Montag, 30. September 2013

Hochdruck-Terror

Hallo,

ich bin gerade im Begriff, meine Zelte hier abzubrechen und mich auf den Heimweg ins (gute ?) alte Österreich zu machen. Die Wahlergebnisse und das zu erwartende Wetter in dieser ersten Oktoberwoche machen mir das nicht sonderlich schmackhaft, aber beides kann man sich eben nur bedingt aussuchen.

Hier im Süden Australiens - der kurze Abstecher sei mir wettertechnisch erlaubt - war es ein wettertechnsich turbulenter und deswegen umso interessanterer Start in den Frühling... Kaltfrontpassagen beinahe im Tagesrhytmus mit Temperaturschwankgungen so um die 15 bis 25 Grad.... und die nächste, scharfe Kaltfront ist gerade ante portas:


Man kann sich an der scheckigen Bewölkung nahe dem Südwesten des Kontinentes den nahenden Kaltluftvorstoß gut ausmalen, noch plakativer wird es, wenn man das Satellitenbild mit einer Energieanalyse der Atmosphäre hinterlegt...


wobei die Farben eh für sich sprechen ....


In Europa kann man natürlich das selbe machen .. der Einstand :


3 dominante Druckgebilde gibt es auf diesem Bild manifestiert... ein kräftiges Höhentief über Nordrussland, ein Hoch über der Nordsee und ein alter, kräftiger Tiefdruckwirbel über dem Mittelatlantik... die Farben sagen uns wo der Bartl den Most hinweht:

Kalte Luft kommt an der Westflanke des Russlandtiefs nach Zentraleuropa voran, das Atlantiktief steuert milde, subtropische Luftmassen gen Nordosten und das Höhenhoch über der Nordsee wirkt irgendwie als Trennscheibe zwischen beiden. Die grenze zwischen kalt und mild verläuft momentan etwas südlich der Alpen, wo sich die letzten Überreste von HUMBERTO gerade über Mittelitalien ausregnen und ausgewittern.

Dazu passend  die Frontenlage:



Wie geht es weiter... gut, das Spannende habe ich schon vorweg genommen, nämlich dass es langweilig wird. Wie funktioniert die absolute Langeweile ?

Gezündet wird sie über dem Ostatlantik.... dort bildet sich demnächst eine Verbindung vom Subtropenhochgütel zu dem Höhenhoch über der Nordsee:

Hier in der 500/1000 hPa Übersicht in 24h Abständen:





... mit dem Effekt dass an der Ostflanke des Neuen, superkräftigen Hochs über West- und Nordeuropa ein ziemlich eisiges Briserl am Mittowch und Donnerstag insbesondere die Osthälfte der Alpenrepublik beehrt, weswegen hier am Donnerstag in der Früh vermehrt Sterbegefahr für frostempfindliches Grünzeug im Garten und auf Balkonen besteht:



Der Westen ist feiner raus, denn durch die Verlagerung des Hochs nach Osten baut sich zur Wochenmitte ein doch zunehmend deutlicher Druckgradient von Süden nach Norden auf, was heißt dass es zunehmend föhnig wird, hier am Beispiel ausgewählter Druckdifferenzen zwischen der Alpensüd- und Nordseite:

Westalpen:



Grenze West-Ostalpen:



Wipptal & Co.


 
Der Föhn .. und es ist wahrscheinlich nicht einmal besonders kräftiger... wird wohl das *Highlight* der zweiten Wochenhälfte sein. Nicht unter den Tisch kehren möchte ich hingegen das Folgende:

Was Fad ist für den Blogger wird perfekt für den Wanderer und Naturfotografen... Fernsicht, Laubfärbung, ein Föhnfischerl vielleicht und goldige Laubuntermalung können für die notwendige Ästthetik sorgen.

In diesem Sinne, bleibt der Blog dann mal bis Donnerstag recht *dicht*

Lg

Manfred

Donnerstag, 26. September 2013

Druckgradienten zum Anschauen

Hallo,

dank meines Kollegen Marc :-) kann ich heute mit ein paar neuen Grafiken, die das Hintergrundverständnis um Lokalphänomene ein bisschen anheben sollen, aufwarten.

