Dienstag, 15. November 2011

La Nina lässt grüssen. Schlechte Zeiten für den Pazifik.

Hallo,

Der Winter 2010/2011 zeichnete sich in Europa durch nicht allzu viel aus, bis auf den strengen Dezemberwinter in Teilen Nord- und Nordwesteuropas. Andere Regionen der Welt blicken auf die Monate November 2010 bis April 2011 mit Angst und Schrecken zurück, allen voran Indonesien, Papua-Neuguinea und weite Teile von Australo-Ozeanien. Damit verbunden zwei Worte: La Nina.

Die kalte Schwester von El Nino zeichnet sich durch eine Absenkung der pazifischen Wassertemperaturen westlich Südamerika aus, im Gegenzug stiegt die Wassertemperatur im westlichen Pazifik deutlich an, mit teils gravierenden Auswirkungen.

Das kalte Wasser unterdrückt die Konvektion im zentralen Pazifik, die Gewitter bleiben aus, rund um Fidschi herrschte und herrscht immer noch teils katastrophale Trockenheit.

Im Gegenzug wird die Konvektion über dem Westpazifik durch die hohen Wassertemperaturen angetrieben, Ostaustralien und hier allen voran Queensland blickt auf eine Serie von verheerenden Überschwemmungen zurück. Nicht nur das, auch die Brodelküche für Pazifische Zyklone wird durch La Nina nach Westen verschoben, näher an Australien und Indochina heran. Kat4 Zyklon YASI war das beste Beispiel dafür. Hier, und das wissen die Leute auch, kann man nach El Nino und La Nina die Uhr stellen. El Nino bedeutet Dürre im westpazifischen Raum, La Nina Land unter.

Das unsignifikante Europawetter zu Zeiten der starken letztjährigen La Nina Phase spiegelt die Meinung der Wissenschaft wieder. Man tut sich schwer, einen generellen Zusammenhang von La Nina und El Nino Phasen zu charakteristischen Entwicklungen im Europäischen Wettergeschehen zu sehen. Allenfalls fand man einen gewissen Zusammenhang zu einer Verstärkung der winterlichen West-Jets über good old Europe, eben mit verstärktem Hang zu atlantischen Orkanen (z.B Kyrill) heraus.

Über den USA ist der Durchgriff der ENSO stärker als in Europa, die Meteorologen des NCEP sprechen oft von einer Dipolbildung über Nordamerika bei La Nina: Einem zu warmen Süden steht in einem La Nina Winter ein zu kalter Nordosten gegenüber. Das heisst, die Aussichten auf mehr North-Easter Zyklonen mit Schneemassen an der nördlichen Ostküste sind in einem La Nina Winter nicht schlecht, wem es halt gefällt.

Waren die Langzeitvorhersagen von La Nina und El Nino im April noch optimistisch dahingehend, dass sich La Nina normalisiert, was die böse Tochter auch bis September tat, so schlägt das Pendel jetzt wieder in die andere Richtung. In den letzten 4 Wochen sind die Wassertemperaturen westlich Peru um teils mehr als 1 Grad gefallen, die Prognosen für die kommende Sommer (bei uns Wintersaison) sind pessimitisch: Es wird abermals zu einer La Nina Saison kommen, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt, wie letztes Jahr:


So sieht es beispielsweise das Ensembleforecastsystem des NCEP. Nicht viel besser sieht der Forecast von verschiedenen, voneinander unabhängigen Modellen, hier veröffentlicht beim ECMWF aus:




.. Die Dürre über Zentralozeanien wird vermutlich schlimmer, der Ostküste Australiens stehen auch in dieser Sommersaison mit hoher Wahrscheinlichkeit feuchte Verhältnisse ins Haus und die pazifischen Zyklone werden wieder tendenziell weiter im Westen und damit näher an Australien und Papua-Neuguinea entstehen.

Aufgrund dieser recht eindeutigen La Nina Vorhersage wird der Klima-Ausblick auf den Europäischen Winter umso uneindeutiger, und umso schwächer und wertloser werden Langzeitvorhersagen, die in den kommenden Tagen wieder durch den heimischen Blätterwald segeln werden.

Die neutralen Klimamodelle reagieren nämlich mit sehr ambivalenten, schwer interpretierbaren Vorhersagen. Das Charakteristischte dürfte hierbei der Hang zu Hochdrucklagen über Zentraleuropa im November (das zeichnet sich ja jetzt ganz deutlich auf den Wetterkarten ab)  und auch im Dezember sein. Hochdruck im Dezember geht zwangsläufig mit unternormalen Bodentemperaturen einher, ein Wintertraum ist das aber bei fehlenden Niederschlägen fürwahr nicht. Wir verwenden den wenig freundlich klingenden Namen KAHLFROST dafür. Für den Jänner und Februar verschwinden charakteristische Signale im Moment komplett, es ist schlicht und einfach keine Aussage zu treffen.

Für die Interessierten hier ein paar Links zum NCEP:

Die aktuelle La Nina Diskussion: (wird immer upgedatet)

http://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/analysis_monitoring/enso_advisory/

Kartenportal für Saisonalprognosen des NCEP:

 http://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/people/wwang/cfs_fcst/

Das ECMWF stellt, der traurigen bis nahezu verwerflichen Haltung der Europäischen staatlichen Wetterdienste, der 100%-igen Finanzierung durch den Europäischen Steuerzahler und die Europäischen Wirtschaftstreibenden zum Trotz, in guter Tradition folgend für die Öffentlichkeit keine oder nur kaum Informationen zur Verfügung. Ein paar sporadische Karten kann man hier ergattern:

http://www.ecmwf.int/products/forecasts/d/charts/seasonal/

Dabei sind die gar nicht mal so schlecht, dass man sie verbergen müsste ...

Lg

Manfred




2 Kommentare:

  1. kannst du vielleicht einschlägige literatur zum zusammenhang bzw nicht zusammenhang ENSO - europa wetter empfehlen?

    (lese den blog regelmäßig und immer gern, danke!)

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  2. Hi Lea,


    ich bin da nur zufällig drüber gestolpert... habe den Link auf einem anderen PC ... ich werd ihn dir morgen hier reinstellen, ok ?

    Lg

    Manfred

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !