 11:30 hatte Bregenz 20kt Mittelwind aus Südost mit Böen bis 65 km/h, föhnig war es auch im Appenzellerland , gleichzeitig hat es aber überall leicht geregnet.... Dimmerföhn halt.

Der Föhn ist nach Weststurmtod (siehe Clemensens Blogeintrag von heute..) in der Nacht gerade eben auch wieder in Innsbruck durchgebrochen:



Lasset nun den Blick nach Oschten schweifen ...

Weiters hat sich der Föhn jetzt auch am Alpenostrand und im Wiener Becken durchgesetzt:


Die Luft kommt nicht mehr aus Ungarn herein, sondern steigt über Semmering, Wechsel und Günser Gebirge ins Becken ab, wird dann dort etwas nach Westen abgelenkt, dennoch liegen die Windrichtungen meist zwischen 190 und 160°, der typische Südostwind in der Region würde hingegen aus dem Sektor 110 bis 160° kommen.

Die Temperaturen feiern dadurch  fröhliche Urständ... (13 Uhr)


.. da können sich die angepeilten 35, vielleicht auch 36 lokal bis 16, 17 Uhr ausgehen.

Mal schauen .. ich setze bei nächsten interessanten, erwähnenswerten Mittwochswetterelement  hier fort..


Update 17:30

2 Dinge haben sich getan... erstens haben wir nun die Maxima des Tages... Es gewinnt vorläufig Villach mit 34,5 Grad gegen Wien mit 34.4°C.

Hier die Hitliste:



Gewitter: Zellen haben von Südtirol her auf Osttirol und Salzburg zugegriffen, über Bayern hat sich verm. eine Superzelle gebildet, die extrem sein düfte und nach Tschechien steuert... News des Tages: Das Salzburger Radar ist bis November laut ACG im *** Eimer. Daber ein Blitzsnapshot:


Update 19:55

Mittlerweile ist eine kräftige Gewitterlinie über den Flachgau und das Inn- und Mühlviertel gezogen. Es gab Hagel und in Kollerschlag Sturm bis 108 km/h. Da die Linie aber mit gut 80 km/h unterwegs ist sind die gemessenen Regenmengen gering. Die Chancen dass die Druckwelle nun östlich von Linz trocken durchgeht sind deutlich höher, als dass nochmals Konvektion getriggert wird. Niederösterreich, Wien und das Nordburgenland sollte sich aber womöglich auf einen kräftigen Windstoss aus Westen während der Nacht einstellen.

In meiner gestrigen Einschätzung der Gewittergefah im Osten habe ich einen Anfängerfehler gemacht. D.h nicht wirklich, aber einem Parameter zu wenig beachtung geschenkt.... Wo Cape ist ist auch im CIN, das Gegenteil von CAPE, die Hüre, die überwunden werden muss bis freie Konvektion einsetzt.. und die ist enorm und kann wahrscheinlich asuch nicht durch Hebung an der Druckwelle überwunden werden ...

Im übrigen haben wir eine Saharstaubsituation, amn sieht es an der weißen Sonne und den besonders farblosen, matten Wolken ....


Lg

Manfred

Dienstag, 12. Juli 2011

Mittwoch: Großes Kino oder Seifenoper ?

Schönen Dienstagnachmittag der werten Gemeinde :)

Der Mittwoch wird meteorologisch gesehen ein Tag, an dem sich auch der eigefleischteste Synoptiker die letzten verbliebenen Zähne ausbeissen kann oder könnte. Der Grund liegt darin dass es knapp 24 Stunden vor dem Beginn des möglichen Ereignisses (gewittertechnisch) mehr Fragen als Antworten gibt.

Kurzum: Die Modelle lassen einen derzeit im Stich. Warum ? Sie sind nicht stichhaltig und zum Teil auch meteorologisch gesehen unlogisch...

Am besten man fängt mit einem Bild an:



Die Zyklone über Westeuropa hat sich seit gestern vorbildlich entwickelt und liegt jetzt mit ihrem Kern über Frankreich. Bis morgen verlagert sie sich zentrumstechnsich nach Deutschland (grüner Pfeil). An Ihrer Vorderseite erreicht Luft nordafrikanischen Ursprungs die Alpen, im Westen hat schon der Föhn eingesetzt. So meldet Bludenz jetzt schon an die 34 Grad, Innsbruck fast 33, während es in Wien mit 27 Grad noch angenehm zugeht...

Kommen wir zu den fraglichen Punkten für den Mittwoch. Im Vorfeld der Kaltfront erwarten wir Gewitter, nur wo, wann, wie stark ?

Zweites Thema: Wie hoch werden die Temperaturen klettern ? Auch das ist alles andere als sicher.

Gehen wir zu einem Modell das Erstaunen auslöst.. das GFS.