Im heutigen Eintrag geht es um Faktoren, die uns Meteorologen helfen, lokale Windphänomene zeitlich und räumlich gut eingegrenzt vorhersagen zu können. Dabei geht es weniger um den Land-Seewind als um Phänomene der gebirgsüberströmung, also Föhn in allen seinen Variationen, von der Bora bis zum Chinook :)

Obwohl es immer noch nicht ganz heraus ist, auch nicht unter Experten, was denn nun tatsächlich der Motor und der Diesel der sog. katabatischen Windphänomene ist, welche Rolle nun wirklich Zirkulationsbeschleunigung etc. pp. wirklich spielt, so herrscht wenigstens darüber Einigkeit, dass man abhängig vom Gebirge das man bestrachtet eine Masszahl verwenden kann, um abzuschätzen ob im Lee dieses Gebirges nun so etwas wie der Föhn der Region auftreten wird oder nicht.

Diese Masszahl ist - so einfach es klingen mag - einfach der Bodendruckunterschied quer zum Gebirge.

Ganz abwegig ist das ja nicht, denn horizontale Unterschiede im Druck führen zu einer Beschleunigung der Luft vom Hoch zum Tief, das bewerkstelligt die so genannte Druckgradientkraft.

Das Gebirge, das quer zu dieser Messlinie für den Druckgradienten verläuft, stellt eine Art Widerstand für diese Ausgleichströmung dar. Je höher der Gebirgsstock, desto größer der Widerstand.  Das ist irgendwie eine gute Analogie zum Ohm'schen Gesetz, das - an einem Schweizer Kanton Anleihe nehmend sagt U = R * I .. Spannung ist gleich Stromstärke mal Widerstand - lautet


Je höher bei gleicher Spannung ( = Druckgradient) der Widerstand ist, desto kleiner ist der Massenaustausch vom Luv zum Lee (Stromstärke). Im Detail kann der Vergleich mit dem Ohm'schen Gesetz vielleicht ein bisschen hinken, im Grundprinzip ist da aber nichts Falsches daran.

Das heisst: Kennt man den Druckunterschied vom Luv zum Lee und hat man etwa ein Gefühl für den Widerstand des Gebirges, kann man abschätzen, wie föhnig oder unföhnig eine Situation sein kann.

Die Grafiken stellen nun den Verlauf des Druckunterschiedes vom Luv zum Lee (oder umgekehrt) von prominenten zentraleuropäischen Hügel- und Gebirgsketten anhand logischer Stationspaare dar.

Wir Alpenländer lieben oder hassen den Alpenföhn, also fangen wir damit an. Hier gibts von West nach Ost ein paar Paare quer zum Alpenhauptkamm:

Lausanne - Turin



Zürich - Lugano



München - Bozen



Salzburg - Udine



Linz - Maribor




Negative Werte bedeuten, dass der Druck im Norden des Hauptkammes tiefer ist als im Süden, positive bedeuten das Gegenteil. Von Schnitt zu Schnitt gilt es nun festzustellen ab welcher Grenze es zu föhnigen Effekten kommt, dh. was ist der 'Grundwiderstand' des gebirges, der überwunden werden muss, damit es föhnt.


Nun gibt es nicht nur die Alpen..... die kalte Schwester des Föhns namens Bora, kann man sich genauso mit einem solchen Diagramm ansehen. In der Heimat der Bora (oder Bura...) ... Kroatien bietet sich das Paar Ogulin (wo die schönen Rosen blühn= und die Küstenstadt Split an. Wiederum.. negative Werte heißen, dass der Druck am Meer geringer ist und es zu Bora kommen kann.




Nebst Alpen und dem Dinarischem Gebirge haben wir viele Mittelgebirge mit ähnlich ausgeprägten Phänomenen, z.B den Bayrischen Wald und das Erzgebirge .... Gefürchtet ist dort der grausige *Böhmische*, der weht, wenn die Beckenlandschaften in Tschechien unter hohem Druck - weil hochnebelig - stehen, und die Strömung über die Scharten der Kämme schießt...






Wir haben auch besonderer (Nord)Föhn - Phänomene am Alpenostrand ... hier eine Grafik für das Günser Gebirge ...




und hier auch etwas für das zugige Eiserne Tor an der Grenze von Rumänien zu Serbien ...




Last but not least kann man so etwas auch für generell windige Situationen verwenden, im dem man sich Wien und Salzburg ansieht. Bei 10 hPa Druckunterschied (West zu Ost wohlgemerkt) fällt in der Regel irgendwo dazwischen der 100-er.... (diesmal ist zwar stürmischer OSTwind im Alpenvorland, der 100-er bleibt uns wohl aber erspart.




