Dienstag, 31. Dezember 2013

Was bringt 2014 ?

Hallo,

keine Angst, ich bin nicht der Scharlatanerie verfallen indem ich mich an einer Jahresprognose für das bevorstehende neue Jahr versuche. Am heutigen 31.12 wäre es ja quasi aufgelegt, auf 2013 zurückzublicken... aber das ist ja auch irgendwie fad da gebetsmühlenartig in der Vergangenheit zu verweilen. Gerade heute ist der Tag um in die nähere Zukunft zu schauen, denn was uns jetzt ja alle zunehmend interessiert ist die Antwort auf die Frage. Wann wird's denn endlich Winter ?

Antwort darauf hab ich keine exakte, aber vielleicht ein paar Ansätze einer solchen.

Soviel Vergangenheitsbewältigung sei erlaubt... das Westdriftregime hält mehr oder minder ungebrochen seit der letzten Novemberwoche an. Was es uns brachte - und das ist dann doch irgendwie interessant, da es zeigt wie viele Facetten sich hinter dem generellen Begriff Westwetter verbergen können - ist eine Ladung an Hochdruckgebieten und Föhn, unterspickt mit ein klein wenig Schnee zwischendurch. Was es Westeuropa brachte waren die eindrucksvollsten Zyklonen seit sicherlich 22 Jahren. Dennoch, die Gschicht geht uns jetzt - und da nehme ich als Kommentator aus der Ferne nicht aus - doch schon langsam auf die Nerven und deswegen suche ich im heutigen Eintrag nach Möglichkeiten und Mustern des Auswegs aus der Krise - ähm - Westdrift.


Wir erinnern uns ein Jahr zurück. Damals erfolgte Anfang Jänner der radikale Wandel von extrem mildem Westwetter hin zu einem Winter, der sich schnee- und temperaturmäßig in weiten Teilen Europas gewaschen hatte. Und insofern lohnt der Blick in die Vergangeheit dann doch, weil er eben solche Wege und Muster aufzeigt, wie es denn funktionieren könnte und welche Zeichen der Zeit es zu erkennen gibt um irgendwann mal - oder auch nicht (auch das ist möglich) eine Einwinterung vorhersagen zu können.

Damals , zum Jahreswechsel 2012/13 sah es auch nicht sonderlich winterlich aus:



Eine mäandrierende Westströmung mit zahlreichen Trögen und Keilen erstreckt sich über den gesamten Atlantik bis hinein nach Osteuropa.



... das ist ziemlich genau das was wir jetzt gearde vorfinden - siehe aktuelles Satbild -, zwar mit anderen Positionen und in etwas anderer Ausprägung, das Grundmuster ist aber eigentlich genau das selbe. West West West.


Der Ausbruch aus einem so einem Regime beginnt in der Regel irgendwo draussen am Atlantik. Man braucht einen Mechanismus, der den Zyklonenhighway dirket von der Ostküste der USA hin zu uns unterbricht, bzw. ins Nirwana umlenkt. Und genau so eine Unterbruchsmassnahme gab es am 9.1.2013:



.. eine Zyklone mit Kern an der Südspitze Grönlands wurde so stark, dass sie durch den nach Norden gerichteten Warmluftransport an ihrer Vorderseite (roter Pfeil) einen Keil (lila umrahmt) so weit aufwölbte und stärkte dass ein an der Vorderseite dieses Keils liegendes uraltes Höhentief (schwarzer Pfeil) nach Süden gegen Europa zog und insgesamt der Weg frei für arktische Kaltluft wurde (blauer Pfeil) die sich in den darauf folgenden Tagen hin nach Zentraleuropa ergoß.


Etwas komplex, ich weiß, aber die Essenz ist: Ein Weg aus der Krise zeichnet sich ab, wenn das sonst sehr geradlinige Westwindband auf dem Atlantik zu mäandrieren beginnt und sich Wellen mit hoher Amplitude auftun. Diese ermöglichen das so genannte Downstream-Development, im Rahmen dessen vergreiste abgeschlossene Systeme, wie jenes obige alte Höhentief zu neuem Leben erweckt werden können in dem sie an der Vorderseite eines so aufgewölbten warmen Keiles weit nach Süden ausbrechen und damit die arktische Kaltludt im Norden anzapfen bzw. einen Nord-Süd gerichteten Highway installieren.

Noch kürzer: Das Ende der Westlage kann gut bevorstehen, wenn wir starke Schwingungen am Atlantik sehen und davor in unserem Bereich auch noch ein paar kleine, abgeschlossene Systeme, die reaktiviert werden können, herumkrebsen.

