Sonntag, 29. Juli 2012

Schwere Samstagsgewitter - Squall und MCV

Hallo,

des gestrige Samstag in Österreich bedarf natürlich einer Aufarbeitung, um für die Nachwelt festgehalten zu werden. Von Ost nach West sind gestern im Tagesverlauf mehrere mesoskalige (alo richtig große) Systeme über unser Land, man kann bei einer Zuggeschwindigkeit von 100km/h schon gerast sagen und haben Spuren hinterlassen, z.B in den Blitzeinschlägen und Wolkenentladungen:


.. 95316 gesamtblitze über dem Auschnitt... davon


.. etwas mehr als 27.000 Wolkenentladungen. Das ist zwar noch einigermaßen weit vom 24h Rekord der letzten Jahre (145.000) entfernt, hat aber dennoch vielerorts für Weltuntergangsstimmung gesorgt.

Der Ablauf im SAT/Radar/Blitzfilm:





Ausgehend vom Engadin bzw. der Ostschweiz allgemein haben zunächst recht unorgansisierte Gewitter den Westen erreicht, gemeinsam mit Neubildungen von Osttirol her verschmolz das ganze im südlichen Oberösterreich zu einer kräftigen Linie, die sich rasch weiter nach Ostnordost wälzte. Im weiteren Verlauf zieh ein starker Komplex vom Murtal/Unterkärnten kommend nach Osten über das Steirische hinweg ins Burgenland. Schließlich beruhigt sich nach Mitternacht die Situation.

Das große Bild um 18:00Z:


Man sieht die eigentliche Kaltfront noch weit draussen quer über Deutschland und Frankreich. Unsere Konvergenzlinie liegt zu diesem Zeitpunkt in einem Isobarentrog in absoluter Warmluft mit nur wenig frontalem Charakter.

Sehen wir uns die Linie nun im Detail an. Hier passiert über Ostösterreich, also in der Sterbephase etwas ganz typisches: Die Struktur beginnt sich deutlich sichtbar einzukringeln.

Um 17:00 ist die Welt noch ganz gerade:


Um 20:50 ist ordentliche zyklonale Krümmung in der Struktur:


Man hat fast den Eindruck, als hätte man es hier mit einer Miniaturzyklone zu tun, was auch wahr ist.

Erstens befindet sich unter dem Komplex ein mesoskaliges Bodentief, zweitens ist die Verwirbelung in allen Atmosphärenschichten eine direkte Konsequenz der gekoppelten Vorticity- und Divergenzgleichung. Simpel gesagt: Herrscht über Stunden hinweg starke Konvergenz, so setzt Rotation ein. Man spricht hierbei von einem MCV, einem Mesoskaligen Vortex. Die Rotation bleibt auch in den Wolkenresten des bereits toten Systems oft noch stundenlang erhalten.

Isgesamt hatten wir für den Ablauf z.B. mit Race prinzipiell gute Modellunterstützung, wie z.B die vorhergesagte Reflektivität zeigt:


Und auch die Events an der sich abzeichnenden Gewitterlinie waren vorhersehbar:


An der Modellböenfront wurden immerhin Böen von 50 bis 60 knoten, aleo im Bereich um 100 km/h simuliert, Melk hat beispielsweise sogar 115 km/h gemessen.

Apropos Rasen: Hier die Zeitlichkeit der Modellböenfront im WRF im Stundentakt:




Aus der Verlagerung innter dieser 2 Stunden ergibt sich eine Modellzuggeschwindigkeit des Systems nahe 90/100 km/h, also ganz schön ordentlich für Gewitter.

In diesem Sinne wünsche ich eine ruhigeren Sonntag, wohlwissend dass die Unwettergefahr noch nicht ganz gebannt ist.

Gruß

Manfred

Sonntag, 22. Juli 2012

Warum Europa anders tickt als die USA

Hi und schönen Sonntag,

heut ist mir mal wieder nach einem etwas trockeneren Eintrag, um die nassen und schlammigen Folgen unserer letzten Unwetterlage kümmern sich andere eh zuhauf. I

ch möchte Euch quasi in Echtzeit von einem Lernprozess meinerseits, der über die letzte Woche stattgefunden hat berichten, der zeigt, dass man als Meteorologe auch auch nach dem Abschluss der akademischen Karriere wohl nie aufhört, neues aufzuschnappen und zu lernen. Heute soll es um die Strukturen von Zyklonen gehen, wie sie sich diesseits und jenseits des Atlantiks bilden.