Diese Grafiken sind nun auch op. im Userportal verfügbar (2x täglich neu).

In diesem Sinne lg und schönen Donnerstag !

Manfred








Dienstag, 24. September 2013

Scharfe Grenze

Hallo,

zu USAGI, gibt's kaum mehr was zu sagen, vor seinem Tod über dem Festland hater erwartungsgemäß die Küste Südchinas mit voller Wucht noch als ein Zyklon der Kategorie 3 mit Mittelwinden nahe 200km/h im Kernbereich getroffen und auch zahlreiche Menschenleben gefordert. Das - und  auch der damit Zusammenhängende Zeitpunkt als Europäische Medien begannen in CRTL C und CTRL V Manier davon zu berichten -- ist nicht blogbar.

Wenden wir das geneigte Auge daher nach Mitteleuropa. Dort tut sich etwas Interessantes:



 Optisch ins Auge springen die 2 wunderbaren Zyklonen, eine tief im Osten, eine westlich der Britischen Inseln. Die östliche ist die Konsequenz des Downstreamdevelopments, initiert von der westlichen Zyklone, zwischen beiden wölbt sich ein kräftiges Hoch auf.


Reflektiert ist diese Situation auch im Wasserdampfbild...


Wobei da durch trockenen Zungen noch etwas mehr Detail reinkommt. Weil es so schön ist, möchte ich das stattgefundene Downstreamdevelopment anhand von 2 Wasserdampfloops (die einander zeitlich überlappen) nochmals Revue passieren lassen: (Zum Start der Animationen bitte die entsprechenden Dreieckerln klicken :)








Dazu gibt es das Folgende anzumerken.. Es ist für mich erstaunlich - in der Hinsicht dass es selten so schön zu sehen ist - wie das Hoch, das von Ex-Tropensturm Humberto über dem Mittealatlantik aufgewölbt wird - zum Steuerzentrum für die Luftmassen über Europa wird. Man sieht wie die Feuchteschlieren der Frontalzonen rundherum um das Hoch im Uhrzeigersinn mehrfach spiralierend herumgeführt werden. Als kalte Folge des Downstreamdevelopments bricht an der Ostflanke des Hoch ein Tief mit Kaltluft im Gepäck nach Osteuropa aus. Und das ist die Situation, bei der wir nun stehen, anbei nun mit Fronten:



Zwischen beiden Tiefs spannt sich eine markante Frontalzone, die unseren Kontinent in einen kalten Nordosten und einen warmen Südwesten trennt. Es zahlt sich aus, hier nach langer Zeit wieder mal einen Querschnitt durch die Front zu erstellen:


Rechts ist die Strecke des Schnittes zu sehen. Beim kreuzen der Front über dem Norden Tschechiens sackt die 0-Grad-Grenze ins insgesamt fast 4000m nahe 2000m auf der kalten Seite ab.

Nun, die Frage ist bei obigem Bild, wer sich auf Dauer bei uns durchsetzt ? Die Frage ist nicht leicht zu benatworten. Zunächst ist es einmal recht fix, dass die Warmluft aus Südwesten bei uns immer mehr die Oberhand gewinnt.... man kann das anhand der Entwicklung der Äquivalentpotentiellen Temperatur der nächsten 48h nachvollziehen:




Die beiden Tiefs bleiben bis Mittwoch nahezu stationär, an der Position der Luftmassengrenze quer über Europa tut sich nicht viel... Altweibersommerlich wird es dabei im DACH Raum (mit Ausnahme des Nordosten Deutschlands..)

Dann...


bekommt man laut ECMWF (und auch GFS schlägt Töne in die Richtung an ...) irgendwie so ab Freitag den Eindruck, dass die kontinenatle Kaltluft im Osten etwas mehr *Drive* bekommt und sich nach Westen und Süden ausbreitet ....

was in den darauf folgenden Tagen mit leichtem hin- und her zu einer Netto Verlagerung der Grenze in Richtung Alpen resultiert...



.. damit würden keinerlei signifikante Wettererscheinungen einhergehen, es wäre etwas, das einem Australischen Cool Change, also Abkühlung ohne Wolkenerscheinungen, nahe kommt. Und auch sonst wäre es unspannend. Dennoch, akademisch spannend bleibt hierbei, wie weit im Voraus unsere globalen Modellen mit einer derartigen Feinheit prognostisch sinnvoll umgehen können.

