Mittwoch, 31. März 2010

Showdown für den Föhn, Vortex Vindobonensis, und maues Osterwetter 2010

Hallo,

vor 2 Tagen hatte ich die These aufgestellt, dass sich das eben zu Ende gegangene Föhnereignis dem letzten kräftigen am Freitag letzte Woche ablaufsmässig ziemlich gleichen wird. Föhnböen, dann Druckwelle aus Westen.

Die absoluten Spitzen liegen im Bergland, der Patscherkofel hatte 133 km/h Böen, die Rudolfshütte 122, was jetzt nichts besonderes ist.

In den tiefen lagen konnte Innsbruck im Föhn mit 79 aufwarten, Mittenwald/Scharnitz mit 83 km/h (gehört leider den Bayern) und, und das ist interessant, Neusiedl am See mit 84 km/h. Somit wurde die kräftigste Föhnböe im österreichischen Tiefland im Vorhof der Puszta erreicht.

Hier die Temperaturverteilung um 14 Uhr:


Die höchsten Werte alpennordseitig und im Osten (was hier ein Indiz für die gute Durchmischung und die heftigen Böen ist), das Inntal besticht etwas taleinwärts wieder durch vergleichsweise tiefe Werte, das wird wieder kühle brennerisierte Südtirolsuppn gewesen sein.

Abends ging dann die Druckwelle aus Westen mit der Kaltfront durch und da kamen nochmals beachtliche Böen zusammen:

Rohrspitz 83 km/h
Innsbruck 86 km/h
Lindenberg/Allgäu (gehört wiederum den Bayern) 90 km/h

Hier die Karte mit den Spitzenböen der letzten 24h



Summa summarum dem Ereignis letzten Freitag durchaus quantitativ ebenbürtig, wenn nicht gleichwertig, im Osten des Landes sogar deftiger. Nur die Gewitterlinie über Bayern war diesmal nicht vorhanden.

In der Früh, vor Föhndurchbruch im Osten gabs wieder einen schönen Vortex Vindobonensis:

Temperaturverteilung um 10:00. Während es in Wien und westlich davon noch kalt ist, ist der Föhn im südlichen Wiener Becken und im Nordburgenland (Neusiedlersee) bis rauf über Gänserdorf nach Hohenau schon fleißig am wehen.




Hier die Windverteilung, einmal nur Messwerte, einmal Messwerte und Analyse dazu. Das Drehzentrum befindet sich mitten über der Bundeshauptstadt. Nur 2 Stunden später hat sicher Föhn so gut wie überall durchgesetzt.


Soviel dazu.

Die aktuelle Lage:
Kerstin 2 liegt mit ihrem über Wales, die von ihr ausgehende Front ist weitestgehend okkludiert und im Begriff Österreich nach Osten zu überqueren. Ein interessantes System nordwestlich von Spanien, eine kleine offene Welle auf dem Weg nach Osten, die massgeblich für den temperatur- und wettermässigen Tiefpunkt am Do. verantwortlich sein wird.

Für Ostern schauts in den Modellen nicht allzu prickelnd aus, nach dem kurzen Tuscher am Donnerstag (siehe hier) und einer erneuten Vorderseite am Karfreitag, siehts vor allem Richtung Ostersonntag im EZ und GFS sehr zyklonal aus. Nach beiden Modellen wäre der Osten dem Westen wettertechnisch etwas bevorzugt, vorausgesetzt man hätte lieber trockenes und mildes Wetter. Mehr dazu dann morgen.

Lg

Manfred

Dienstag, 30. März 2010

Aus eins mach zwei


Hallo,

das aktuelle Satellitenbild mit Fronten darauf sieht etwas verkorkst aus


.. und man möchte meinen, dass es mit jenem von gestern um die selbe Zeit eigentlich nicht mehr viel zu tun haben kann. Dass die nahe Verwandtschaft aber dennoch gegeben ist beweist die Entwicklung im Satellitenfilm:



Was geschieht, um von seiner so schönen SHPK Zyklone von gestern auf die aktuelle Darstellung im IR Bild zu kommen ? Eines zeigt der Film sehr schön, es ist kein neues System von *hinten* in das Tief reingewandert, die Entwicklung hat in der Luftmasse des Tiefs selbst stattgefunden. Man sieht den Ausgangspunkt gestern Früh als sich in Kernnähe ein neues, spiralförmiges Wolkenband zu organisieren beginnt, gleichzeitig die nach Osten ziehende Hauptkaltfront des Tiefs immer schwächer und diffuser wird und nunmehr als faseriges Überbleibsel über den Alpen liegt. Im Kernbereich von Kerstin hat eindeutig eine Frontverschärfung stattgefunden. Das kann schon geschehen, denn auch hinter Kaltfronten in der Kaltluft gibt es Temperaturunterschiede, und wenn das Windfeld in der Kaltluft frontogenetisch wird (sprich z.b konvergent oder konfluent), dann können diese Temperaturgradienten aufkonzentriert werden, sich also verschärfen. Das bleibt zirkulationstechnisch nicht ohne Folgen, vorderseitig des neuen Bandes setzt Warmluftadvektion ein, der vorderen, alten Front geht die Nahrung verloren und sie geht allmählich ein. Mehr und mehr übernimmt die Front die Rolle der Hauptluftmassengrenze. Höchst ungewöhnlich, sicher keine Frontenbildung wie sie im Lehrbuch steht. Die Dynamik des ablaufenden Prozesses hat dazu geführt, dass sich nunmehr neue Boden- und Höhenkerstinen gebildet haben, man also von einer Kerstin II sprechen müsste, womit ich der Darstellung der von mir sehr geschätzten FU Berlin leider ein wenig widerspreche. )ist aber mehr eine Lappalie)



Das ist nicht einfach nachzuvollziehen, aber ich versuchs.


Gestern 6 Uhr ist K südwestlich von Irland:


Um 12Z eine Aufweitung der isobaren Richtung Irland

 K nördlich Spanien, Geburt von K2 Irische See


Rest K südwestlich Bretagne, K2 über Wales


K2 über Wales, Best K Bretagne


Nur noch K2 vorhanden, K nur ein Trog.
Dass Kerstins alte Kaltfront tatsächlich, wie am Satfilm erkennbar schon über den Alpen liegt, bleibt nicht ohne Folgen für das Höhenfeld und erklärt warum aller Erfahrung mit anderen Föhnfällen zu vor in diesem Fall das Höhenpotential schon weit vor der Hauptluftmassengrenze zu fallen begonnen hat (Abkühlung in der Mittelschicht).

Vor Kerstin II*s Kaltfront wird jetzt jedenfalls in tiefen Schichten nochmal ordentlich Warmluft zu den Alpen und über die Alpen hinweg nach Norden geführt, der Föhn wird tagsüber wieder zulegen.

Wie gesagt, ich bleibe tendenziell dabei dass der Föhn in einigen inneralpinen Tälern recht ruppig ausfallen wird, die eine oder andere 80-er wirds in den prädestinierten Föhntälern schon geben, windig wird auch das östliche Flachland als auch Unterkärnten, die Weststeiermark (Jauk !) sowie das untere Murtal von Leibnitz bis Bad Radkersburg durch den Tag gehen, da hier die *Wind*strasse ins östliche Slowenien offen ist.

Spätnachmittags und Abends wird diese den Föhn mit von Südwesten durchziehenden Regenfällen beenden, da sich der Tiefkern von K2 kaum noch verlagert bleibt Österreich von der zweiten Staffel Kaltluft einigermaßen verschont, diese legt sich etwas verwellend in der Nacht auf Donnerstag und am Donnerstag über die Alpen. Vorübergehend kann es inneralpin auch bis in die Täler schneien, was Ende März kein Grund zur Beunruhigung ist.

Allzu nachhaltig sollte dieser Dämpfer nicht sein, da auch im weiteren Verlauf die Tiefdrucktätigkeit über dem Ostatlantik bleibt und wir damit tendenziell eher mit südwestgeprägten Wetterlagen zu tun haben werden. Damit sind wegen des generell zyklonalen Einflusses und der Nähe Österreichs zur Frontalzone keine allzu milden Werte zu Ostern drinnen, wenigstens werdens keine weißen Ostern.