Wir können uns das in der Animation ansehen, wie das dann damals von statten ging:









In der selben Manier vollzog sich .. nach einer milden Periode die Rückkehr zum Schneewinter Mitte Februar 2013:



Wiederum war der Verursacher des Bruchs mit der Westdrift ein System - eine Zyklone - die sich so konfiguriert hatte, dass sie nicht mehr weiter nach Osten zog sondern stationär bliebt und sogar nach Westen abwanderte und dadurch via Downstream Development den Weg für kleine, alte Systeme (in dem Fall ein Höhentief vor Skandinavien) stracks nach Süden freimachte.

Sehen wir Anzeichen dafür in der aktuellen Lage ? Es bietet sich der Blick auf die Simulation des Jetstreams an, z.B im EZ:






Zu sehen ist die Sequenz der Simulation von +90 bis +240h, also grob gesagt +4 bis +10 Tage. Jetzt kann man bei dieser Dynamik natürlich keine einzige Karte für bare Münze nehmen, es reicht aber, die Sprache, in der sie *geschrieben* sind zu erkennen.  Tatsächlich sieht man - im EZ - die Tendenz, dass der jetzt noch extrem glatte und entsprechen schnelle Jet über dem Atlantik im Verlauf der kommenden Tage zu mäandrieren beginnt und der Direktimport aus den USA durch eine extreme Verwellung über dem Mittelatlantik enden könnte.

Zwar ist auch das Resultat am Tag 10 über Europa an Unwinterlichkeit nicht zu überbieten, aber es lässt den Ausbruch von Kaltluftmassen aus dem Norden in weiterer Folge im Prinzip zu.

Damit kommt der Blogger zur ernüchternden Einschätzung, dass in den nächsten Tagen das Potential für jahreszeitgemäßes Wetter in weiten Teilen des Kontinents denkbar gering ist - der USA-Einfluss ist auch beim Wetter viel zu groß - und sich eine Umstellung des Regimes nicht vor dem 7/8. Jänner in den ersten Zügen andeuten könnte.

In diesem Sinne ... ich wünsche Euch einen fröhlicheren  Rutsch rüber nach 2014 als es die Wetteraussichten hergeben :-)

Auf bessere Zustände 2014 !

LG

Manfred

Montag, 23. Dezember 2013

2 Schallplatten, 2 Styles

Hallo,

wenig weihnachtlich wirkt der aktuelle Blick aus dem Fenster ...


aber auch in den viel besungenen Alpen sieht es z.T. recht düster - ähm. braun aus.....



und die Aussicht auf einen Föhnsturm bzw. Föhnorkan am Heiligen Abend bringt den Blogger zum wohlgemeinten Hinweis, dass 2013 das Wetter keinen Beitrag zu gelungenen Bescherungen leisten wird.


Der Föhnorkan - und die Details zur lokalen Ausprägung kann man z.B bei


Clemens 




nachlesen ... hat seine Ursache auf der großen Skala und um die kümmere ich mich in meinem Beitrag ;-)

Wie groß ist die Skala ? Nun, in etwa so groß:


Westlich der Britischen Inseln befindet sich eine Zyklone auf Rekordkurs. Sie ist dabei, sich zu entleiben, in dem Sinne, dass ihr die Luft ausgeht, noch genauer gesagt, der Druck im Kern des Systems ist dabei, tief in einen Bereich zu fallen, in den sich nur abzählbar viele Außertropische Zyklonen (maximal 10 in den letzten 100 Jahren) vorgewagt haben. (Zieldruck 927 hPa am 24.12.2013 zu Mittag).

Schauen wir uns die Geschichte des Eumels im Loop an:




Die Genese ist ganz klassisch - an einer gezogenen Kaltfront bildet sich eine Welle und vertieft sich. Klassisch ist auch das Setup:


Das Bodentief befindet sich im linken Ausgangsbereich eines Jetstreaks, eines lokalen Geschwindigkeitsmaximums der Höhenströmung. Erzwungene Divergenz in großer Höhe ist das Futter für die "Vakuumpumpe" am Boden. Es handelt sich um ein Sturm/Orkantief, das ganz und gar der klassischen Polarfrontzyklone entspricht.