In diesem Sinne schönen Start in die letzte Septemberwoche

Lg

Manfred

Freitag, 20. September 2013

Supertaifun USAGI

Hallo,


Das Wetter für Mitteleuropa am Wochenende kann man kurz fassen. Altweibersommerwetter aufgrund eines exemplarisch schönen Downstream-Developments über dem Mittelatlantik. Der Osten bleibt auf der etwas kälteren Seite und wird auch von Frontschleifern hin und wieder belästigt... sonst kann man dazu nicht viel bloggen.


Weit weg im Südosten hat sich Taifun USAGI zur Überraschung vieler Meteorologen über nacht extrem intensiviert und die Erwartungen deutlich übertroffen. Statt 110kt Mittelwind liegen nun die Schätzungen bei 140 kt, in Böen sogar bis 170 kt (DAS SIND 300-310 KM/H !!). Usagi trackt weiter behende nach Nordwesten, wird die Südspitze Taiwans streifen und unter leichter Abschwächung über das Südchinesische Meer ziehen, wobei von Sonntag auf Montag unserer Seit von einem Landfall nahe Hong Kong ausgegangen werden kann...

die letzten 42 Stunden von USAGI in der IR Animation:



Hier ein paar Schnappschüsse im Detail:

Infrarot plus Sichtbarar Kanal:




Sichtbarer Kanal:




Wasserdampfkanal:



Das Auge hat derzeit einen Durchmesser von ca. 30km. Im Bereich des Auges sinkt obertroposphärische, sehr trockene Luft weit nach unten, zu erkennen an dem roten Tupfer im Wasserdampfbild.

Der aktuelle Forecasttrack des JTWC:

Zm Abschluss noch ein Erklärstück in eigener Sache: Ich habe die Vergleichsdiagramme in der Sektion für registrierte Benutzer nochmals überarbeitet. Niederschlag ist etwas tricky..... und dem muss man Rechnung tragen. Hintergrund: Die Wetterstationen im SYNOP Code melden zumeist um 00 und 12 UTC die 6-stündige Summe, um 06 und 18Z die 12 stündige Summe. das Generierungsprogramm ist nicht so gscheit, dass es das abbilden kann.

Deshalb folgende Lösung:



Niederschlag in Balken: Von den Modellen wir stets die 12-Stunden Summenvorhersage dargstellt. Von den Stationen werden die 12h meldungen mit Kreuzeln hinterlegt dargestellt (6 und 18 UTC), hier gibt es also einen Match mit den Modellwerten. 6h Summen werden grau und undurchlässig dargestellt, diese Werte darf man nicht mit den Modellwerten zu diesem Zeitpunkt vergleichen.

(Es erfolgt noch einmal der Hinweis: Wie man sich registriert, hierzu gibt es einen Menüpunkt in der rechten Seitenleiste)

Lg und schönen Freitag

Manfred

Donnerstag, 19. September 2013

Taifun Usagi will nach Hong Kong - 'Pensionisten'wetter in Zentraleuropa

Hallo,

ein eher kurzer Eintrag heute, wollte es nur nich verpassen auf einen - von oben - traumhaft schönen Zyklon hinzuweisen, der sich gearde auf dem Weg ins Südchinemische Meer macht... Taifun USAGI .. hier die Animation der letzten 28 Stunden:



Man beachte die pulsierende Entwicklung des Auges sowie die zyklische Neubildung und Auflösung der Walls im Kernbereich. Laut JTWC wird er sich in weiterer Folge unter guten Bedingungen von derzeit Spitzenmittelwinden von 95 Knoten bis morgen auf 115 kt verstärken. Im aktuellen Pfad liegt die Millionenfinanzmetropole Hong Kong, wo der Taifun in der Nacht auf Montag unserer Zeit nur leicht abgeschwächt ankommen könnte..

Ähnlich stürmische Zeiten für Zentraleuropa ? Mitnichten... bzw. im Gegenteil !

Die aktuelle Lage:


Aktuell liegen wir hinter einer des Nachts durchgezogenen Kaltfront im Einflussbereich eines Umfangreichen Troges unter Zufuhr mässig kalter Luft aus Nordwesten.

Die nächste dominierende Großwetterlage wird gerade weit draussen am Atlantik gebraucht. Es ist das Tief am nordwestlichen Bildrand bzw. der Warmluftvortoss an seiner Vorderseite der für uns maßgeblich wird.... na ja indirekt zumindest....

