Mittwoch, 7. August 2013

Jump, don't walk..

Hallo,

nein, das wird kein Posting zu 40°C morgen ja oder nein ;) Es gibt Spannenenderes zu berichten :-D . Mithin zu den interessantesten Phänomenen, die in unserer Klimazone auftreten gehören Gewitter. Und da der Ofen für diese Geschichten in ein paar Wochen wohl für ca. 8 Monate ausgeht, widmen wir uns doch viel lieber den pulsierenden Lampions am Abend- und Nachthimmel als der Hitz'.

Ein Überblick zur Einstimmung:


Der Sommer steuert in diesem Land wohl auf seinen Höhepunkt zu. An der Vorderseite eines Troges über Westeuropa, der seine Frontengirlanden von Südwest nach Nordost verlaufend quer über Spanien, Frankreich, Benelux und Deutschland schickt, liegt der Alpenraum in einer zunehmend stärker werdenden südwestlichen Höhenströmung. Entlang der genannten Fronten herrschen starke Temperaturkontraste und über die letzten Tage kam es an diesen mehr oder weniger stationären Girlanden immer wieder zu massiven Ausbrüchen an organisierter Gewittertätigkeit, z.B über weiten Teilen der Schweiz und Deutschlands, aber auch über Westösterreich.

Ostösterreich, sonst eine Insel der besonders Seligen, war davon perifer betroffen, z.B gestern und heute Nacht. Obwohl wir alle schon Schlimmeres erlebt haben, lässt sich am gestrigen Ereignis so einiges vom Wesen und Ungestüm der organisierten Konvektion erläutern und erklären, das/der uns vorhersagenden Meteorologen das Leben nicht immer leicht macht. Fangen wir erst mit der unanimierten Bildstrecke an.


Gegen dreiviertel 5 greift eine Squalline von Baden-Württemberg kommend auf Bayern über. Soll ja hin und wieder mal vorkommen...


.. die propagiert allmählich ostwärts und verlängert sich nach Süden .... auch kein Wunder an sich.


gegen dreiviertel neun sieht man .. doch ein Stück VOR der alten Squall plötzlich neue Zellen entstehen.... (Bereich Grenze Oberösterreich/Bayern)






Es dauert keine 30 Minuten bis aus diesen Zellen ein Mordskomplex wird... der bald die alte, sterbende Squall an Aktivität überragt. Mir nichts dir nichts hat das System so einen Sprung von fast 100km hingelegt.



2 Stunden später das selbe in grün über dem Waldviertel. Weit vor dem Hauptkomplex schiessen mitten in der Nacht Zellen in die Höhe....




.. und der nächste Sprung geht dann direkt nach Wien, wo es um 2 in der Nacht ordentlich stürmt und scheppert.

Hier das Ganze in der Animation









Wie kommt es ? Nun, so große Systeme, die entsprechend lange leben, scheren sich irgendwann einmal nicht mehr um die großräumigen Verhältnisse sondern kreieren sich selbst die Felder in denen sie ziehen, wachsen und sterben. Diese Hüpferei kommt dadurch zustande dass der Komplex extrem ausflussgetrieben war. Woher weiß ich das ? Nun... in dem man sich die aufetretenenen Windspitzen ansieht:


.. gerade in Oberösterreich sieht man einige Windspitzen um die 90 km/h, in Enns sogar 108. Es handelt sich also um eine massive vorlaufende Druckwelle.

Die kam nicht ganz überraschend und war von den Lokalmodellen eigentlich ganz gut erfasst...


nur hab ich dem Modell gestern selber nicht geglaubt. Wieder was gelernt .. vielleicht ;-)


Normalerweise ist auch eine kräftige Druckwelle mitten in der Nacht nicht mehr im Stande auch in halbwegs labiler Luft so wie gestern, neue Linien zu triggern. In speziellen Fällen aber klappt es dann aber doch. z.B in Wien. Kollege Felix wies mich darauf hin, dass hier nicht nur eine, sondern 2 Druckwellen zusammenliefen.... eine ausgehend von der großen Bayrin/Oberösterreicherin, und eine ausgehend von der Waldviertlerin. Die liefen tatsächlich gegen 23 Uhr im Tullnerfeld zusammen und los gings...

Die wahre Macht der mesoskaligen Komplexe zeigt sich aber erst auf der größeren Skala. Sie bringen genug Energie auf um die die großräumigen synoptischen Höhenströmungen deutlich umzulenken ! (Ich hab hier mal ausgerechnet wie viele Atombomben man IN DER THEORIE zünden müsste um selbigen Effekt zu erreichen ... und es ist nicht nur eine .. )

Dazu hier eine Animation mit IR Bild, Blitzen und der 500 hPa Strömung aus dem Modell...

.....




Man sieht, dass sich die Zellen / Wolken anfangs an die Schiene, die die Höhenströmung vorgibt, gut halten und mit dieser nach Nordosten wandern. Allerdings.. in Richtung Dienstag Abend sieht man wie die Bewölkung exposionsartig aus dem Zentrum heraus sich in alle Richtungen ausbreitet und auf die Höhenströmung komplett pfeift. In weiterer Folge ist das Höhenfeld so zerstört, dass Kompoenten , die teilweise 90 oder 120 Grad gegen die synoptische Windrichtung gerichtet sind auftreten, man beachte die Wolkenfetzen bei der Auflösung des Komplexes, die über Deutschland und Tschechien nach Nordwesten ziehen !

Wie kommts ?

Nun, so ein Komplex setzt in hohen Atmosphärenschichten enorme Mengen an latenter Wärme frei, das Potential steigt und ein relatives Hoch bildet sich aus (die Konvergenz unten tut ihr übriges um das unterstützen....) Es entwickelt sich, wenn nur lange genug Zeit ist ein Dipol der Roation, die gar nicht so unähnlich einer tropischen Zyklone ist. In tieferen Schichten , dor t wo es anhaltende Konvergenz gibt, stellt sich ein zyklonaler Wirbel ein, während in Tropopausennähe ein divergierender, antizyklonaler Wirbel entsteht, der die Wolken aus dem Komplex in alle Richtungen rausschleudert ...

Zum Abschied noch ein Gustostückerl. Es gibt Blitzortungssysteme, wo man Wolke-Wolkeblitzen auch eine mittlere Höhe zuordnen kann. Was liegt hier also näher, als Blitze einmal 3Di,ensional darzustellen ? Hier seht ihr wie die 3D Blitzfront am Sonntag Nachmittag über Österreich nach Osten rollt.

(neg: Blau, pos. rot, Stromstärke via Größe des Symbols)




Wohl bekomms,

lg

Manfred