Lg

Manfred

Montag, 29. März 2010

Neuerlich Föhnsturm am Dienstag

Hallo,

beim Wetter gibt es niemals 2 gleich Abläufe einer Wetterlage, wohl aber ziemlich ähnliche. Und da scheint sich am Dienstag etwas anzubahnen, was wir in ähnlicher Ausprägung und Zeitlichkeit schon am Freitag hatten.

Zur Ausgangslage:


Das aktuelle Tief Kerstin mit seinem Kern südwestlich der Britischen Inseln macht Appetit auf Steak: Die Kenner dieses Blogs wissen worauf ich hinaus will.. die Form der Fronten legt die Struktur eines T-Bone Steaks nahe, und das ist natürlich nicht per Hetz so, sondern hat System: Kerstin ist eine Shapiro-Keyser Zyklone. Eine dominante Warmfront und Okklusion, eine bis auf die kleine Verwellung nördlich der Iberischen Halbinsel mickrige Kaltfront mit einer deutlichen Schwächezone nahe des Tiefkerns. Alles Elemente des konzeptionellen SHPK Modells.

Österreich kommt nun im Warmsektor der Zyklone in eine föhnige Vorderseitenströmung, die am Dienstag kulminiert. Dabei ist die Luftschichtung etwas labiler als beim letzten Fall, ausserdem simulieren die Modelle im Gegensatz zum letzten Fall deutliche Stauniederschläge im Süden des Alpenhauptkamms noch vor Durchzug der Kaltfront. Das legt für mich nahe, dass es diesmal auch in den Tälern der Hohen Tauern stärker als beim letzten Mal föhnen sollte und es dort erfahrungsgemäss grössere Ruppigkeit geben wird (Böckstein, Bad Gastein etc..).

Ähnlich zum Freitagsfall wird Kerstins Kaltfront die Sache im Lauf des Nachmittags und Abends von Westen her beenden, wobei es speziell von Bayern her auch wieder gewittern kann. Gewitter möglicherweise bei Kaltfrontdurchzug auch in Teilen Kärntens und der Steiermark. Druckwelle nördlich der Alpen sowie inneralpin: möglich !

Hier die Simulationen des 4km Modells (Niederschlag und Wind)







Nach Australien: Hier tobt relativ unbemerkt der KAT2 Zyklon Paul über dem östlichen Northern Territory. Die Gegend ist praktisch unbewohnt..





(Bild verfällt)

Lg

Manfred

Sonntag, 28. März 2010

Temperaturinformationen in den Profiwetterkarten Kapitel 2

Hallo,

nachdem wir uns in Teil 1 mit den Grundzügen der Bodendruck und Höhengeopotentialkarten beschäftigt haben, folgt heute nun ein Grundsatzposting über die Temperatur in der Troposphäre...  folgende Gleichungen müssen dazu erläutert werden.

barometrische Höhenformel
(geostrophische) Windgleichung
thermische Windgleichung
potentielle Temperatur

Über die ideale Gasgleichung, an die sich die Atmosphärengase in wunderbarer Art und Weise halten, ist es klar, dass Druck, Dichte und Temperatur eines Gases miteinander in einer fixen Beziehung stehen Druck = Dichte*Gaskonstante für Luft*Temperatur.

Die barometrische Höheformel sagt uns etwas darüber aus, wie schnell der Druck mit der Höhe in Abhängigkeit von der Temperatur der Atmosphäre abnimmt. Man kann das so zusammenfassen. In Kaltluft nimmt der Druck mit der Höhe schneller ab als in Warmluft. Da wir auf den Wetterkarten in Druckkoordinaten denken, müssen wir die Betrachtung etwas umstellen, in der Form: Die Veränderung des Geopotentials mit dem Druck ist ein Maß für die Temperatur der Atmosphäre. Geringe Änderung: Warmluft, rasche Änderung: Kaltluft.

Die potentielle Temperatur ist in der Synoptik eine sehr wichtige Größe.  Sie kommt aus der Annahme, dass die Vorgänge unter Beibehaltung der Entropie ablaufen. (etwas unsauberer formuliert, aber verständlicher: adiabatisch. Adiabatisch heißt ohne Wärmeübergänge von außen) .

Angenommen ein Luftpaket hat in 700 hPa (etwa 3100m Höhe) eine Temperatur von 0 Grad und sinkt isentrop auf Meeresniveau ab. Wir wissen aus den Vorpostings, dass die Temperaturzunahme hierbei 9,8 K pro km Absinken entspricht, also erreicht es auf Meeresniveau eine Temperatur von 31 Grad. Die potentielle Temperatur ist aber dabei erhalten geblieben, also oben und unten gleich hoch.  Aus Kenntnis der potentiellen Temperatur hat man eine Information über die Energie der Lage und der inneren Energie es Luftpaketes. Betrachtet man zu Beispiel föhniges Absinken und am Talboden eine potentielle Temperatur von sagen wir 24 Grad, dann kann man feststellen, aus welcher Höhe die Luft heruntergekommen ist, in dem man z.B anhand einer Radiosonde überprüft, in welcher Höhe stromaufwärts die Luft eben auch 24 K potentielle Temperatur hat.

Die Formel für die pot. Temperatur Theta = T * (p0/p)**(R/cp) . Alle Angaben sind hierbei in Kelvin bzw. Pascal, p ist der akt. Luftdruck, p0 ein Referenzdruck (1000 hPa). Der Bruch der Konstanten R und cp nimmt ziemlich genau den Wert von 2/7 an.

Die thermische Windgleichung ist wiederum eine Kombination aus all dem gesagten.

Wir wissen, der geostrophische Wind hängt (in Druckkoordinaten gesprochen) nur von 2 Dingen ab. Der geogr. Breite und dem Geopotentialgradienten auf einer Druckfläche. (das ist analog einem Druckgradienten auf einer Geopotentialfläche, sprich Höhe=konst). Je enger die Isohypsen (Linien gleichen Geopotential) zusammen liegen, desto stärker der resultierende Wind(vektor).

Beim thermischen Wind sieht man sich nun die Veränderung des Windes mit der Höhe an (bzw. mit dem Druck) und kommt drauf, dass sich der Wind mit der Höhe nur bei vorliegen eines Temperaturgradienten ändert !! Interpretiert auf Windrichtungen heißt das (stark verkürzt): Dreht der Wind mit der Höhe nach rechts, so wird insgesamt wärmere Luft heran transportiert: Beispiel: Am Boden weht der Wind aus Süden, in 500 hPa aus Westen: Warmluftadvektion.

Dreht der Wind mit der Höhe nach links, wird kältere Luft heran transportiert. Beispiel: Am Boden weht der Wind aus Osten, in der Höhe aus Norden: Kaltluftadvektion.

Mit diesem Wissen kann man nun auf einer 500-Bodenkarte sehr schnell Gebiete mit Warmluft- und Kaltluftadvektion ausfindig machen, mit folgender Vorgangsweise:  Führen die Bodenisobaren aus tiefem Geopotential heraus: Kaltluftadvektion. Führen die Bodenisobaren in tiefes Geopotential hinein: Warmluftadvektion. Damit kann man sehr schnell feststellen, wo und ob es wärmer oder kälter wird.


Hier ein Beispiel. Blau umrandete gebiete sind Gebiete wo eis Kaltluftadvektion gibt, der Wind dreht mit der Höhe nach links (unter der Annahme dass die Windpfeile parallel zu Isobaren und Isohypsen liegen). In Rot umrandeten Gebieten herrscht WLA, der Wind dreht mit der Höhe nach rechts.


Wie warm/kalt es absolut wird, ist eine andere Frage. Dazu können wir mehrere Dinge verwenden. Zum einen führen die Modelle natürlich die Simulation der Temperatur am Modellboden als eigenen Parameter mit, meist als Temperatur in 2m Höhe über dem Grund. Das kann man natürlich abschreiben und manschmal gründlich damit einfahren.

Hier die Modellprognose für die Höchstwerte am Di.