Zu sehen die Vorhersage der Maximaltemperaturen für morgen. Die erreichen beispielsweise im Osten stellenweise laut Modell nicht einmal 30 Grad. Wie komme ich dann gestern dazu von 36, im Extremfall 38 zu schreiben ?

Weiters eigenartig: Die Niederschlagsverteilung:

Die Labilität:

 Die Werte von CAPE und LI sind gerade am Nachmittag und Abend im Osten extrem hoch bzw. tief ... nur soll es gerade dort laut Modell keine Gewitter geben ...

Sprich, das passt alles irgendwie nicht zamm. Statt zu verzweifeln kann man ja zur Abwechslung mal auf Logik und Instinkt setzen :)

Der Instinkt sagt: Wir starten morgen mit einer Föhnsituation:


Der Instinkt sagt weiters, dass wir morgen eine gute Chance haben, dass im Flachland nicht der handelsübliche Südostwind aufkommen wird, der aus Ungarn stabile Luft unten hereinbringt und die Maxima dämpft, sondern dass im Lauf des Vormittages der Föhn auch am Alpenostrand durchbrechen wird und der Wind rein auf Süd drehen wird. Damit sind die 34-36 Alpennordseitig geschenkt, und auch in Kärnten sowie leeseitig der Pack wird der Jauk zupfen.

Eine erste Druckwelle wird bis Mittag das Rheintal erreichen und hier den Wind westeln lassen, noch bevor die Gewitter kommen. Mit denen rechne ich ab dem frühen Nachmittag, ähnlich wie am Sonntag vom Appenzellerland übergreifend... bei knapp 50 kt in 500 hPa erübrigt sich die Frage ob die auch heftig ausfallen könnten ...

Es wird dann im Rahmen des möglichen sein, dass sich aus diesen ersten Zellen eine Linie formiert die den Kalkalpenkamm entlang nach Osten zieht. Hier endet die Vorhersagbarkeit mit Modellen, da ab dann die Sache eine Eigendynamik entwickelt, die Modelle im Voraus nicht abbilden können.

Mein Bauchgefühl sagt mir im Moment, dass diese Linie mit sehr hoher Geschwindigkeit nach Osten die Alpen entlang marschieren wird. Mit dabei: Sturm, Hagel.

Die Modellmeinung hierzu ist, dass die Gewittertätigkeit sich nach Tschechien verlagert und an den Alpen nur eine trockene Windkonvergenz durchgeht.  Riskieren wir halt was :)

Im Temperaturablauf sieht das jedenfalls extrem aus:


Also: Aus Erfahrung würde ich GFS und WRF folgendermaßen overrulen:

Höchttemperaturen des GFS alpennordseitig und im Osten um 2-5 Grad nach oben korrigieren, Wind im Osten auf Süd korrigieren, mit Gewittertätigkeit an der Druckwelle, die am Nachmittag und Abend die Alpen entlangrast, rechnen.

Lg

Manfred

Montag, 11. Juli 2011

Mittwoch: Let's fetz

Hallo,

sich mit dem zentraleuropäischen Wettergeschehen anzufreunden fällt dieser Tage sehr leicht... Sommer mit allen Spasseterln und Facetten.

Eines meiner liebsten Facetten des Sommers bei uns sind klarerweise die Gewitter. Und deren gab es schon am Samstag und noch viel mehr gestern Sonntag gröberer und interessanterer Art und Weise. Ich beginne mit denen von gestern, da uns hier ein kleiner Vorgeschmack auf das was uns am Mittwoch blühen könnte gegeben wurde.


Die Karte zeigt die Maximalböen in km/h vom Sonntag. Auffallend sind die zahlreichen 100 + Werte zwischen Bregenz und Enns. Die Böen traten beim Durchzug mehrerer linienartiger Gewitterkomplexe auf. Blogleser wissen natürlich, dass die Linienform durch die Konzentration des Ausflusses allein ....





schon für hohe Böen sorgt, gestern kam aber noch ein Faktor hinzu. Im Vorfeld der Gewitter gab es teilweise markanten Föhn....



.. illustriert hier an der Karte der Differenz Temperatur-Taupunkt um 15 Uhr. Wir sehen Differenzen von 20 Grad im Wipptal, tw. in Kärnten, im Ennstal etc. pp. Hier kam also trockene Föhnluft in die Täler und auch ins nördliche Alpenvorland. Über Bayern lagert feuchtere Luft (geringere Differenzen). Dort haben sich dann auch die Zellen gebildet die dann nach Oberösterreich gezogen sind. Die trockene Föhnluft hat die Niederschlagskühlung beim Gewitterdurchzug weiter verstärkt, und die Böhen nochmals erhöht. Dass Resultat ist in den hiesigen Nachrichten nachzulesen...