Die Vorhersagekarten für Samstag in der Früh zeigen warum...


Im Bereich des nach Nordosten gerichteten Warmluftvorstosses beginnt sich ein starkes Hoch nach Westeuropa zu schieben... dessen Amplitude über das Wochenende weiter zunimmt...


sodass wir in der Nacht auf Montag - im Gegensatz zu Hong Kong - mit einem starken Keil über Westeuropa enden. Der Alpenraum liegt an seinem kühlen Zipferl am Ostrand des Systems... das wird einen Hauch von Altweibersommer haben .... nach all dem Regen sind es aber tendenziell jetzt erstmal eher trockene Zeiten, die anbrechen.

Lg und schönen Donnerstag

Manfred

Dienstag, 17. September 2013

Scharfer Trog = viel Wasser

Hallo,

ja, endlich bietet sich eine zentraleuropäische Front, die das Bloggen wieder einmal wert ist.

Viele werden es verschlafen haben, aber tatsächlich, es hat über die Nacht vor allem in der Osthälfte des Landes - aber auch sonstwo - ziemlich viel geregnet:


.. und auch in der ehrenwerten Wienerstadt sind seit 21 Uhr um oder mehr als 50 L auf den Quadratmeter gefallen.

Wie kommts ?

Schauen wir uns den *Verursacher* mal in einem wirklich smoothen Loop an...





Das ist eine Animation des IR Bildes der letzten 24 Stunden mit einer Framerate von 20 Bildern pro Sekunde (1 sek Film entspricht dabei genau 1h40 Minuten in realer Zeit).


Man sieht, wie eine markant ausgeprägte Kaltfront im Tagesverlauf auf die Alpen übergreift. Das ist erst mal nichts Besonderes. Im weiteren Verlauf des Loopes sieht man aber wie über dem Südwesten deutschlands und der Schweiz eine Verdickung des Wolkenbandes zu beobachten ist und sich das Ganze System von einer Orientierung Südwest-Nordost mehr zu Süd-Nord aufsteilt.

Hier nochmals in der klassischen 'Grau zu Weiß' Darstellung, weil's so schön ist:





Die obigen Loops demonstrieren den klassischen Prozess der Verwellung einer Front über den Alpen. Dieser Fall ist aber ein ganz Besonderer, da er eine gute Gelegenheit bietet, dieses Ganze Gerede von IPV und Wasserdampf Einiger der letzten Einträge zum Leben zu erwecken.


Das Wasserdampf/IPV Bild von gestern Früh:


Richtet die Augen auf den gleben trockenen Einschub über den Britischen Inseln. Im Bereich des Troges dort dringt trockene Stratosphärenluft weiter herunter in die Troposphäre als üblich, die IPV als blaue Isolinien springt darauf an.

Um 14:00 Uhr..


ist recht klar zu sehen, wie diese Anomalie stärker wird und sich vor allem dem frontalen Wolkenband von Westen her deutlich annähert. Gleichzeitig mit dieser Annäherung erhält das Wolkenband die typische Wellenausbuchtung nach Westen hin.... hier ist also schon ein Prozess im Gange.

Um 18 Uhr..


.. weitet sich die Anomalie nach Süden aus (selbstredend tut es die trockene Kaltluft im Trogbereich ...)


und um 00:00 Uhr..


 sitzt die Anomalie bereits genau über Vorarlberg. Die wesentliche Musik spielt hingegen - und das ist kein Wunder - östlich und stromaufwärts der Anomalie.


Aus einer mehr modellhaften Perspektive hier die IPV im Zusammenhang mit signifikanter aufwärtsgerichterer Vertikalbewegung (=die Plus Symbole):


Um 00h haben wir die Anomalie über Vorarlberg, die stärkste Vertikalbewegung verbunden mit den stärksten Niederschlägen stromauf über Ostösterreich.