Anders, und so mach ichs, ist es diese Bodentemperaturinformation nur als Hilfsfeld zu verwenden, und mehr mit Höheninformationen zu arbeiten, der Temperatur in 850 hPa zum Beispiel. Diese Druckfläche befindet sich um die 1500m über Meeresniveau. Eine zum obigen Bild passende 850-er T Karte sieht so aus:



Wenn man den Wert kennt, sagen wir er beträgt über Linz 5 Grad, kann man weiter denken.

Ist es recht windig, ist die Luft recht gut durchmischt und die Wahrscheinlichkeit dass die 5 Grad isentrop runtergemischt werden ist recht hoch. Ist es noch dazu sonnig (tagsüber), dann erst recht.

Soll heissen, dann kann man trockenisentrop runtergehen, und zwar 9,8 Grad pro Kilometer. Im Fall von 1200m Höhenunterschied also 12 Grad dazu, macht 17. Bei viel Sonne noch 2 Grad Strahlungsbonus dazu, voilà, macht 19 Grad Höchsttemperatur.

Ist es aber Winter, nebelig, windschwach, so  wird der Temperaturgradient geringer sei, im Extremfall verschwinden oder sich umkehren, sodass nur minus 2 oder 0 Grad Höchsttemperatur herauskommen.

Die Vorgangsweise ist erfolgsversprechend, nur muss man sich einiges an Erfahrung zulegen, um diese Stabilitätsüberlegungen anstellen zu können.

Vorhersagetipp: 850-er Temperaturen häufig mit den Höchst- und Tiefstwerten vergleichen, dazu Wolkenbedeckung, Windgeschwindigkeit und Windrichtung mit betrachten um so abhängig von der Jahreszeit ein Gefühl für zu- und Abschläge zu bekommen.

Generell sind die Zuschläge im Frühjahr und Sommer deutlich Höher als im Herbst und Winter. Sehe ich im Frühjahr die 15 Grad in 850 an einem sonnigen Tag, so fällt die 30 Grad-Marke in Wien....

Ein paar generelle Hinweise: (Winter): bei Bodenwindrichtungen aus dem Sektor Südost, Ost bis rauf nach Nord ist in Österreich tendenziell mit stabileren Verhältnissen zu rechnen, bei bewölktem und sonnigem Wetter gleichermassen, vorbehaltlich von Föhneffekten. Südwest, West bis Nordwest ist die Luft meist etwas labiler, die Höhenluft kann sich eher runtermischen.

Im Frühjahr und Sommer ist es mehr eine Frage der Bewölkung als der Windrichtung... je weniger Bewölkung, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass es durchmischt und so die 850 hPa Temperatur ein sehr guter Indikator für die Höchsttemperatur ist.

Das sind wie gesagt nur pauschale Regeln, wer als Interessierter wirklich gscheiter als die Stimmen in Fernsehen und Radio werden will, muss üben, üben, üben, schauen, vergleichen, wieder schauen, wieder vergleichen etc.

Auf Wettervorhersageportalen findet man meist (so es ein gutes Portal ist) postprozessierte Modelldaten für z.B die Temperaturprognose. Die Billigsdorferportale nehmen direkte Modelldaten. Postprozessiert heisst, dass z.B mit MOS Methoden statistische Korrekturen auf Basis systematischer Modellfehler gemacht werden. Dh, von diesen Werten kann man sich gut leiten lassen und auch so versuchen nachzuvollziehen anhand der Modellfelder, warum auf sagen wir www.wetter.tv für übermorgen in Blunzenkirchen 17 Grad angesagt werden.


Sidenote: Nebenan startet im Albert Park gerade der Grad Prix von Melbourne, der Lärm ist ohrenbetäubend, es stinkt, eine Zumutung. Die AirForce demonstriert mit ihren Geräten, dass man für einen etwaigen Krieg gut gewappnet ist und die QANTAS hat soeben einen ihrer A380 im Tiefflug über den Racecourse geschickt. Auch nicht grad billig... Leider Gottes hat es soeben ein bissl zu regnen begonnen ....


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Lg

Manfred

Samstag, 27. März 2010

Beeindruckender Kaltfrontdurchgang

Hallo,

wie erwartet ist gestern im Lauf des Nachmittags in den Föhn beendender Weise eine markante Kaltfront von West nach Ost über Österreich gerauscht. In bayern hat sich dabei sogar eine Gewitterlinie gebildet, die driftete aber nach Nordosten ab. Für Österreich blieben *nur* Regen mit ein paar Einschlägen und vor allem Sturm übrig. Hier die Blitze der letzten 24 Stunden:




Die Temperaturanimation ist sehenswert (Zeitraum 11-23 Uhr)



Auch am Windfeld kann man die angekündigte Druckwelle gut nach Osten rauschen sehen.



Mit den kaltfrontdurchgang gab es folgende Spitzenböen: bis 96 km/h im Rheintal ( Rohrspitz, Götzis) , Inntal stellenweise 90-97, die 97 am Innsbrucker Flughafen, die 90 in Haiming, 70 bis 90 km/h im oberösterreichischen Alpenvorland,   70 bis 85 im Wiener Becken, mehr als 70 km/h auch in zahlreichen inneralpinen Tälern. Das ist insgesamt also schon recht markant.

nach einem wechselhaften, kühlen und windigen Wochenende wirds wie versprochen Anfang nächster Woche wieder vorderseitig und recht warm für die Jahreszeit, der Tuscher kommt vermutlich zur Wochenmitte in Form eines markanten Troges aus Westen, somit sehen zumindest Gründonnerstag und Karfreitag einigermassen unterkühlt aus. Strahlend sonnige und milde Ostern würden mich in Folge wundern.....


P.S Ich habe ien kleine Loopsektion in Betrieb genommen, die wird in ca 48 Stunden voll funktionsfähig sein (wenn genug SatBilder reingekommen sind, annavigierbar über das Kastl in der rechten Leiste.

Lg und schönen Samstag

Manfred

Freitag, 26. März 2010

Mitten im Föhn

Hallo,

Am heutigen Freitag wird die aktuelle Föhnphase in Österreich ihren Höhepunkt erreichen und überschreiten, dazu später etwas mehr. Eine kurze Nachbetrachtung zu gestern:


Hier erst einmal die Spitzenböen in Österreich und Umgebung der letzten 24 Stunden. Mehrere Zentren des Föhns kristallisieren sich heraus: Das Rheintal mit Föhndurchbruch bis zum Bodensee, der Raum Innsbruck, eh kloa, und die zentralalpinen Gipfel. Geht man nach Unterkärnten, so ist dort ein bissl Karawankenföhn angedeutet. (Ferlach). Auch im Osten recht hohe Böen, bis 60 km/h im Marchfeld, 60-65 im nördlichen Weinviertel, 83 km/h in Oberleis (exponiert). Bei der Windrichtung hatte der Wind im Osten nur sehr perifer etwas mit Föhn zu tun, die Trajektorien zeigen, dass die Luft aus Ungeran reinkam.

Die Temperaturen um 15 Uhr:


Die höchsten Werte gab es im Mostviertel und dem  oberösterr. Zentralraum, aber auch am Bodensee. Innsbruck deutlich kälter als andere Orte im umliegenden Inntal, da wirds übern Brenner wohl a potentiell kältere Suppn aus Südtirol rübergedrückt haben. Tiefere Werte, und das ist ganz typisch für antizyklonale Föhnlagen aich in weiten Teilen Kärntens und der südöstlichen Steiermark.

Nach dem Durchzug einer kleinen Druckwelle ist in diesen Stunden erstmal noch Verschnaufpause, doch vor der nahenden Kaltfront wird der Gradient wieder stärker und der Föhn sollte bald wieder anziehen.


Wir sehen dass die verwellende Kaltfront bereits Ostfrankreich erreicht hat und weiter nach Osten zieht. Das Satbild ist vielsprechend für einige gröbere Gewitter im Lauf des Nachmittags v.a über der Osthälfte Deutschlands. mglws Tschechien und Oberösterreich.