Die geneigte Leserin weiß vielleicht schon, was jetzt kommt. Wo es klassische Zyklonen gibt, gibt es auch nicht klassische. Und, in solch aktiven Tagen des Nordatlantiks brauchen wir mit den Worten nicht zu geizen ... man kann es auf "Wo es klassische Bomben gibt, da gibt es auch Pilzbomben" dramatisieren. Das *nette* ist, dass so eine Pilzbombe der klassischen Bombe auf dem Fusse folgen wird. Das geschulte Auge kann den ersten Ansatz schon auf obiger Jetstreamkarte am linken oberen Bildrand erkennen, aber ich habe weitere optische Hilfestellungen parat, z.B die Entwicklung der Fronten / Reltop / Wolken über die nächsten Tage:





In der aktuellen Situation geht die Kaltfront der jetzigen Bombe in eine langgezogene Front weit nach Westen bis vor die Ostküste der USA reichend über. Dort läuft sich warmaktiv in ein flaches Bodentief.



Das Bodentief wird sich unter allmählicher Vertiefung auf den offenen Atlantik hinaus begeben...




.. noch kurz vor Labrador verharren ....




dann aber unter rascher Vertiefung rasch zu einem Pilz erster Qualität heranwachsen und mit gut 150 km/h auf Irland ansetzen ...


wo der Pilz, dann eher schon T-Bone-Streak mit einem Kerndruck von abermals unter 940 hPa dann am Freitag seine wohl eher mit gemischen Gefühlen verbundene Aufwartung machen wird.

Gehen wir zur Phase der raschen Intensivierung der Zyklone:



.. Im Gegensatz zur aktuellen klassischen Bombe findet die Intensivierung genau dann statt, wenn das zunächst noch schwache Bodentief mit dem right entrance Bereich des Jetstreaks zwischen Labrador und Grönland koppelt.

Auch der Mechanismus der Spiralbildung ist ein anderer, wie uns eine Sequenz der relativen Feuchte in 700 hPa zeigt:





Man sieht wie im relevanten Bereich in der linken oberen Bildecke die Spiralierung erst einmal nur dadurch zu Stande kommt, dass eindringende extrem trockener Luft (in Rot) einen Keil in die sich bildende Welle fräst und später den Pilz formt.

Ausnehmend schön ist dann die voll entwickelte Zyklone beim Eintreffen in Europa am Freitag:




Auffällig die im gegensatz zur aktuellen Bombe seh ausgeprägte, Schildförmige Warmfront wie wie die in den Kern spiralierende Zunge an trockener Luft.  Fast bis zum Ende habe ich mich um die Bezeichnung gedrückt, aber , ja, wir haben hier eine Mustergültige SHPK Zyklone quasi nach Kochrezept beschrieben.

Derer habe ich schon viele hier beschrieben, aber die Steilauflage der Natur, hier 2 Bomben in unmittelbarer Folge, beide mit Kerndruck unter 940 bzw,. 930 hPa, aus den USA zu *uns* zu exportieren, die kann man einfach nicht links, und schon gar nicht rechts liegen lassen.

In diesem Sinne, einen schönen 23.12 fast ohne ganz viel Schnee !

LG

Manfred

Samstag, 14. Dezember 2013

Mushroom Bombing

Hallo,

Zur Prognose der nächsten 7 Tage: Mitteleuropa -> LANGWEILIG
Weiße Weihnachten, winterliches Wetter -> Hölle unwahrscheinlich

Gut, warum dennoch ein Blogeintrag ? .. Hölle ist ein gutes Stichwort, über dem Atlantik vollzieht sich eine beinahe von infernaler Kraft getriebene Zyklonenentwicklung. Innerhalb von 24 Stunden geschieht sich quasi aus dem Nichts die Bildung eines Orkantiefs wobei sich das Tief mehrere 1000km verlagert und den Kerndruck in dieser Zeit um 50 hPa absenkt. Solche Entwicklungen - in Ahnlehnung an die Tatsache dass die Isobaren eines solchen Tiefs gezeichnet der Topografie eines Bombentrichters entsprechen, werden gelegentlich als Bombing bezeichnet --- politisch ist das umstritten, von der Knackigkeit des Ausdruckes her aber mehr als zulässig.


Wie man so schön sieht ....



... ich gebiete einen Moment Einhalt. Sieht die geneigte Leserin die Bombe denn überhaupt  ?

Eine kleine Hilfestellung:



Es handelt sich um den Bumerang östlich Labrador und südwestlich von Island. Dort hat sich an einer langen Kaltfront letzte Nacht eine Welle gebildet und bereits optisch giftige Züge angenommen.