Beginnen wir diesseits des Atlantiks mit einem Schnappschuss einer für Juli extrem ästhetischen Atlantikzyklone:



Schaut euch das Teil westlich von Island an, den enormen Warmfrontschirm an seiner Ostflanke, die schmale Kaltfront und die gekringelte Okklusion.

So sah die Energieanalyse in tiefen Atmosphärenschichten (rund 1400m Höhe) eines Modells zum selben Zeitpunkt aus:


Die Koinzidenz der Strukturen auf dem Satbild und im Energiefeld ist nachvollziehbar, aber nicht 100%ig, was daran liegt dass die Bewölkung nicht an die absoluten Werte der Energie gebunden ist, sondern an deren räumliche Differenzen, in der Fachsprache Gradienten genannt. Die Satbildstrukturen kleben an den Zonen, wo sich die Energie pro Distanz rasch ändert. Das sind unsere altbekannten Fronten. Überträgt man diese energiebasierte Frontenanalyse auf das Satbild, sieht das so aus (Okklusion ausnahmsweise in Orange, damit man sie in den lila IR Tops noch sieht :)


Die Warmfront in Bodennähe liegt demnach am Hinterrand der Bewölkung des Warmfrontschirmes, die Kaltfront am Vorderrand des Wolkenstreifens der Kaltfront. Stürzen wir uns auf die Warmfront. Man sieht, dass die Bodenwarmfront am Vorderrand der Keilachse in der antizyklonal, also im Uhrzeigersinn gekrümmten Strömung bis nahe Spanien verläuft, der Aufgleitschrim, teilweise auch mit Regenfällen versehen liegt gänzlich an der Keilvorderseite.

Das passt nur bedingt bzw. gar nicht in die verkürzte Darstellung, dass Aufsteigen und damit Niederschläge an der Trogvorderseite liegen müssen, und zeigt, dass diese sehr verkürzte Darstellung, die man immer wieder hört, eigentlich grundlegend falsch ist.  Am schönsten wird es mit einem Bild der relativen Topografie, ein Parameter, der uns etwas über die mittlere Temperatur der Atmosphäre zwischen 0 und 5500m sagt.


Dargestellt ist der Druck aus Meeresniveau, in Farben die Temperatur der Mittelschicht, in Linien das Geopotential (direkt übersetzbar in die Strömung) auf ca. 5500m Höhe.

Wir wissen, dass Warmfronten (sichtbar) aus Aufgleitbewölkung enstehen, das sind Wolken, die sich bilden, wenn wärmere Luft zum Aufgleiten auf dichtere Kaltluft gezwungen wird. Mit einiger Übung kann man diese Zone der so genannten Warmluftadvektion auch ohne das Lösen von Gleichungen aus obiger Karte auch rein grafisch lösen, wobei ich euch jetzt nicht mit dem *wie* langweilen werde:


und schon hat man eine Struktur, die nahezu perfekt mit dem Satbild korrelliert.

Diese Zyklone ist ein Otto Normalvebraucher der atlantischen Zyklonen, die sich nach einem einfach beschreibbaren (aus Sicht der Gleichungen dann schon nicht mehr ganz so einfach) Ablauf bilden:

Eine kleine Störung sorgt an einer langgezogegen Front (wurscht ob Kalt- oder Warmfront) für eine Verwellung, bodennahe ensteht querzirkulation quer zur Front, der Druck am Boden fällt, über die Kopplung ändert sich auch die Struktur des Höhenfeldes und wir enden mit Zyklonen, die den entsprechenden Trögen und Keilen in der Höhe nach vorne hin verschoben sind. Denn nur bei dieser Phasenverschiebung ist es möglich, dass die Bodennwarmfront VOR dem Höhenkeil und die Bodenkaltfront VOR dem Höhentrog liegt. Diese Frontenpositionen relativ zu Trögen und Keilen der Höhenströmung waren meinem Kollegen Andrew aus den USA vollkommen unbekannt, weswegen da über die letzten Tage der gegenseitige Lern- und Belehrungsprozess einsetzte.

Denn das oben Beschriebene ist nicht der einzige Mechanismus für die Bildung synoptischskaliger Zyklonen mit ausgeprägten Warm- und Kaltfronten, zeigt das typische Bild von Zyklonen über dem mittleren Westen der USA.