Föhnzusammenbruch im Westen im Lauf des Nachmittags, im Osten in der ersten nachthälfte. Im Alpenvorland von Salzburg Stadt bis nach Niederösterreich hinein ist auf die Bildung von Druckwellen mit ev. Sturmböen zu achten.

Lg einstweilen

Manfred

Donnerstag, 25. März 2010

polares Karussell UND Föhnerl

Hallo,

heute, mal im Anschluss an das 500/1000 - er Posting ein Loop, aus dem man ziemlich viel lernen kann...


Es handelt ich um die nordhemisphäre Animation der GFS Prognose (500 hPa geopotential und reduzierter Druck) für die nächsten 180 Stunden.  Dabei geht es weniger darum, ob die Vorhersage stimmt, als darum, was man aus den Bewegungen etc ableiten kann.

Da ist einmal ganz markant das sich verändernde Wellenmuster auf der 500 hPa Fläche.. Tröge und Keile ziehen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit meist nach Osten, vertiefen sich, verflachen sich. Man kann gut ein Muster erkennen, nämlich dass auf den langen Wellen kurze Wellen draufsitzen. Die kurzen Wellen ziehen recht rasch nach Osten, die langen langsam oder gar nicht. das entstpricht zum einen dem Superpositionsprinzip der Überlagerung von Wellen, zum anderen dem was wir über Trägheitswellen wissen, nämlich dass diese unter erdlichen Umständen nach WESTEN ziehen, zumindest relativ gegen den mittleren Grundstrom, sodass die Wellen vom Grundstrom durchströmt werden und sich nicht mit dem Grundstrom mit bewegen. Je kürzer die Welle ist, desto stärker zieht sie mit dem von West nach Ost gerichteten Grundstrom mit.

Wir sehen weiters ein sehr gestörtes Muster. Am Pol, auf den ersten Blick das zentrum der Zirkulation ist das Geopotential eigentlich recht hoch, die Musik spielt sich wo anders ab. Es gibt ein großes organisiertes Drehzentrum über Alaska bzw. Ostasien, dorthin verlagert sich der hemisphärische Kältepol (der unter ungestörten verhältnissen über dem Nordpol liegen würde).

Wer genau die Position / Kopplung von Bodentiefs und Trögen studiert bemerkt noch etwas. Wenn sich ein Bodentief neu bildet, so geschieht das in einiger Entfernung von der Trogachse. Im Zuge der weiteren Entwicklung und Vertiefung verringert sich der Abstand aber merklich und irgendwann liegen die Zentren übereinander. Danach verschwinden die Bodentiefs.... das ist ein typisches Muster des Entstehens, Werdens und Sterbens von außertropischen Tiefdruckgebieten, auf das ich im Kapitel 6 näher eingehen möchte.

Bei dieser Konstellation ergibt sich eine *Gefahr*. Wir sehen neben dem Subwirbel über Ostasien, dass sich im weiteren verlauf ein keil über dem Mittelatlantik weit aufwölbt und einen verhatschten Polarwirbelsplit verursacht. Sollte das geschehen, und geschieht es etwas weiter östlich, dann kann es zu ordentlichen Kaltluftvorstössen über Mitteleuropa zum Ende des Vorhersagezeitraumes kommen. Das zeichnet sich in dieser GFS Sim,ulation zwar nicht ab, aber Vorsicht ist die Mutter des Gurkenglases...

Hier noch eine kleine Animation des bevorstehenden Föhnereignisses, Aufbau und Zusammenbruch...



Lg

Manfred

Mittwoch, 24. März 2010

Rasante Aufholjagd, aktuelle Wetterentwicklung, und Bilder aus Perth

Hallo,

der unwahrscheinliche Fall ist eingetreten,  mit der aktuell sehr frühlingshaften Wetterperiode legen die Durchschnittstemperaturen im letzten Märzdrittel einen Endspurt hin, der sich gewaschen hat.

Aktuell sehen die Abweichungen der Temperatur für den bisherigen Monat so aus:


Wir sehen verbreitet negative Abweichungen zwischen 0,5 und 2,5 Grad. Vor etwas mehr als einer Woche, also bevor es milder wurde, lagen die Abweichungen nach unten bei 3 bis 5 Grad !

In den kommenden Tagen werden die negativen Abweichungen weiter abgebaut, wie sich unschwer aus der aktuellen Großwetterlage ableiten lässt



Über dem Ostatlantik lagert ein massiver Tiefdruckkomplex, der auf Ostkurs mit zunehmender Stärke Warmluft aus Süden zu den Alpen schaufeln wird. Dabei wird es ziemlich föhnig. Der Höhepunkt der Angelegenheit findet am Donnerstag bzw. Freitag (der Tag vor dem Durchzug der kräftigen Kaltfront) statt. V.a am Freitag sollten die 20-er reihenweise purzeln.

Nach einem kühleren und wechselhaften Wochenende mit der Jahreszeit entsprechenden Temperaturen stellt sich zu Beginn der neuen Woche wahrscheinlich wieder eine milde Vorderseitenlage ein.

Pi mal Daumen sollte der März dann zumindest in einigen Regionen Österreichs zum Stichzeittpunkt 1.4.00h mit Durchschnittstemperaturen aufwarten, die in etwa dem Klimamittel entsprechen. Damit wird sich auf die Schnelle die Summe der *Wintermonate* so resumieren lassen: Dezember normal, Jänner zu kalt, Februar zu kalt, März normal bis etwas zu kalt.

Nach Australien, und zwar nach Perth: Auf youtube habe ich folgende Videos gefunden, die die exemplarisch schöne Wallcloud der Superzelle zeigen (eigentlich waren es sogar 2 Superzellen)











Dazu noch diese Bilder hier von http://www.perthnow.com.au






Lg

Manfred

Dienstag, 23. März 2010

23.3 Welttag der Meteorologie, Superzelle mit Hagel in Perth

Hallo,

der Zufall wollte es, dass ich an einem 23.3 in den späten 70-ern des letzten Jahrhunderts, dem Welttag der Meteorologie, das Licht der Welt erblickte und später auch noch Meteorologe wurde. Ich meine, es gibt schlimmere Koinzidenzen, die man sich vorstellen kann....


Meteorologie kommt in den letzten Jahren immer mehr das zweifelhafte Vergnügen zu, im Gegensatz zu anderen Wissenschaften eine beinahe dominierende Rolle im Bereich der Naturwissenschaften in den Medien einzunehmen ...

Unwetter, Sonnenkaiser, Klimakatastrophe, Schneekanonen, Hintertupfing

Dabei bemerkt man wiederum im Unterschied zu anderen Naturwissenschaften, wie viele Leute, die eigentlich keine Ahnung haben, gscheit und prominent platziert daherschwefeln und auch noch oft Gehör finden.

Sehr schlimm ist die Diskussion um den Klimawandel derzeit, weil daraus ein billiardenschweres Politikum geworden ist. Den Fakten und Messungen zum Trotz finden die Hysteriker, Zyniker und Leugner mit ihren abstrusen Argumenten und Szenarien das meiste Gehör.

Mein Eindruck ist, dass die Hysteriker hysterisch sind, weil dem Boulevardprinzip folgend, die, die am lautesten und schrecklichsten schreien, am ehesten gehört werden. Die Leugner leugnen, weil der hinter ihnen stehenden Wirtschaft und den ihr hörigen Staatengebilden eine Abkehr vom Ölverbrennen gar nicht schmeckt. 

Ohne ein Experte auf dem Gebiet zu sein (ich hab mich der Synoptik, nicht der Klimaforschung verschrieben), muss man schon wirklich von beneidenswert geringer Auffassung sein, um nicht zu bemerken, dass sich unser Klimasystem gerade in den letzten 100 Jahren sehr stark verändert hat, die Abdrücke sind sichtbar. Der Co2 Gehalt steigt rasch, die Meldungen über *wärmstes Jahr seit ewigen Zeiten* häufen sich und wir verbrennen täglich mehr und mehr Öl. Wer diese Zusammenhänge in den Grundfesten leugnen will, muss schon fast besessen sein.