Verfolgen wir die Bombe auf den Modellkarten:


Das ist die aktuelle Situation. Die Welle hat sich gegenüber der letzten Nacht von 1000 schon auf 990 hPa vertieft, man sieht einen breiten Warmfrontschirm, der sich zyklonal um das Bodentief nach hinten wirbelt, sowie ein sehr schmales Kaltfrontband mit einem ausgeprägten wolkenfreien Streifen dazwischen. Der Kern sitzt auf einem Buckel der Relativen Topografie ( grüne gestrichelte Isolinien- > warme Luft). Optisch erinnert wieder mal so Einiges an eine entstehende Sahpiro-Keyser Zyklone.



... und das passt auch .. bis heute Abend geht die Vertiefung rasant weiter, ein Pilzkopf bildet sich aus.




.. Um Mitternacht weitere Vertiefung, die Warmluft schiebt sich an der Rückseite des Bodentiefs weit nach Westen


In der Früh kommt das Tief am Höhepunkt seiner Entwicklung an, der Pilzkopf verschwindet und vollzieht eine Transition zu einer Spirale.



.. was sich bis Mittag unter nur mehr geringfügiger Vertiefung weiter fortsetzt.

Nun habe ich hier das EZ Modell mit grober Auflösung verwendet, das einen Kerndruck von 950 hPa annimmt. In voller Auflösung simuliert das ECMWF hingegen noch beeindruckenderes:


.. 943 hPa ! Das enspricht einer Vertiefung innert 36h von 57 hPa. Dazu geht das Modell in Kernnähe, genau gesagt an seinem Südrand von Mittelwinden bis 75 kt aus, volle Orkanstärke.

Greifen wir uns ein weiteres bestimmendes Merkmal heraus, die Feuchteverteilung:









Dies ist einmalig schön. Man sieht wie im Lauf der Entwicklung extrem trockene niederstratosphärische oder obertroposhärische Luft bis weit in die tiefe Atmosphäre an der Südflanke des Kernes herabsteigt (Werte der RF unter 5% auf 2200m Höhe) und im Zuge der Entwicklung um den Kern sprialiert wird. Dabei ist um 03Z die schärfste Ausprägung zu sehen, ein Sting-Jet Feature Zum Höhepunkt hin verblasst dieses Phänomen, da verliert das System  auch die optischen Merkmale der SHPK.

Zusammenfassend vollzieht sich gerade eben ein Bombing nach dem Mutser einer SHPK Zyklone, das innerhalb von ca. 24 h den Prozess von der Geburt bis hin zur höchsten Entwicklungsstufe vollzieht, was extrem kurz ist.


Aufgrund der Zugbahn des Kernes wird es die Bombe nur in die Irisch-Schottischen Medien schaffen, der schlimmste Bereich bleibt als Fisschsturm diesmal über dem Meer und wird nur die Frachter durchbeuteln.

In diesem Sinne... fröhlichen Samstag im tristen Wettersumpf Kontinentaleuropas

LG

Manfred

Montag, 9. Dezember 2013

Wind, Wind und nochmal Wind

Schönen sinister-dunklen Montag Abend,

Da kann man sich noch so lange verborgen halten, es führt kein Weg daran vorbei, dass der Urlaub jetzt nun schon seit 2 Wochen vorbei ist und nur noch ein paar Fotos immanent daran erinnern, denn - unter anderem - die mitteleuropäische Wetterrealität Anfang September, der eklatante Mangel an Sonnenschein und der permanente Blasius wehen einem die Urlaubsbräune mit Lichtgeschwindigkeit aus dem Gesicht.

Genug des Suderns.... dem Xaver hab ich mich noch entschlagen, das war mir zu hektisch, drum nehmen wir den heutigen Wind aufs Korn.

Den heutigen Sturm haben ca. 75% aller ÖsterreicherInnen nicht mitgekommen, weil er nur die Wienerstadt und deren unmittelbare Umgebung heimgesucht hat. Umso interessanter wenn man man hier in die Ursachenforschung dieser Kleinräumigkeit geht.

Die alles andere als erfreuliche Lage:


Der Wintergruß vom letzten Wochenende findet sich in den Tiefen Osteuropas wieder, über Mitteleuropa tobt der zähe Kampf zwischen der weichenden Kaltluft und einströmender milder Atlantikluft aus Westen. An diesem Stellungskrieg beteiligt ist eine Luftmassengrenze etwas östlich der Alpenrepublik. Zwar ist diese kurz kaltaktiv und kommt unmerkbar etwas nach Westen voran, den Most holt der Bartl ab morgen dennoch aus dem milden Westen.