Es sind diese Zyklonen, auf die die Tornadojäger scharf sind, wo sich nach Zellen zwischen Warmfront und Dryline suchen....

Und sie bilden sich komplett anders. Anders heißt in diesem Fall für Laien im Gegensatz zum atlantischen Fall vollkommen unverstehbar, weil hier wirklich fundamentale Thermodynamik und Fluidmechanik die Erklärung liefert, ich versuchs dennoch in lesbare Worte zu fassen.

2 Gleichungen beschreiben was passiert:

Die Erhaltung der Ertelschen Vorticity und die Gleichung für die Phasenverschiebung bei Schwerewellen.

Die Ertel-Gleichung sagt: Wenn eine Luftsäule gestreckt/gestaucht wird, erhöht/erniedrigt sich deren absolute (relative plus Vorticity durch Erddrehung) Rotation.

Die Schwerewellenverschiebung sagt uns, dass, wenn Luft ein Gebirge überströmt (Föhnwellen), die Scheitelpunkte dieser Wellen mit zunehmender Höhe immer weiter nach hinten verschoben sind.

Beides zusammen führt dazu, dass wenn Luft die Rockies von West nach Ost überströmt, sich im Lee der Rockies ein Trog in der Höhenströmung bildet. Witzigerweise funktioniert das NUR bei Überströmung von West nach Ost, nicht von Ost nach West, nicht von Nord nach Süd und umgekehrt. (Wir reden hier nicht von reinen Leetrögen wie bei Föhn)

Dieser Trog bringt natürlich zunehmende differentielle Vorticityadvektion und damit Druckfall auch am Boden sowie zunehmende Zirkulation mit sich.

Der große Unterschied ist, dass wir bisher überhaupt keine Temperaturgradienten bemüht haben, also dass solche Zyklonen auch in ganz einheitlichen Luftmassen entstehen können und es normalerweise auch tun.

Was dann passiert ist ein schleichender Prozess: Durch die einsetzende Zirkluation werden allmählich auch kleinste Temperaturgradienten aufkonzentriert, wärmere Luftmassen aus Süden, kältere aus Norden mit einbezogen, wieder konzentriert etc pp..  und man endet mit einem System bestehend aus Höhentrog, Bodentrog und Fronten.

Hier im Ablauf des Modells:


Hier beginnt sich im Lee der Rockies ein Bodentrog in einheitlicher Luftmasse zu formieren, auch in der Höhe sieht man bereits eine Delle in der sonst antizyklonalen Strömung.


etwas später vertieft sich der Bodentrog, eigentlich schon zum abgeschlossenen Bodentief und auch der Höhentrog vertieft sich


.. und man endet wie vorher theoretisch erläutert mit einem gekoppelten Boden/Höhensystem mit markanten Fronten.

Der Unterschied zum atlantischen Fall ist, dass es eine vergleichsweise extrem kleine Verschiebung zwischen Boden und Höhensystem gibt und damit die Warmfront an der Trogvorderseite liegt (Atlantik: Keilvorderseite). Man sagt: Die Wellen sind in Phase.

Diese Zyklonen sind also thermisch gesehen ganz anders als unsere Europäischen Kollegen strukturiert, mit ein Grund, warum auch die Europäische Tornadosituation nur sehr bedingt mit der in den USA vergleichbar ist. Andere Gründe liegen darin, dass es in Europe bei weitem nicht so effektive Prozesse, die eine EML erzeugen, gibt, dazu aber ein andern mal.


Ich hoff, ich habe Euch nicht allzu sehr gelangweilt, ich wollte meinen AHA Effekt aber auf jeden Fall im Rahmen des Blogs loswerden ;)

schönen Sonntag

Lg

Manfred


Samstag, 21. Juli 2012

Erwärmung, aber Entspannung, ...... ?