Dass wir auf eine Katastrophe zusteuern, wie uns manche glauben machen wollen, sehe ich allerdings auch nicht. Und es ist gut, dass es auch Wissenschaftler gibt, die nicht in die Horrorgesänge einsteigen und die Klageweiber- und Männer auf den Boden der Realität zurückholen.

Ich sehe schon noch mit Zuversicht im Glauben an eine bessere Welt in die Zukunft:  Unabhängig vom Klimawandel muss der Umdenkprozess gegen den Willen der Industrie weg vom Öl hin zu erneuerbaren Energien erfolgen, weil das Zeug stinkt, giftig ist, nicht zum schlagartigen Verbrennen bestimmt ist, da es über Millionen Jahre hinweg in einem langsamen Prozess aus dem Veratmungskreislauf der Natur entfernt wurde, und irgendwann sowieso zu Neige geht, da es keine verlandenden Ozeane mehr gibt.

Ohne Ausreden ist hier die Aktion und die Überzeugung des Einzelnen gefragt, denn Politik und Industrie werden nur im geringen Ausmaß selbst tätig werden, es sei den die Masse der überzeugten Individuen zwingt sie dazu.

Nach Australien:

Nach Melbourne am 6.3 hat nun auch die westaustralische Metropole Perth ihren schweren Hagelsturm bekommen. Auslöster war die kaltfront eines starken Tiefs vor der Küste.











Radarbilder konnte ich keine auftreiben, da das Perth Radar während des Gewitters ausgefallen ist.

Lg

Manfred

Montag, 22. März 2010

Bloggkurs Hilfe zur Selbsthilfe bei der Wetterprognose Kapitel 1

Schön oder Schirch


Hallo,


gemmas an. Im heutigen ersten Kapitel des kleinen Kurses, der dem Wetterinteressierten dazu dienen soll, selbständig mit Profi-Wetterprognosekarten umzugehen, fangen wir mit den wirklichen Basics an. Alles von Grund auf zu erklären würde den Rahmen etwas sprengen, deswegen rate ich an, vorab ein paar Wikipedia-Begriffsbildungen zu studieren, die dort schön abgehandelt sind.


Globale Zirkulation

Gasgleichung

Barometerische Höhenformel

Druckkoordinaten

Geostrophischer Wind


Beim Studium der Profiwetterkarten muss man lernen, mit Betrachtungen in Druckkoordinaten umzugehen, da nahezu alle 3-dimensionalen Parameter der Atmosphäre dort auf Druckflächen dargestellt sind. Das Umdenken ist gar nicht schwer. Wir wissen dass der Druck mit der Höhe abnimmt, und zwar sehr schnell... Anstatt nun auf einer gewissen Höhe den Druck anzugeben, gibt man in Druckkordinaten die geometrische Höhe einer Fläche an, auf der der Druck 1000, 850, 700, 500 , 300 hPa beträgt. Genauer gesagt wird auf den Karten das Geopotential der Hausnummer 700 hPa Fläche angegeben.


Hat man ein Tiefdruckgebiet, so ist auch das Geopotential einer bel. Druckfläche vergleichsweise tief, dh, auf den Karten sehen Tiefs und Hochs in Druckkoordinaten oder normalen kartesischen Koordinaten eh ziemlich gleich aus.


Wir starten mit der Besprechung einer der wichtigsten Karten überhaupt, der so genannten kombiniert 500 hPa Geopotential- und Bodendruckkarte, und schauen uns was was wir daraus über das Wetter aussagen können. Darauf zu sehen ist das Geopotential (die Höhe) der 500 hPa Fläche und der auf Meeresniveau reduzierte Bodendruck , die Karte sieht auf z.B www.wetterzentrale.de so aus:


Das beherrschende Element der Außertropen ist das mäandrierende Westwindband, zu sehen als die Drängung der Isohypsen (Linien gleichen Geopotentials) auf der 500 hPa Karte. Annähernd weht der Wind parallel zu den Isohypsen, und zwar um so stärker, je näher die Isohypsen beieinander liegen (Geostrophische Windgleichung). Ein Wellenzug wird in der Synoptik so aufgeteilt: Ein Trog (auf der Nordhalbkugel meist eine Ausbuchtung tiefen Geopotentials nach Süden) und ein Keil (meist eine Aufwölbung hohen Geopotentials nach Norden) ergeben zusammen einen kompletten Wellenzug. Schon an der Beispielkarte ist leicht zu erkennen, dass Tiefs und Hochs am Boden irgendwie mit den Trögen und Keilen in der Höhenströmung verbunden sind:




An diesem Beispiel einer 500 hPa Bodendruckkarte von www.wetterzentrale.de sieht man die wellenförmig angeordneten Tröge und Keile über Europa und dem Nordatlantik. In Rot: Achsen von Keilen, in Blau Achsen von Trögen (Achse: der Bereich wo die positive/negative Krümmung maximal ist)


Der Titel des heutigen Kapitels, Schön oder Schirch ist so zu verstehen, dass Hochdruckwetter meist mit absteigender Luftbewegung und daher Wolkenauflösung und Sonnenschein verbunden ist, während Tiefdruckgebiete aufgrund aufsteigender Luft und Kondensation (Niederschlag) traditionell mit Schlechwetter verbunden sind. Es ist nun so, dass man sich das aus der Betrachtung der Träge und Keile ganz gut erklären kann, denn diese hängen mit Aufsteigen und Absinken unmittelbar zusammen. Der Zusammenhang wird über die so genannte quasigeostrophische Omegagleichung greifbar, eine geschickte Kombination von statischer Grundgleichung, geostrophischer Windgleichung u.v.m. Omega steht hierbei für die Vertikalgeschwindigkeit.





Sie sieht auf den ersten Blick wild aus, ist aber gar nicht schlimm, wenn man sie nur vernünftig erklärt bekommt.


Es ist eine diagnostische Gleichung, die uns pauschal erklärt wo und warum es zu aufsteigen und absinken kommt. Links steht im wesentlichen:


die 2. räumliche Ableitung der Vertikalgeschwindigkeit ist gleich ….


und rechts stehen verschiedene Terme, die individuell dazu betragen. Zur linken Seite. Das menschliche Hirn ist sicher nicht dazu geeignet im Kopf zweimal zu integrieren, also kann man einfach so aus der zweiten Ableitung sich kein Bild der Vertikalgeschwindigkeit machen. Aber nun Trick 17: Wenn man annimmt, dass die Felder der Vertikalgeschwindigkeit ebenso wellenförmig sind wie Tröge und Keile, was eine berechtigte Annahme ist, so kann man die Vertikalgeschwindigkeit sicher als eine Wellenfunktion (sinus oder Cosinusfunktion) ansetzen. Die sind super einfach abzuleiten, sodass man sagen kann (sinus 2x abgeleitet): die 2. Ableitung der Vertikalgeschwindigkeit ist ganz proportional zu -1*Vertikalgschwindigkeit. Links steht also im wesentlichen: -Omega ist gleich:


rechts stehen nun die Antriebsterme. Verpackt in komplexere Formulierungen steht da


1 Vorticityadvektion

2 Temperaturadvektion


als mögliche Ursachen für Aufsteigen und Absinken.


Zu 1: Im Term steht Zeta für die relative Rotation (Vorticity), f für den Anteil an der Drehung der durch die Erdrotation zustande kommt. Windvektor skalar multipliziert mit dem Gradienten einer Größe ist die Advektion der Größe mit dem Wind.


Anschaulich am Beispiel der Temperatur: Im Ungarn ist es kalt, in der Schweiz warm. Es weht Westwind. Mit dem Westwind wird also wärmere Luft nach Ungarn transportiert (advehiert). Der Gradient ist ein Unterschied und zeigt in die Richtung der stärksten Änderung. Die Komponenten des horizontalen Gradienten ergeben sich als x-Komponente: Ableitung der Größe in x-Richtung und für y analog.


Dann steht im Term genau genommen: die Ableitung nach dem Druck (nach der Höhe) der Vorticityadvektion. Die Zunahme der Vorticityadvektion mit der Höhe verursacht also Vertikalbewegung. Normalerweise nimmt die Advektion mit der Höhe eh immer zu...


