Sonntag, 14. September 2014

Meteorlogischer Horrormovie: Von Untoten - Leichen, die keine sind

Hallo,

frei nach Wolf Haas ... jetzt ist schon wieder was passiert, dabei hat alles so harmlos angefangen...

In den letzten 72h hat der Himmel einmal mehr in diesem zur Neige gehenden 'Sommer' mehr als nur eine Schleuse geöffnet.. die Onlineportale sind voll mit Schnappschüssen der freiwilligen und beruflichen Feuerwehren, die überschwemmte Strassen, abgerutschte Hänge und geflutete Keller zeigen.. vornehmlich im Südosten der Republik. Betitelt sich viele der Geschichten mit Katzenfotos, doch darum soll sich ein anderer kümmern.... in Zahlen:


Mehr als 100 L/m² sind im Jauntal, im Seewinkel, im östlichen Marchfeld und auch in Südmähren gefallen. Das entspricht (wieder einmal) der 2-3fachen durchschnittlichen Monatsmenge , diesmal halt für September. mit 84-94mm sind auch die östlichen Bezirke Wiens, namens Simmering und Donaustadt nicht übel dabei, Tulln , diesmal hat es *nur* 82mm ausgefasst war auch schon einmal trockener. Eine weitere Konzentration der Mengen sieht man im Raum Graz und der Weststeiermark sowie im Salzkammergut.

Was ist denn da schon wieder passiert.... den Anfang nimmt das Unglück schon weiter in der vorletzten Woche, wirklich sichtbar auf den für uns relevanten Ausschnitten wurde der Übeltäter erst bzw. schon am Donnerstag/Freitag der letzten Woche.. am 3/4. September...


Was ist da eingekringelt ? Ein Zipfel eines Höhentroges an der Südwestspitze Islands, angefüllt mit hochreichend kalter Luft. An sich nichts besonderes, man sieht solche Gebilde meit am Ende der Laufbahn von normalen Zyklonen, wenn die Zirkulation und die Dynamik in den unteren Schichten bereits geendet haben und nur noch eben die Höhenkaltluft eines sich dermaßen abschnürenden Troges sicht- und sprürbar bleibt. Man kann das also die Leiche eines Tiefs nennen.

Während aber in der menschlichen Welt kein Pfad mehr vom Jenseits in die Welt der lebenden führt, muss das in der Synoptik aber nicht zwingend so sein und die folgende Geschichte erzählt eben die Geschichte eines untoten Tiefs, das in weiterer Folge nochmals zu blühendem Leben erwacht...

An den weiteren Tagen ...





verlagert sich das Höhentief, an seine Vorderseite eine Kaltfront integrierend, was nicht so viel zur Sache tut, langsam aber stetig Richtung Südosten, es symmetrisiert sich dabei weitgehend, nimmt also den Pfad einer Transformation hin zum kreisrunden, intensiviert sich aber nicht - es gibt ja auch keinen Grund/ keine Möglichkeit dazu, da die Energiedifferenzen im bereich des Eies ja schon lange weg sind.


Der Montag bringt eine bahnbrechende Änderung (im wahrsten Sinne des Wortes) ... Von Westen her schiebt sich ein frischer, flacher und sehr dynamischer Trog in den Bildausschnitt. An seiner Vorderseite setzt Warmluftadvektion ein, was durch den Roten Pfeil symbolisiert ist. Den Gesetzen der Thermdynamik folget baut diese Warmluftadvektion stetig einen Keil auf, dessen Achse mit der orange-untebrochenen Linie dargestellt ist.

An der Vorderseite dieses Keiles nun muss die Strömung aufsteilen, dh stärker als zuvor auf Nordwest drehen. In der Folge verstärken sich auch im Bereich zwischen dem sich aufwälbenden Keil und dem alten Höhentief im Osten die Geopotentialgegensätze, die Strömung legt hier also auch an Geschwindigkeit zu. Wozu führt das ?




.. wir kennen diesen Prozess gut .. in unserem Fall ist es des Unheils beginn, neutral betrachtet handelt es sich aber um klassisches Downstreamdevelopment. Ich rekapituliere: Downstremadveleopment: Eine Intensive Entwicklung stromaufwärts (im Westen) führt dazu, dass weiter östlich gelagerte Systeme zwingend in Richtung Äquator gelenkt werden. Auf dem zweiten Bild sieht man, dass am Mittwoch das alte System nun schon deutlich unsymmetrischer ist, eine starke Strömung am Westrand und schwache am Ostrand aufweist und daher von der Quasistationarität hin zu einer raschen Südwärtsverlagerung übergeht.

Blöderweise liegt zwischen der obigen Position des Höhentiefs und dem Äquator das Mittelmeer.... was also geschieht wenn ein immer noch vergleichsweise schwach aktives System (es handelt sich immer noch um eine Zyklonenleiche) über warmes Wasser zieht, das soll der 3-fache Satellitenfilm zeigen....










Die Reaktivierung in Form des Aufschießens von Wolkenmassen, der Abkühlung der Wolkentops und der Anfeuchtung im Wasserdampfloop setzt dann ein, wenn die Kernmasse des Ei's die Alpen nach Süden hin überschritten hat. Der Prozess ist an sich einfach zu erklären, aber umso effizienter. Erreicht die Hähenkaltluftmasse das warme Wasser, ist die Atmosphäre mit einem Mal hochgradig instabil, es kommt zu starken diabatischen Wärmeübergängen, Konvektion setzt ein und auch ab Boden bildet sich rasch wieder ein Tief. Es ist gleichsam so, als ließe man seine Zimmerpflanzen eintrocknen bis zu dem Moment wo sie dabei sind , den Löffel bzw. die Blätter abzugeben und genau dann mit der rettenden Gießkanne daherzukommen, also das System Pflanze bzw. Höhentief mit frischem Sprit (Energie) zu versorgen.

Zum Zeitpunkt der Reaktivierung setzt nun auch das Ende der Verlagerung ein und in mehreren Schöben greifen gewittrig durchsetzte Okklusionsbilder von Süden, später aus Osten und Südosten auf dem Alpenraum über und lassen die Adriafeuchte darniederprasseln.

Mit der Detaildarstellung auf dem kombinierten Satelliten-Radar-Blitzloop des Prozesses des Überschreitens der Alpen und der darauf folgenden Regenerierung wünsche ich noch einen schönen, allmählich trockeneren Sonntag !





LG

Manfred