Hallo,


die aktuelle, schleifende Kaltfront hat es in sich, dazu muß man nur in die Nachrichten schauen. Beginnen wir heute mit neutralen Eindrücken, aufgenommen von Blitzsensoren und Satelliten, dieser prekären Lage:




Der Infrarotloop der letzten 2 Tage recht *schön* was hier passiert ist: Am Donnerstag griff eine Kaltfront, eingebettet in zügiger WSW Strömung auf die Alpen über und versursacht einen ersten Schub heftiger Gewitter. Allerdings, im gegensatz zu einem normalen Kaltfrontdurchgang, beginnt sie am Freitag aufgrund der Annäherung eines weiteren eingebetteten Kurzwellentroges zu verwellen, das heißt auf Deutsch, halt zu machen, und sogar als Warmfront langsam wieder über die Alpen nach Norden zu marschieren, um am Abend dann wieder als Kaltfront nach Südosten zu schwenken. So wurden aus einem normalen Frontdurchgang, der meistens innert 12 Stunden abgeschlossen ist, 48 Stunden prekärer Feuchtigkeits, Scherungs und Labilitätssituation, mit entsprechend explosivem Ausgang, wie der Blitzloop der letzten 48 Stunden zeigt...




Dazu die aktuellen Monatssummen der Niederschläge, die 1:1 zu den Meldungen von Überschwemmungen und Murenabgängen in den heutigen Nachrichten passen ....


Ein Streifen mit Monatssummen von 180mm und mehr zieht sich von den Tauern über die Obersteiermark und Oberkärnten bis hin zum Semmering/Wechselgebiet nach Ritzing (!), das den Wert von 194mm zur Karte beiträgt.

Heute im weiteren Tagesverlauf betroffen von der abziehenden Front ist der Streifen von Unterkärnten bis zum Südburgenland, wo vor allem nach Osten hin bislang noch nicht ganz so viel Regen gefallen ist.

Damit gehen wir in die Zukunft und die sieht sommertechnisch endlich wieder einmal berechtigt rosa aus, ob das aber auch rosig genug für Feuerwehren, Bahnbetreiber und Häuslbesitzer ist, ist noch nicht ganz heraussen. Wir beginnen mit dem Versursacher des nächstwöchigen Sommers:



Es ist das prächtige Tief mit seiner Warmfront südwestlich von Island. Hier mit der Frontenposition um 10 Uhr:


Hier im VISIR:


Und im Luftmassenbild:



Der Hauptstoß der Warmluftadvektion ist nach OSTNORDOST gerichtet, und deswegen wird der Keil, in dessen Rückseite die Warmfront momentan liegt, dorthin ausgeweitet. Hier eine kurze Sequenz der Trog- und Keilpositionen in 500 hPa, die das verdeutlicht, bzw. klar macht, was das für den aktuellen Trog über Westeuropa und uns Alpenländler vorerst für negative Konsequenzen hat:







Der Keil wird nach Osten getrieben, sehr schnell im Norden, sehr langsam im Süden, was dazu führt, dass die Keilachse kippt und am Schluss fast west-ostorientiert über dem nördlichen Mitteleuropa zu liegen kommt. Gleichzeitig wird durch diese Entwicklung der aktuelle Trog von seinem Muttertrog abgeschnürt und wird von der Verstärkung der Nordströmung an seiner Rückseite gezwungen, über die Alpen hinweg nach Italien abzutropfen, wodurch die Hitzwelle dort v.a. in den südlichen Landesteilen bis Montag ein sicheres Ende findet.

Über Österreich findet dann der Schulterschluß der Keile, einer aus Osten, einer aus Westen statt, eine Hochdruckbrücke baut sich auf und aus Osten kommt langsam wieder die kontinentale Warmluft zu uns.

Farblich kann man diese doch komplexe Entwicklung am besten mit den Karten der relativen Topografie unterlegen, wobei grün und blau für kalte Luftmassen, wort orange und lila für entsprechend warme stehen..








Allerdings, und das muss man betonen, ist die kontinentale Warmluft, die von der Ukraine und Rumänien über die Slowakei und Ungarn zu uns kommt, alles andere als stabil, wovon man sich anhand der aktuellen gewittertätigkeit dort ein Bild machen kann, das heißt also, dass auch die neue Woche bei stetig steigendem Temperaturniveau (ab Mittwoch kann man über 30 Grad reden ..) potential für kräftige, langsam ziehende Gewitter mit punktuell hohen Regenmengen hat.

Zusammengefasst: Samstag/Sonntag abklingende Niederschläge, leichter Alpennordstau. Montagt kältester Tag, ab Dienstag erwärmung und Destabilisierung von Osten her.... Hochsommerwetter ab Mittwoch.