Zu 2 Da steht der Laplaceoperator (2. Ableitung) der Temperaturadvektion drinnen. Wir dürfen wieder annehmen, dass die Felder wellenförmig (zellular) sind und daher die 2. Ableitung proportional -1*der Größe selbst ist.

Mit diesen berechtigten Annahmen und Vereinfachungen kann man also sagen, dass sowohl


Advektion (herantransport) von Warmluft


und


Advektion zyklonaler (positiver) Vorticity (Rotation gegen den Uhrzeigersinn)


Aufsteigen bedeuten. (KLA und NVA dem entsprechend Absinken).


Widmen wir uns der Vorticityadvektion: Die Rotation kann an Trögen und Keilen sowohl durch Krümmung als auch durch Scherung zu stande kommen. Die Krümmungsvorticity ist mein an den Trog- und Keilspitzen am größten, stromab dieser Maxima kommt es also zu zyklonaler bzw. antizyklonaler (negativer) Vorticityadvektion. Umgesetzt auf die Höhenwetterkarten: Aufsteigen an der Vorderseite von Trögen, Absinken an der Vorderseite von Keilen.


Die Scherungsvorticity mit den Augen auszumachen ist etwas schwieriger, aber man denke an das Beispiel des Kulis zwischen Handfläche und Tischplatte, man kann sich versuchen vorzustellen in welche Richtung sich ein Luftpaket in gescherter Strömung drehen würde.


Beispiel: starker Westwind im Höhenfeld über Norddeutschland, schwacher Westwind über Bayern: Antizyklonale Scherung.


Auch diese Vortictity wird advehiert, manchmal addieren sich Krümmungs- und Scherungsvorticity, weil beide gleiches Vorzeichen haben, manchmal heben sie sich fast auf.

Wir sehen nun auf den Karten, dass sich die Bodendruckgebilde meist stromab von den Krümmungs/Scherungsmaxima im Höhenfeld befinden und bewegen, weil im Höhenfeld der Grund ihrer Entstehung zu suchen ist.




Prognosetipp: Nähert sich ein Trog, so wird das Wetter meist schlechter, wird jedoch der Keileinfluss stärker, so bessert sich das Wetter, das ist die einfachste Essenz die man aus der Omegagleichung ziehen kann. :-)


Gute Quellen für Profiwetterkarten (GFS) sind:


www.wetterzentrale.de

www.wetter3.de


(Bitte jeweils 500hPa und Bodendruck auswählen)

Praxistipp zu dieser Lektion: Über einige Tage hinweg einfach nur die Bodendruck und 500 hPa Karten (Analyse und Prognose) verfolgen, verfolgen wie sich Tröge und Keile über Europa bewegen und wie das Bodenfeld und die Bodendruckgebilde mit den Höhentrögen und Keilen zusammenhängen bzw. sich mitentwickeln.  Trog- und Keilachsen suchen und sich die Vorticityadvektion stromabwärts dieser Achsen ansehen. Sich versuchen ein Bild über die Scherung zu machen (zyklonal oder antizyklonal)- 

Da wir erst bei Kap. 1 sind, darf man sich davon noch nicht allzu viel erhoffen und das wichtigste was man mitnehmen kann ist wirklich regelmäßig einfach diese Karten zu verfolgen und die Veränderungen zu studieren. Das sollte man erst einmal sitzen lassen, denn die weiteren Kapitel bauen darauf aus.

Beispiel der aktuellen Interpretation der 500 - Bodendruckkarte


Zwei markante Tröge, einer nordöstlich von Österreich, einer über dem Ostatlantik, der aber mehrere Trogachsen aufweist (so genannte eingelagerte Kurzwellentröge). Dazwischen ein Höhenkeil mit seiner Achse in etwa über dem Westen Deutschlands. Ein weiterer Trog über dem westlichen Mittelmeer.


Das Satellitenbild passt herrlich zum ausgeführten: Vorderseitig des Mittelmeertroges viele Wolken, Wolkenbänder auch vorderseitig des Ostatlantikktroges, sowie nicht mehr gut sichtbar beim östlichen Trog über dem Baltikum. Im Bereich des Keiles über Deutschland Absinken und somit kaum Wolken.


Nochmals, wie ich schon vor einigen Wochen erwähnt habe, die QG Omegagleichung,, die dazu äquivalente Geopotentialtendenzgleichung oder Umformungen wie die Q-Vektordarstellung, geben aufgrund der zahlreichen Vereinfachungen, der QG Approximation etc nur ein qualitativ richtiges Bild der Vorgänge, kein quantitatives. Dazu haben wir dann die Modelle, die die sauberen Gleichungen numerisch integrieren. Allerdings, sollte sie jeder in Grundzügen verstehen, denn sonst wüsste man nicht, warum vor Trögen Wolken und Niederschläge entstehen.

Im Kapitel 2 werden wir uns dann der Temperatur widmen.


Lg


Manfred

P.S Fragen oder Anregungen bitte in den Kommentarbereich schreiben, dazu muss man sich nicht anmelden. Ich hab nix davon, wenn ich mir die Seele vom Leib schreibe und die Leserschaft nicht davon profitiert, weil ich zu verknotet schreibe oder sonstwas..

Sonntag, 21. März 2010

Update Ex Zyklon Ului, KAT3 auf TL, verstorben gestern Abend, und Blogkurs

 Hallo

Der Zyklon Ului ist nicht mehr unter uns, er ist beim Landgang gestern Abend erwartungsgemäß verstorben und treibt als Geist (tropisches Regentief) nun noch sein Unwesen im Landesinneren in Form von schweren Regenfällen.  Der Landgang erfolgte erwartungsgemäss bei Mackay, wie ich vor 3 Tagen schon prognostiziert hatte.

Hier der Radarloop des Landganges von theweatherchaser.com

See : 128km Radar Loop for Mackay, 06:00 20/03/2010 to 06:00 21/03/2010 UTC



Von allen Wetterstationen an Land hatte Mackay auch die extremsten Messwerte aufzuweisen, sowohl was Wind als auch Regenmengen angeht.


Wir sehen Mittelwinde aus Ost bis Südost (also auflandig !!) bis 82 km/h, 3 sekündige Böen bis 107 km/h, was stündlichen Böen hochgerechnet bis 140 oder 150 km/h entspricht, dazu fielen an der Station innerhalb von nur 12 Stunden 139 Liter Regen pro Quadratmeter. Der erfahrene Meteorologe weiß, dass es deutlich mehr Regen war, denn bei diesen Windgeschwindigkeiten wird viel Regen an den Messtöpfen vorbeigeweht.

Die Winddrehung von Südost auf Ost und später Nordost zeigt, dass der Kern des Zyklons etwas nördlich der Stadt an Land ging.

Da sich die Europäischen Medien oder so genannte *Hurrican*experten vorzugsweise mit Tropensystemen in der Karibik bzw. dem Golf von Mexiko beschäftigen, kann man über Schäden bitte in den Australischen Medien

http://www.news.com.au

und http://www.theage.com.au

selbst nachlesen.


Mittlerweile, da sich der Wirbelsturm vor ca 12h aufgelöst hat, berichtet nun auch der ORF darüber--- 
wer gerne zu spät dran ist, bitte HIER klicken.

Wobei der Text selbst typischer APA-Abschreiber- und *Ich hab als Redakteur am Sonnatg in der Früh überhaupt keine Lust irgendwas zu recherchieren*  - Schwachsinn ist. Ului hat vor EINIGEN Tagen bis 200 km/h Mittelwind aufgewiesen. danach schwächte er sich ab (auf Kat 2), hat sich aber NACH Passage des Great Barrier Reefs unmittelbar vor der Küste nochmals auf KAT3 verstärkt. Ich darf nochmals meine vor einigen Wochen geäußerte Sorge darlegen, dass die hier (nicht) an den Tag gelegte Sorgfalt nicht bezeichnend für andere Nachrichten aus Übersee sein möge. Marandjosef, man könnte auszucken ...