Nach dem das Xaver-Lüfterl spätestens am Sonntag überall abgeflaut ist wurde es heute in der Früh in der Donaumetropole wieder ordentlich stürmisch, mit an einzelnen Stationen sogar vergleichbar starken Böen als beim guten Xaver selbst.... hier die Böen der letzten 24h:


Das, werte Leserschaft, ist im Gegensatz zum Xaverl ein Lokalmeteorologischer Effekt, an dem der Wienerwaldsporn als Verursacher wirkt. Verstehen kann man das nur mit dem Blick nach oben ... Lasset mich erklären:


Die Grafik zeigt das vorhergesagte Temperatur- Wind und Feuchteprofil über der Stadt heute Mittag. Sieht man sich die Temperaturkurve an (rot) so erkennt man ausnehmend stabile Verhältnisse. Die Temperaturkurve geht über eine weite Strecke mit der Isotherme (rote, dünne, schief von  links unten nach rechts oben verlaufende Line) parallel. Im Wind sieht man ein Maximum des Windes in 900 hPa (ca. 1000m) mit bis zu 55kt Mittelwind, darüber nimmt der Wind sogar leicht wieder ab.

Wir haben es hier also mit dem Fall zu tun, dass sehr stabil geschichtete Luft über den Wienerwaldkamm geschoben  wird, im Lee stark absinkt und beschleunigt wird. Man kann versuchen dies zu verbildlichen, und die Natur bietet einem hierfür eh ein paar Steilvorlagen:



Den Mechanismus dieser Beschleunigung stabiler Luft im Lee eines Hindernisses kann man ganz gut mit dem Überströmen eines Dammes vergleichen. Beim Herabstürzen wird potentientelle Energie in kinetische umgewandelt, die horizontale Dicke des Fluids wird geringer, die Geschwindigkeit höher. In Kinderzeichnungsmanier sieht das im Wienerwald so aus:



Ist die Turbulenz dabei zu stark und die kalte Schicht von Haus aus nicht mächtig kann es sein, dass sie im Lee vollkommen erodiert wird und die Temperatur sprunghaft steigt. Heut war das eben nicht der Fall.

Weiters wunderlich war die Niederschlagsverteilung:


Im Lee über der Stadt gab es andauernden mäßigen Regen bei gleichzeitigen Sturmböen (man kann also von gut den doppelten als den gemessenen Regenmengen ausgehen). Im eigentlichen Stau westlich des Wienerwaldes war es fast trocken. (0.7 bzw. 0.6mm). Wie geht denn das ?

Wir ergänzen die vorherige Kindergrafik um eine Kinderwolke :-)



.. der starke Wind mit seinem Maximum nahe 900 hPa weht den im Stau entstehenden Niederschlag einfach ins Lee und schon endet man mit einer vollkommen verkehrten Situation....

Nicht unvorhersagbar, dennoch, das sei festgehalten:



Nun gut, das war aber auch schon das spannendste an der heutigen Wetterlage ...

Schon mehrfach erwähnt... der Xaver hat den Blätterwald letzte Woche ordentlich rauschen lassen und ich kann mich eigentlich nicht erinnern, dass ein Sturm in Europa schon im Vorfeld dermaßen viel Medienecho erfahren hat. Weil halt nicht gar so Hölle viel unter Xaver's regentschaft passiert ist mutte man den Hype irgendwie mit Toten und Verletzten rechtfertigen...

Da wurden dann halt auch in Österreich*Österreich Opfer von Massenkramabolagen auf schneeglatten Autobahnen - so tragisch und schlimm das auch ist - zum Opfer des Orkans... Es sind schon eigenartige Zeiten wenn dann auch manche Wetterdienste sich von den Zeitungen vor sich hertreiben lassen ....


Rein meteorologisch gesehen war der Xaver ein recht normales Sturm/Orkantief mit deutlich weniger besonderheiten als der Christian vier Wochen vorher. Ein Bild von Xavers stärkster Zeit:



Im Gegensatz zum Christian fehlt dem Xaver das ausgeprägte Sting-Jet Feature, wobei auch natürlich bei Xaver das eindringen trockener Luft zu beobachten ist..... aber im Gegensatz dazu...


 .. wie das bei Christian war, ist das relativ lächerlich. Der Xaver war also ein eher normales, nicht minder starkes Polarfrontzyklonentheorie tief, dessen schiere Stärke bzw. dessen sehr tiefer Kerndruck weite Teile des Kontinents orgentlich verblasen hat.

Damit beende ich den Sermon, mal sehen was mir demnächst zu 10 Tagen Hochdruckwetter (oh Graus), wie es uns droht, einfällt.

LG

Manfred