Lg und schönen Samstag

Manfred

Donnerstag, 19. Juli 2012

Ein wahrer *Donner*stag für den Wetterblogger

Hallo,

ohne viele Worte, hier meine Eindrücke von 2 Zellen, die mir den Nachhauseweg versüßten. Fluchen kann man was man will, den Smartphones sei Dank, dass man mit Ihnen nette Ereignisse, wenn auch nicht superprofessionell, für die Nachwelt festhalten kann...




Lg,

Manfred

Dienstag, 17. Juli 2012

Satellitenbilder, Farbkreise, Maler und Meteorologen

Hallo,

weil die Großwetterlage zumindest heute noch dermaßen langweilig ist, nütze ich die Gelegenheit um die Darstellung, die Kniffe, die physikalische Relevanz und die Kunstsinnigkeit meiner Lieblingsdarstellung von Satellitenbildern zu erläutern.

Es ist diese hier:


Anhand dieser Darstellung kann man vieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeel erklären, ich beschränke mich auf das notwendigste.

Zum einen handelt es sich erst einmal um ein so genanntes Komposit, eine gemischte Darstellung von 2 oder mehr verschiedenen Kanälen, die der Meteosat 8/9 in die Welt schickt.

In diesem Fall ist es der panchromatische HRV (Hirgh resolution Visible) Kanal, der am ehesten einem Foto gleich kommt, kombiniert mit dem 10.2µm Infrarotkanal.

Den sichtbaren Kanal muss ich nicht erklären, der ist wie der schon sagt eine Darstellung der elektromagnetischen Strahlung im sichtbaren Wellenlängenbereich (so um die 0,6, 0,8 µm Wellenlänge).

Infrarot ist da schon spannender. Infrarotstrahlung liegt im deutlich längeren Wellenlängenbereich von 3 bis 12µm, die Nutzbarkeit der Infrarotstrahlung in Wettersatelliten geht auf eines der fundamentalst wichtigen Gesetze der Strahlungsphysik zurück, das Planck'sche Strahlungsgesetz.

Es sagt, dass Körper gemäß ihrer Oberflächentemperatur Strahlung in charakteristischen Kurven abgeben, wobei die Wellenlänge, bei der die meiste Strahlung abgebeben wird 1:1 mit der Temperatur des Strahlers in Zusammenhang steht.

Das sieht für verschieden heiße Körper so aus:


Je heißer, desto kürzer die maximale Wellenlänge. Deswegen ist es gut, dass die Sonne an ihrer Oberfläche rund 5800K heiß ist, denn dadurch gibt sie das Maximum ihrer Strahlung im sichtbaren Bereich ab, erscheint uns gelblich-weiß. Der Sirius ist um ein Eck heißer als die Sonne, er scheint uns reinweiß. Und noch heißere Sterne erscheinen uns blau, die geben das Max schon nahe am Ultraviolettbereich ab, was für uns Erdenbürger nicht sonderlich gesund wäre. Succus: Die Sonne ist gut so wie sie ist.

Wolkentropfen oder Eiskristalle geben natürlich auch Strahlung nach dem Planckgesetz ab, das Maximum aber durch die deutlich tieferen Oberflächentemperaturen im Infrarotbereich. Mit einem Infrarotsensor kann der Satellit also die Temperaturen der Wolkenpartikel am Oberrand der Bewölkung messen.


Und in der Troposhäre gilt: Je kälter, desto höher. Indirekt kann man also ableiten wie hoch die Wolke, deren Strahlung der Satellit empfängt, zieht.

Zurück zum Bild:


In dieser Darstellung wurden die Kanäle im Wissen um die Basisfarben Rot Grün und Blau folgendermaßen zusammengesetzt:


Visible in Rottönen farbaddiert zu Visible in grüntönen farbaddiert zu Infrarot in Blautönen.

Schritt für Schritt:


Nur VIS in Rot... nicht besonders attraktiv...


Mit Grün dazu wird es gelb... man sieht aber noch nichts besonderes..


Den Trick tut das IR in Blau.

Wolken, die stark im VIS und stark im IR sind, also hochreichende, kalte, dicke Wolken erscheinen durch die RGB Addition weiß, während Wolken, die zwar optisch dicht sind, aber im IR warm, gelb bleiben. Das sind tiefe Wolken wie z.B Stratus oder Strocumulus.

Cirruswolken, die im IR zwar kalt sind, optisch aber nicht ins Gewicht fallen, bleiben zarte bläuliche Fäden.

Mit diesem Komposit sieht man also sehr rasch, mit welchem Typ Wolke man es wirklich zu tun hat.