Nächstes Thema... die Gliederung des kleinen Blog-Kurses

*Hilfe zur Selbsthilfe bei der Wetterprognose* ist heute unter einem schattigen Baum soweit fertig geworden

Kap 1) Schön oder Schirch - Basiselemente der Boden- und Höhenwetterprognosekarten
Kap 2) Wärmer oder Kälter - Temperaturen und Einführung in den thermischen Wind
Kap 3) trocken oder Schauer/Gewitter - Betrachtung der Stabilität
Kap 4) Schnee oder Regen - Methoden zur Bestimmung der Schneefallgrenze
Kap 5) Besonderheiten beim Alpenwetter Stau, Luv, Lee, Windsysteme
Kap 6) Zyklogenesen, Antizklogenesen, großräumige Betrachtungen

Alle 6 Kapitel werden mit einer etwas theoretischen Betrachtung beginnen, da die Wettervorhersage nur bedingt etwas mit Empirie zu tun hat, und man schon wissen muss, wo die einzelnen Effekte herkommen und auf welcher Grundlage die Interpretationen erfolgen. Alle Kapitel enthalten Weblinks zu Profi-Karten und exemplarische Darstellungen der besprochenen Phänomene. Je nach verfügbarer Zeit sollte ich die 6 Kapitel bis Ende April durch haben, morgen Montag gehts los.

Lg

Manfred

Samstag, 20. März 2010

Update Kat 3 Zyklon Ului und Gefahren des Synoptikerlebens

Hallo,

Ului erreicht nun die Küste, am Reef wurden 3s Böen bis 119 km/h gemessen, was hochgerechnet ETWA einem Stundenböenwert von knapp 160 km/h entspricht.Leider kann ich aufgrund der geringen Stationsdichte keine extremeren Angaben machen, das Zentrum schwindelt sich zwischen den Inselstationen durch.




Vor einer Stunde hat das BOM den Zyklon Ului unmittelbar vor der Küste auf Kat 3 und damit als Severe Tropical Cyclone eingestuft. Der Landfall steht unmittelbar bevor,  er wird wie bereits angekündigt um Mackay herum geschehen. Danach sollte sich Ului kontinierlich abschwächen, weil ihm (ihr ?) der Saft, sprich latente Energie ausgeht.




Das Problem wird dann der heftige Regen in Kombination mit Mittelwinden bis 40kt sein,was aufgrund des Übergangs in Stationarität noch einige Zeit anhalten wird.




Ich bin aufgrund von firmentechnischen Ereignissen der letzten Wochen einigermaßen angefressen und mir ist wieder einmal nach einem schönen Stänkerposting.

Da weiß ich gar nicht wo ich anfangen soll... meiner Meinung nach läuft im Europäischen Wettermarkt sehr viel schief und zu Ungunsten eines fairen Wettbewerbs bzw. einer gesunden, qualitätssteigernden Konkurrenzsituation.  Es fällt mir als zumindest leicht alternativ angehauchter stets leicht über die *Amerikaner* und deren Imperialismus of the second kind zu stänkern, nur nicht beim Wetter. Hier ist Europa in der kartellartigen Steinzeit gelandet und fühlt sich offenbar sehr wohl darin. Nur hier gibt es in der westlichen Welt so schöne Organisationen wie Eumetsat oder Ecomet (Dachorganisation vieler Europäischer staatlicher Wetterdienste zur einheitlichen *Bepreisung*), die dem Steuerzahler viele schöne Dinge, die dieser mit Steuergeldern entweder direkt über Mitgliedsbeiträge der einzelnen Länder oder EU-Mittel bereits finanziert hat, teilweise mit einer Dreistigkeit, die ihresgleichen sucht, nochmal um ansehnliche Summen verkaufen. (Der Grad der Dreistigkeit variiert sehr stark zwischen einzelnen Mitgliedsländern)

Das wäre ja zumindest noch fair, weil für alle gleich streng bzw,. hart, würden nicht einige nat. Wetterdienste im Rahmen so genannter Teilrechtsfähigkeit nicht auch noch selbst veredelte Produkte in die Ökonomie werfen. In vielen Bereichen sind wir die verstaatlichte Industrie im lauf der 80-er und 90-er teils unter Jubelchören losgeworden und grad beim Wetter führen wir sie schärfer ein denn je. Die Angst vor Machtverlust ist schon eine gehörige Triebfeder für dieses Vorgehen, hat aber in modernen Gesellschaftsstrukturen nichts verloren. Die Infragestellung dieser Sonderpositionen ist denke ich berechtigt.

Dass es anders geht zeigen z.B die Vereinigten Staaten oder Australien, hier kann jeder gegen etwas Bereitstellungsgebühr so gut wie alles wettertechnische haben, die nationalen Dienste sind aber dennoch omnipräsent, und das auch zu Recht.

Da kann das ECMWF in 10 Auswertungen besser sein als das GFS Modell, es ist mir das GFS um Ecken sympathischer, weil es frei zugänglich ist und keine Doppelfinanzierung von Nöten ist, mit der ich als Unternehmer auch noch die Dienste finanziell unterstütze, die mir auf dem freien Markt auch noch mit dem selben Produkt Konkurrenz machen. Eigentlich pervers, aber das zu ändern liegt nicht mir und da sind auch schon ganz andere daran gescheitert. Anscheinend haben die Europäer eine Geduld bzw. gerade zu masochistische Veranlagung was Wetter und Wetterdienste betrifft, die ihresgleichen vergeblich sucht.

Damit man mich recht versteht. Diese Stänkerei ist keine Miesmacherei der Leistungen nationaler Wetterdienste sondern richtet sich mehr an die Europäische Politik, die hier wirtschaftsfeindliche  Strukturen zulässt, weniger aus Bewusstsein als viel mehr durch Nicht-Kümmern um einen vermeintlichen Nischenbereich.

Wenn wir schon von Modellen sprechen.. ich hab mir wieder mal Wettertexte verschiedener Dienste, durchgelesen.

Ohne im Detail zu werten, die gigantische Verbesserung der Modelle über die letzten 15 Jahre hat auch sehr negative Seiten, die sich tw. verheerend auf das Dasein von Synoptikern auswirken. War man früher dazu sehr stark angehalten, sich als logisch denkender, erfahrener Synoptiker mit seinem Wissen über die Modelle zu stellen und sie nur als groben Anhaltspunkt für die Prognose zu verwenden, also wirklich Hirnschmalz in einen Wettertext zu stecken, so kann das heute jeder mittelmässige Met. durch Abschreiben von Modellfeldern, Gitterpunktswerten oder MOS Ergebnissen. Das wird einem zunehmend als meteorologische Kompetenz verkauft.... es ist schon fast pervers wie ich aus einem Text leicht erkennen kann, welches Modell da abgeschrieben oder übersetzt wurde.

Wo geht es also hin mit der Zukunft des Synoptikers ? Die letzte Stärke in Mensch gegen Maschine liegt in der Lokalprognose und der Extremwetterprognose und ich habe das Gefühl, dass das auch einige Zeit so bleiben wird.... hoffentlich.

Was ich zur Weltverbesserung tun möchte, ist im Rahmen dieses Blogs eine kleine Serie zu starten, die man mit *Hilfe zur Selbsthilfe*  betiteln kann.. ein Leitfaden in 6-7 Kapiteln, wie man  sich mit den frei zur Verfügung stehenden Daten seine generelle Wetterprognose selbst machen kann und somit nicht mehr auf Wetterfeen, -hexen, -menschen -fuzzis und -fritzen (für die deutschen Leser) angewiesen ist, bzw. die vermeintliche Kompetenz dieser leicht selbst verifizieren oder falsifizieren kann.

Ich denke nicht, dass mit ich der Veröffentlichung dieser Meinung in die Unfairness abgedriftet bin, es ist viel mehr das Reden über etwas über das man in Österreich nicht redet und den meisten eh wurscht ist...

Lg

Manfred

Freitag, 19. März 2010

Warum ist Zyklon Ului gefährlich + Basics Zyklone/Gewitter

Hallo,

die Vorhersagen sind stabil, der Zyklon wird ab heute Abend allmählich die zentrale Küste von Queensland mit voller Wucht treffen. Nahe des Kerns weist Ului derzeit Windgeschwindigkeiten von im Mittel mehr als 40 m/s aus, das sind ca. 170 km/h.


