Montag, 9. Dezember 2013

Wind, Wind und nochmal Wind

Schönen sinister-dunklen Montag Abend,

Da kann man sich noch so lange verborgen halten, es führt kein Weg daran vorbei, dass der Urlaub jetzt nun schon seit 2 Wochen vorbei ist und nur noch ein paar Fotos immanent daran erinnern, denn - unter anderem - die mitteleuropäische Wetterrealität Anfang September, der eklatante Mangel an Sonnenschein und der permanente Blasius wehen einem die Urlaubsbräune mit Lichtgeschwindigkeit aus dem Gesicht.

Genug des Suderns.... dem Xaver hab ich mich noch entschlagen, das war mir zu hektisch, drum nehmen wir den heutigen Wind aufs Korn.

Den heutigen Sturm haben ca. 75% aller ÖsterreicherInnen nicht mitgekommen, weil er nur die Wienerstadt und deren unmittelbare Umgebung heimgesucht hat. Umso interessanter wenn man man hier in die Ursachenforschung dieser Kleinräumigkeit geht.

Die alles andere als erfreuliche Lage:


Der Wintergruß vom letzten Wochenende findet sich in den Tiefen Osteuropas wieder, über Mitteleuropa tobt der zähe Kampf zwischen der weichenden Kaltluft und einströmender milder Atlantikluft aus Westen. An diesem Stellungskrieg beteiligt ist eine Luftmassengrenze etwas östlich der Alpenrepublik. Zwar ist diese kurz kaltaktiv und kommt unmerkbar etwas nach Westen voran, den Most holt der Bartl ab morgen dennoch aus dem milden Westen.

Nach dem das Xaver-Lüfterl spätestens am Sonntag überall abgeflaut ist wurde es heute in der Früh in der Donaumetropole wieder ordentlich stürmisch, mit an einzelnen Stationen sogar vergleichbar starken Böen als beim guten Xaver selbst.... hier die Böen der letzten 24h:


Das, werte Leserschaft, ist im Gegensatz zum Xaverl ein Lokalmeteorologischer Effekt, an dem der Wienerwaldsporn als Verursacher wirkt. Verstehen kann man das nur mit dem Blick nach oben ... Lasset mich erklären:


Die Grafik zeigt das vorhergesagte Temperatur- Wind und Feuchteprofil über der Stadt heute Mittag. Sieht man sich die Temperaturkurve an (rot) so erkennt man ausnehmend stabile Verhältnisse. Die Temperaturkurve geht über eine weite Strecke mit der Isotherme (rote, dünne, schief von  links unten nach rechts oben verlaufende Line) parallel. Im Wind sieht man ein Maximum des Windes in 900 hPa (ca. 1000m) mit bis zu 55kt Mittelwind, darüber nimmt der Wind sogar leicht wieder ab.

Wir haben es hier also mit dem Fall zu tun, dass sehr stabil geschichtete Luft über den Wienerwaldkamm geschoben  wird, im Lee stark absinkt und beschleunigt wird. Man kann versuchen dies zu verbildlichen, und die Natur bietet einem hierfür eh ein paar Steilvorlagen:



Den Mechanismus dieser Beschleunigung stabiler Luft im Lee eines Hindernisses kann man ganz gut mit dem Überströmen eines Dammes vergleichen. Beim Herabstürzen wird potentientelle Energie in kinetische umgewandelt, die horizontale Dicke des Fluids wird geringer, die Geschwindigkeit höher. In Kinderzeichnungsmanier sieht das im Wienerwald so aus:



Ist die Turbulenz dabei zu stark und die kalte Schicht von Haus aus nicht mächtig kann es sein, dass sie im Lee vollkommen erodiert wird und die Temperatur sprunghaft steigt. Heut war das eben nicht der Fall.

Weiters wunderlich war die Niederschlagsverteilung:


Im Lee über der Stadt gab es andauernden mäßigen Regen bei gleichzeitigen Sturmböen (man kann also von gut den doppelten als den gemessenen Regenmengen ausgehen). Im eigentlichen Stau westlich des Wienerwaldes war es fast trocken. (0.7 bzw. 0.6mm). Wie geht denn das ?

Wir ergänzen die vorherige Kindergrafik um eine Kinderwolke :-)



.. der starke Wind mit seinem Maximum nahe 900 hPa weht den im Stau entstehenden Niederschlag einfach ins Lee und schon endet man mit einer vollkommen verkehrten Situation....

Nicht unvorhersagbar, dennoch, das sei festgehalten:



Nun gut, das war aber auch schon das spannendste an der heutigen Wetterlage ...

Schon mehrfach erwähnt... der Xaver hat den Blätterwald letzte Woche ordentlich rauschen lassen und ich kann mich eigentlich nicht erinnern, dass ein Sturm in Europa schon im Vorfeld dermaßen viel Medienecho erfahren hat. Weil halt nicht gar so Hölle viel unter Xaver's regentschaft passiert ist mutte man den Hype irgendwie mit Toten und Verletzten rechtfertigen...

Da wurden dann halt auch in Österreich*Österreich Opfer von Massenkramabolagen auf schneeglatten Autobahnen - so tragisch und schlimm das auch ist - zum Opfer des Orkans... Es sind schon eigenartige Zeiten wenn dann auch manche Wetterdienste sich von den Zeitungen vor sich hertreiben lassen ....


Rein meteorologisch gesehen war der Xaver ein recht normales Sturm/Orkantief mit deutlich weniger besonderheiten als der Christian vier Wochen vorher. Ein Bild von Xavers stärkster Zeit:



Im Gegensatz zum Christian fehlt dem Xaver das ausgeprägte Sting-Jet Feature, wobei auch natürlich bei Xaver das eindringen trockener Luft zu beobachten ist..... aber im Gegensatz dazu...


 .. wie das bei Christian war, ist das relativ lächerlich. Der Xaver war also ein eher normales, nicht minder starkes Polarfrontzyklonentheorie tief, dessen schiere Stärke bzw. dessen sehr tiefer Kerndruck weite Teile des Kontinents orgentlich verblasen hat.

Damit beende ich den Sermon, mal sehen was mir demnächst zu 10 Tagen Hochdruckwetter (oh Graus), wie es uns droht, einfällt.

LG

Manfred

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