Wie schon so oft erzählt, die Plausibilisierung von Verwellungs und Tiefbildungsprozessen via IPV bzw. Wasserdampf ist äquivalent zur klassischen Beschreibung via Jets, Divergenz und Konvergenz...
Und um das wriklich schöne Bild abzurunden, hier eine Jetkarte von Mitternacht:


Der Jetstreak (Geschwindigkeitsmaximum) befindet sich über Mecklenburg-Vorpomern (schwarzer Kreis). Ostösterreich sitzt im Right Entrance Gebiet des Streaks (roter Kreis links unten). Dynamisch begünstigen aus Gründen von Konvergenz und Divergenz Positionen im Right Entrance und Left Exit von Streaks die Bildung von Wellen und neuen Tiefs und damit auch die Verstärkung von Hebungs- und Niederschlagsprozessen.

Nun gut, zum Abschluss komme ich mit einem neuen Produkt, ein Loop der Satelliten IRHRV Kombikanals gemeinsam mit dem Zentral-Osteuropäischen Radarkomposit, das die Entwicklung des Ganzen über die letzten nunmehr 3 Tage darstellt.







Lg (und Entschuldigung für die Fülle an Info, Bildern und Loops... hat Spass gemacht :)

Manfred

Montag, 16. September 2013

Eine Lanze für den Druck

Hallo und einen schönen Montag morgen,


heute geht es im ersten Teil um die eigentlich alltäglichste Variable, die stets omnipräsent ist, andererseits aber so beständig ist - oder anders gesagt  wir so unempflindlich gegen deren typische Änderung sind - dass wir sie eigentlich nicht  so recht wahrnehmen: der Luftdruck.

Physikalisch gesehen ist der Druck eine Kraft pro Flächeneinheit oder in äquivalenter Betrachtung eine Energie pro Volumen.

Über die Beziehung zur Kraft ( Masse mal Beschleunigung) kommen wir darauf, dass der Druck am Erdboden nichts anderes als der Effekt der Masse an Luft in der Säule über den Köpfen von uns Erdenbürgern  ist, die auf uns hernieder drückt.

Ein typischer Wert des Luftdrucks am Erdboden ist rund so um die 1000 hPa, also rund 100.000 Pa. (Pascal ist die Einheit des Druckes). Der Druck, den 1 Kilo Luft auf den Quadratmeter, auf dem sie lastet, ausübt sind gemäß Definition (1kg*9.81m/s²)/(m²) also  ca. 10Pa.

100.000Pa sind also der Effekt von nicht weniger als ca. 10.000kg Luft in einer Säule von 1x1m Grundriss, satte 10 Tonnen.

Der Grund warum uns das nicht in die Knie zwingt ist übrigens trivial: Die Körper von Mensch&Tier bzw. die äquivalenten Gefäße von Planzen und Pilzen stehen im mindesten unter dem selben Innendruck, sodass sie den äußeren Luftdruck balancieren.

Der Druck nimmt also mit der Masse der über der Bezugsfläche lastenden Luft ab. Auf die Säule bezogen ist es klar, dass ein paar 1000m weiter oben der Druck deutlich geringer sein muss, weil ein erklecklicher Teil der Masse schon unterhalb und nur noch weniger über der Bezugsfläche lastet. Bringt man jetzt noch eine Gleichung, die das Verhalten idealer Gase beschreibt, mit hinein, sieht man dass der Druck in der Säule mit zunehmender Höhe immer langsamer abnimmt-  man landet bei der logarithmischen Barometrischen Höhenformel.

Hat man am Boden (oder in einer beliebigen Schicht) auf selber Höhe einen horizontalen Unterschied im Druck, so ist das aus der Definition des Druckes heraus äquivalent zu einer Beschleunigung, aus der dann auch z.B der Antrieb für unsere Windsysteme erfolgt.

Kommen wir zu einer etwas übertragenen Betrachtung des Druckes und gehen wir dabei mehr auf die Definition via der Masse von Luft in einer Säule über dem Erdboden.

In erster Näherung kann man trotz der überbordenden Emission von Treibhaus- und anderen atropogenen Gasen davon ausgehen, dass die Gesamtmasse der Atmosphäre in etwa gleich bleibt und diese Gesamtmasse führt zu einem Durchschinttsdruck auf Meeresniveau von 1013 hPa. Signifikante Abweichungen davon müssen daher eine übergeordnete Ursache haben.

Wo der Druck am Boden verhältnismäßig tief ist, ist verhältnismäßig wenig Masse in der Säule. Umgekehrt, wo der Druck hoch ist, ist viel Masse enthalten.

Ein Bodentief ist also deswegen ein Tief, weil irgendein Prozess effektiv Luftmasse aus dem Bereich des Tiefs entfernt hat, ein Hoch ist deswegen ein Hoch, weil ein Prozess Luftmasse in das Hoch hinein gepumpt hat.