(Karte verändert sich mit der Zeit)

Bis zum Landgang nahe Mackay wird sich das auf 20-25 m/s reduzieren, allerdings wird der Wind auf Südost stehen, also auflandig sein, was das Wasser ordentlich an Land treiben wird.

Hier die Animation der kommenden 3 Tage (Druck und Mittelwind)


An sich herrscht in Queensland normalerweise bei einem Zyklon keine Panikstimmung, die Leute sind diese Stürme gewöhnt, man versucht alles festzuzurren, Fenster zuzumachen, die gegend zu verlassen um wiederzukommen, wenn der Zyklon vorbei ist. Der Ului zieht aber aussergewöhnlich weit im Süden und in der Region, an der an Land trifft, sind Zyklone schon sehr viel seltener als beispielsweise in Cairns, zudem ist um Rockhampton die Gegend auch noch einigermaßen dicht besiedelt....

Hinzu kommt, dass dieser Teil von Queensland schon seit dem Beginn der Regenzeit im November unter aussergewöhnlich heftigen Regenfällen leidet.. neben dem Sturm bringt Ului auch jede Mengen Gewitterregen mit...


In weitere Folge krepiert Ului über Land, lässt aber auch energiereiche Luft zurück, sodass auch bis weit in die nächste Woche hinein mit teils schweren Gewittern gerechnet werden muss, was die Überschwemmungssituation verschärfen wird. Wie gesagt, wenn das ganze dann vorbei ist, wird man ein paar Bilder in den österreichsichen Nachrichten zu sehen bekommen....

Ein paar Worte nun zur Entstehung dieser Zyklone. Es ist denke ich recht einsichtig, dass man die tropischen Systeme sehr gut von den aussertropischen trennen kann, was den Mechanismus angeht. In vielen Büchern steht zu lesen, dass sich Zyklone erst ab einer Meeresoberflächentemperatur von 27° bilden können. Das ist leider Blödsinn bzw. die halbe Wahrheit. Bei 27° Meeresoberflächentemperatur ist im MITTEL die Atmosphäre bis obenhin so genannt feuchtlabil geschichtet und es kann losgehen. Ist allerdings die Temperatur in der hohen Troposphäre tiefer als *im Mittel* kann es schon bei tieferen Temperaturen losgehen. Man beobachtet auch die Formation von tropensturmöhnlichen Systemen z.B über dem Schwarzen Meer oder dem Mittelmeer, wenn vornehmlich im Herbst oder Winter hochreichende polare Kaltluft über das Meer streicht.

Also bitte an alle Leser: die 27 Grad Regel vergessen, bzw. als Faustformel für mitteler Atmosphärenverhältnisse nahe der Tropen zu verstehen. Im Einzelfall kann es ganz anders sein.

Kurz und bündig bestehen Zyklone aus  gigantischen Energiekonvertern, die latente Energie, also den Teil der Energie der in Form von Wasserdampf gespeichert ist und bei Kondensation frei wird, in kinetische Energie überführen.

Eine große Menge an Wasserdampf in der Luft allein reicht nicht zu Bildung eines Zyklons aus, wenn man den Dampf nicht zum Kondensieren bringt. Zur Kondensation bringt man die Sache durch Abkühlung, da es in der Atmosphäre nach oben hin kälter wird, also durch Aufsteigen.

Wie kann aber Luft *einfach so* aufsteigen ?

Das bringt uns zu einem interessanten Kapitel, nämlich der Betrachtung der Vertikalprofile von Temperatur (und Feuchte).

Ein Luftpaket steigt auf, wenn es positiven Auftrieb erfährt, also weniger dicht ist als die Umgebungsluft, sprich wärmer ist.

Es ist weiters einsichtig, dass ein aufsteigendes und damit expandierendes Luftpaket sich beim Aufsteigen abkühlt. Aber wie stark ? Es hat sich herausgestellt, dass viele Vorgänge in der Atmosphäre unter Beibehaltung der Entropie des Luftpaketes ablaufen. Kombiniert man nun diese Erkenntnis mit der Zustandsgleichung für Gase bzw. der barometrischen Höhenformel, erhält man die recht starke Aussage, dass sich ein Luftpaket beim Aufstiegen (Kondensation nicht berücksichtigt) exakt 9,8 Kelvin pro Kilometer abkühlt.

Nehmen wir an, die Temperaturabnahme zwischen Boden und 10km Höhe beträgt 5 K pro km. Kann in so einer Atmosphäre Luft aufsteigen ? Nein. warum nicht ? Weil durch die isentrope Abkühlung von 9,8 K pro 1000m das Paket stets kälter als die Umgebung sein wird (die nur 5K pro km kälter wird), damit dichter,  damit Absinken.

Nehmen wir eine Atmosphäre an, die 11K pro km Temperaturgradient aufweist. Hier würde spontanst großräumiges, explosionsartiges Aufsteigen einsetzen, da jedes aufsteigende Luftpaket stets wärmer als die Umgebung sein würde !! So ein Zustand ist nicht stabil und kommt nur kurzzeitig vor.

die 9,8K pro km sind also ein Grenzwert für den troposphärischen Temperaturgradienten. Geringere Abnahmen nennt man stabil, höhere labil. Die 9,8 sind *neutral*.

Im Mittel über die Troposphäre sind es etwa 6,5K pro km Temperaturabnahme, also an sich stabile Verhältnisse. Der Clou ist nun die Betrachtung des Wasserdampfes. Bringt man ein Luftpaket so weit nach oben, dass der darin enthaltene Wasserdampf kondensiert, so wird Kondensationswärme frei und zwar um so mehr, je mehr Wasserdampf enthalten ist. Diese freiwerdende Kondensationswärme erwärmt nun das aufsteigende Luftpaket sodass es sich sagen wir nur um 5K pro km abkühlt. Damit wäre es aber auch in der an sich trocken-stabilen Atmosphäre stets wämer als die Umgebung und wird beschleunigt aufsteigen....

Geschieht das im kleinen Rahmen, entstehen Quellwolken, Schauer und Gewitter.

Stehen aber wie über den tropischen Meeren riesige Gebiete warmer Meeresoberfläche mit enormem Wasserdampfgehalt zur Verfügung, dann kann dies über ein sehr großes Areal geschehen... das organisierte Aufsteigen führt zu einem Massenüberschuss in der Höhe, Masse fliesst dort ab, der Bodendruck fällt rapide, Zirkulation setzt ein, ..  usw usf und je nach Entwicklungsumgebung erhalten wir eine tropische Welle, einen tropischen Sturm und Zyklone verschiedener Stärkegrade.

(da sind jetzt ein paar Schritte übersprungen, ich weiß----)

Das Erklärte kann man aber gut selbst zur Gewittervorhersage nutzen, in dem man sich die vertikale Temperatur, Wind und Feuchteverteilung ansieht und daraus abschätzt ob organisiert Luftmassen aufsteigen können (Radiosondenaufstiege) .. oder nicht. Zur deren Interpretation aber vielleicht ein andern Mal mehr.

Lg

Manfred

Donnerstag, 18. März 2010

Starker Zyklon Ului auf dem Weg nach Queensland

In derber, deutsch angehauchter Meteorologensprache, bewegt sich derzeit ein *sehr fettes Teil* auf die Nordostküste Australiens zu. Zyklon Ului macht Freitag, Samstag und Sonntag an den Küstenstreifen zwischen Rockhampton und Townsville seine Aufwartung:

Freitag Abend unserer Zeit erreicht er die Küste

Auf offener See Wind in Orkanstärke (man beachte das Auge !!)


Und sintflutartiger Regen

24h später verliert er über Land zwar an Kraft


Dennoch sintflutartiger Regen und schwerer Sturm.

Laut GFS wird die am schlimmsten betroffene Region der Küstenstreifen um Mackay sein. In den Nachrichten wird darüber erst berichtet werden, wenn alles liegt und schwimmt....

lg

Manfred