In diesem Sinne,

schönen Dienstag !

Lg

Manfred

Freitag, 13. Juli 2012

Winterlicher Gast am Ostatlantik - und *Juktoberwetter*

Hallo,

keine Angst, ich hab mir bei *ÖSTERREICH* in punkto reißerische Überschriften nichts abgeschaut, wir finden am heutigen Freitag, den 13. wirklich ein typisches Winterphänomen am Ostatlantik vor. Zuvor ein Kommentar zur aktuellen Situation über der Alpenrepublik.


Nicht lange ist es her, dass gerade viele im Osten über die lang andauernde Hitze geflucht haben. Noch am Dienstag wurden tw. bis zu 34 Grad gemessen (auch in BDA  über 30 :D). Heute, 3 Tage später....

14 Grad und Regen um 09:30


15 Grad und Regen um 16:30..


eine relativ gelb-grüne Analyse der Mittagstemperaturen zeigt das Außmaß des Dämpfers, den man als Juktoberwetter (Oktober im Juli) bezeichnen kann:


Gerade mal 15 Grad in der einstigen Bratpfanne des Landes, mit postfrontalem Sonnenschein deutlich wärmer in Bayern sowie im Ländle !

Postfrontal ? Zeit fürs Satellitenbild :)


Eingebettet in eine zügige Weströmung hat uns heute ein weitgehend okkludiertes Frontensystem überquert. Durch den Niederschlag ist die eigentliche Erwärmung seit gestern deutlich cachiert worden, in 1500m Höhe ist es fast so warm wie am Boden. Über das System an der Ärmelkanalküste reden wir im weiteren Verlauf.....

Hats mich überrascht ?

Leider nicht... siehe die gestrige Race-Prognose...

.. da war ein starkes Signal für Höchstwerte weit unter 20 Grad im Osten und deutlich besseren Konditionen für das Rheintal...

in Wahrheit ist es bis jetzt sogar noch etwas schlimmer gewesen ... hier das Diagramm Beobachtung gegen Modellvorhersagen...


am ehesten waren die tiefen Werte also von EZ, WRF und RACE vorhergesagt worden... damit genug der Trübe und ab zum Atlantik.

Dort spielt sich wahrlich winterliches ab, nämlich eine RAPID CYCLOGENESIS. Nochmals das Bild:



Selten charakteristisch ist der beinahe vollkommen abgetrennte Cloud Head des Systems, etwa am Wellenscheitel (Der Head ist der Teil, der südwestlich von England hängt..). Eine solch dynamische Entwicklung steht mir einem schönen dunklen Streifen im Wasserdampf-Bild in Zusammenhang (Schwarz: trockene Luft in der Höhe):


Dazu passend die Höhenwindkarte:


.. die zeigt uns einen starken Jetstream mit mehr als 150 kt (also mehr als 270 km/h in 300 hPa / 9000m), was für den Juli schon beachtlich stark ist und tendenziell in den Hochwinter gehört. Das Bodentief  liegt im linken Ausgangsbereich des Jetstreaks, (LE LEFT EXIT) in einem Gebiet mit starker Divergenz in der Höhe und daher guten Entwicklungsbedingungen für ein darunter liegendes Tief.

Der Jet ist sogar ein ganz besonderer, er ist ein Sting Jet (womit wir bei der verwandschaftlichen Nähe bzw. Identität  der Rapic Cyclogenesis zur Shapiro-Keyser Zyklone wären), der wie ein Stachel (Sting) einen Keil trockener Luft zwischen Kaltfront und Okklusion treibt.

An der Kaltfront entwickelt sich über Land vermutlich eine Welle, die Deutschland morgen unter Vertiefung von Südwest nach Nordost queren wird...



 und wir dem des Hochsommers bisher baren Wetter bei den Nachbarn mit Sturmböen auch im Landesinneren einen noch umso novemberlicheren Touch geben als es ohnehin schon der Fall ist ;)

In diesem Sinne, schönen Freitagsrest

(hoffentlich fällt in der Nacht kein Hochnebel ein ..)

Lg

Manfred

P.S. er ist eingefallen, in Wr. Neustadt *gerüchteweise* sogar Bodennebel. DrecksRACE musste wieder einmal recht haben ;)

P.P.S. hoffenlich geht der (Hoch)nebel  auf, bevor die *Kalt*front am Samstag gegen Mittag durchrauscht...