Und hier wirds nun langsam spannend. Was sind diese Prozesse, die Massen entfernen und Massen aufakkumulieren, was sind diese globalen Spediteure der Atmosphäre ?

Ein Gedankenexperiment. Wir starten an einem klaren Sommermorgen an der Nordseeküste (Typische Lufttemperatur 5°, Wassertemperatur 15° ;). Die Sonne schafft es die Landmasse tasüber mit Müh und Not auf 24° zu erhitzen, das Wasser hält die über ihm lagendernden Luftmassen bei 15°. Das Gasgesetz sagt uns, dass sich über Land durch die Erwärmung die Luftsäulen dort vertikal ausdehnen müssen, über Wasser bleiben sie ungestreckt.

Im Umkehrschluss heisst das nichts anderes, dass z.B auf halbem Wege zwischen Boden und Tropopause über Land der Druck steigen muss (am Boden ändert sich nichts), über dem Wasser ändert sich auch in der Höhe nichts. Man landet also bei einem Druckunterschied in einiger Höhendistanz vom Boden, der via Wind, Strömung und Massentransport vom Hoch weg ausgeglichen wird. Damit wird aber nun effektiv Masse aus den Säulen über Land entfernt, der Druck am Boden über Land fällt, und nun setzt eine Strömung vom kalten Wasser zum  milden Land ein.

Zusammenfassung: Höhe: Wind vom Land zum Wasser. Boden: Wind vom Wasser zum Land. Das ist die relativ vollständige Darstellung der bekannten Land-Seewind Zirkulation.

Die Mutter des Massentransportes sind also horizontale Temperaturunterschiede, im der Fachsprache Baroklinität. Die Direkte Folge dieser Baroklinität sind Vertikalbewegungen, Konvergenz, Divergenz, das sind die Spediteure. Über diesee Feldgrößen wird die Verschiebung von Masse in der Atmosphäre von einem Ort zum anderen Beschrieben und diese Massenverschiebungen können wir Erdwürmer an den Barometern dieser Welt ablesen. Starker Lufdruckfall, auch wenn ihn nur die paar Wetterfühligen spüren, legt Zeugnis von über unseren Köpfen stattfindendem Diebstahl ab.

Auf anderer Skala und unter wechselnder Einbeziehung von feuchter Luft tun aussertropische Tiefs, Gewitter, Zyklone nichts anderes als die Luftpakete an der Nordsee. Baroklinität zwingt sie in Zirkulation, Divergenz stiehlt, Nettokonvergenz akkumuliert Masse.


Nun kann ich mich erinnern, dass ich vor fast 2 Jahren einmal über Rekordverdächtig tiefen Luftdruck in Österreich gesprochen habe (Siehe ). Ein Kollege von der Konkurrenz hat darauf hin in einem anderen Forum dies als unwesentlichen Rekord dargstellt, weil am Ende des Tages ja nur die Differenzen des Druckes im Raum und nicht die Absolutwerte zählen.

Das ist aus den obig gennanten Gründen in erster und zweiter Distanz nicht wirklich so:

Die Bilanz aus dem heutigen Wortschwall: Die Differenzen des Druckes in Zeit und Raum sagen uns etwas über die lokale Dynamik, den Wind, die lokalen Strömungen etc. Der Absolutwert des Druckes sagt uns etwas über die  räumlich übergeordnete Effizienz des Stehlens und Akkumulierens von Masse, etwas über das große Kino im Hintergrund.  Deswegen meint der Blogger, dass alle 3, die zeitliche Tendenz des Druckes, die räumliche Differenz und der Absolutwert in der Betrachtung des Wettergeschehens eine bedeutende Rolle spielen. Deswegen ist auch ab nun der Luftdruckverlauf in den MSWETTER Meteogrammen inkludiert (Beispiel Glasgow)





 Aktuell beginnt in der Alpenrepublik der Druck von Westen her wieder kräftig zu fallen...



 Was kein Wunder ist, da ein ausnehmend dickes Tief von Nordwesten her auf den Kontinent zusteuert...


.. das es dann in der Nachbetrachtung z.B übermorgen vielleicht wert ist, blogtechnisch zerlegt zu werden, da es doch einiges an Regen und vor allem  auch Schneemasse im Gebirge bei uns abladen wird.

Lg

Manfred