Damit zur Grosswetterlage:


Die heutige Kaltfront liegt quer über den Alpen, das Wetter Richtung Mittwoch wird aber gerade westlich von Portugal und über Marokko gebraut. Eine kräftige Zyklone greift auf Südwesteuropa über und bezieht an ihrer Vorderseite Afrikanische Festlandluft (in magenta dargestellt) in die Zirkulation ein. Bis Dienstag bildet sich über Spanien und Frankreich eine kräftige Welle:


Bei uns führt der Herantransport der Afrikanischen Luftmassen zu einem kontinuierlichen Temperaturanstieg, der heute Nacht beginnt und in der Nacht auf Mittwoch abgeschlossen ist...

Am Mittwoch selbt verlagert sich der Tiefkern nach Westdeutschland, über Bayern bildet sich im Modell der Wahl ein kräftiges Föhntief aus:


850-er von bis zu 22 Grad, dazu föhnige Unterstützung werden die Werte am Nachmittag von Innsbruck ostwärts punktuell auf 36-38 Grad klettern lassen können, dazu trocknet es natürlich auch ab... Das Problem dabei ist dass die Luftmassen tw. höllisch labil sind:



.. und die Höhenströmung mit der Annäherung der Kaltfront kräftig zulegt:



All das zusammen ergibt eine brisante Mischung.  Ich würde damit folgendes Erwarten. Ersteinaml wird lange nichts passieren. Ich rechne aufgrund des Föhns mit einer späten Auslöse, dann aber mit dem Übergreifen von teils kräftiogen Zellen aus SW nach VBG und Tirol, die über Bayern dann Linienförmig werden und nach SBG und OOE ziehen werden. Dabei kann es an den Südrändern durchaus auch zu superzellenartigen Features kommen.

Damit haben wir in den Zellen vor allem Sturm und signifikanten Hagel im Programm. (westlich von Linz).

Noch nicht zu beantworten ist, wie es sich im Osten und Süden in der Zeit zwischen Sonnenuntergang und Mitternacht verhalten wird. Es kann hier mit dem Durchgang der Druckwelle auch noch scheppern, das hängt aber am seidenen Faden ...

Geniessen wir ersteinmal die kontinuierliche Erwärmung am Dienstag, dann schau ma weiter ;)

Lg Manfred

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PS: Aus besonderem Anlass und weils hier bequemer als in den Kommentarfeldern erledigbar ist ein kleines Addendum zur schweren Rheintalerin vom Sonntag Nachmittag. Ano aus dem Weschten fragte ja, ob das vorherzusehen war, dass es auch in VBG schwere Gewitter geben würde.


Ich muss sagen, nicht für mich, da ich mir aufgrund des Jetlags am Sonntag noch keine Karten angesehen habe. Hätte man das aber gemacht, dann hätte man mit JA geantwortet, was ich kurz anhand des WRF demonstriere...


Zum einen herrschte wie bei jeder sommerlichen Föhnsituation in den Inneren Tälern gute Durchmischung und durch Feuchtetransport aus dem Alpenvorland herein damit auch erkleckliche Labilität über dem Ländle:




.. Die Windsituation knapp vor den Gewittern zeigt den Föhn in den inneren Tälern, sowie das thermische Einströmen aus dem Alpenvorland aus Norden:




.. im Höhenprofil des Windes zeigt sich mäßige bis gute Scherung, da der Ostwind alsbald auf Südwest dreht und an Stärke zunimmt:




.. da kommen wir zwischen Boden und 500 hPa schon auf einen Scherungsvektor von etwas über 40 Knoten, was zumindest nicht nichts ist und stark für Organisation von pot. Gewitterzellen spricht.




Dann fehlte noch der Trigger, der Auslöser für die Bildung der Zellen. Der erfolgte, meiner Vermutung nach durch die Konvergenz im Vorfeld der aus Franbkreich hereinrückenden Kaltfront gepaart mit der Föhnkonvergenz über der Schweiz, und es wurde eine klassische Appenzellerin geborgen, die dann unter optimalen Enticklungsbedingungen auch VBG heimgesucht hat.


Im WRF war das alles  sowie die Bildung der Ausserfernerin und der Abendvandalin in SBG und OÖE auch in den Niederschlagsfeldern als Spur zu finden: (etwas zeitlich versetzt natürlich..)




Man hätte also hier bei einer Bewertung den Ostschweizer Alpennordrand (wie auch immer der dort im lokalen Idiom heisst) das VBG Unterland, den Bregenzerwald, das Ausserfern sowie Karwendel *gleich* bewerten müssen (hinsichtlich einer Klassifikation des Schwergewitterpotentials).


Bleibt noch zu sagen, dass man es im Nachhinein mit den selben Karten viel besser analysieren kann als man es Stunden vor dem Ereignis prognostizieren kann, da man jedem Modell erst einmal mit Skepsis begegnet und das ist gut so :)


Gut Nacht


Manfred