Montag, 12. Mai 2014

Sturm, Regen und Kälte - Was ist ein Balkantief ?

Hallo,


es hat ja ein bisschen länger gedauert, aber spätestens mit dem gestrigen Starkregenereignis kann der Blogger die seit dem letzten Juni andauernde Periode mit höchsten normalen aber in den meisten regionen der Alpenrepublik doch schwer unternormalen Regenmengen (vulgo Dürre) für beendet erklären. (Ob das dann so wirklich so lustig ist, dann im zweiten Teil des Eintrages)


Lassen wir die Geschichte Revue passieren:

Die 12h Regenmengen gestern Abend:


.. verbreitet 30-50 Liter fielen in einem Halbmond von Kärnten über das Steirische bis hinein in die Bundeshauptstadt....... Die Struktur die das geschafft hat, war eine wellende Kaltfront, und die schauen wir uns mal im Loop über 48h an, und zwar im IR, im Bodendruck und als Luftmassenindikatormit der Relativen Topografie:



... Von einem recht unscheinbaren , schmalen Band am Samstag ausgehend explodieren die Wolkentops gerade am Sonntag direkt über den Alpen regelrecht und ziehen erst in der Nacht auf Montag dann gemächlich nach Osten weiter. Diese Verstärkung der Aktivität, das schafft nur eingelagerte Konvektion .... und darum streuen wir doch gleich den Radar/Blitzloop hinten nach:
.. Nur so wird deutlich wie die Niederschlagsverteilung erklärt werden kann... ausgehend von der Bodenfrontlinie ziehen gewittrig durchsetzte Starkregengebiete mit der Höhenströmung nach Nordosten, auf die kalte Seite der Front. Zwar sind im Bundegebiet die schweren Trümmer ausgeblieben (es hätte und *idealen* Bedingungen alles für erhöhte Tornadogefahr im Südosten gesprochen, doch hat die vorlaufende, dichte hohe Bewölknung die dafür notwendige rasante Gewitterbildung verhindert - zu Gunsten gemächlicherer Zellen) .. für eine faire Regenverteilung hat es am Ende des Tages gereicht.

Nun, von Fairness sprechend, jetzt wird es langsam unfair...


Das aktuelle Satellitenbild zeigt die Hauptfrontalzone bereits südlich und östlich der Alpen. Über Frankreich (eingekringelt) befindet sich eine Welle, an deren Hinterseite sich ein Voriticitymaximum befindet das stracks nach Mittelitalien zieht wo es im Lauf des Dienstags ankommen wird.. das Resulat..





.. ist die Bildung einer Zyklone über Mittelitalien, die vermutlich auf Ostkurs weiter nach Bulgarien zieht und aufgrund der scharfen Temperaturgegensätze in diesem Bereich (saukalte Luft im Westen, feucht-warme Mittelmeerluft im Osten) gute Entwicklungsbedingungen vorfindet.

Was sich dann weiter zutragen könnte, in der hochauflösenden Wolken-Niederschlags-Bodenanimation:




Das Tief zieht in so ziemlich allen gängigen Modellen NICHT nach weiter nach Osten sondern schwenkt an der Ost- und später Nordflanke des sich dahinter entwickelnden Höhentiefs zunächst nach Norden- gen Rumänien und dann weiter nach Westen nach Ungarn... gleichzeitig etabliert sich über den Britischen Inseln ein für die Jahreszeit aussergewöhnlich starkes Hoch.. sodass die Luftdruckgegensätze zwischen London und Debrecen im Lauf des Donnerstags auf 40 hPa (!!) anwachsen können. Egal zu welcher Jahreszeit, das heißt Sturm..  in der Höhe... :



und am Boden...


wobei im Speziellen vom Osten Tschechiens, über die Westslowabei, das Nord - und Mittelburgenland und in Westungarn durchaus mit Böen zwischen 90 und 110km/h nicht unerreichbar fern liegen werden .. ums mal vorsichtig auszudrücken.

An der Westflanke des Tiefs befindet sich leider auch so etwas wie eine Okklusion, die im Laufe des Donnerstags gegen die Alpen steuert und ausgepresst wird... mit Regen und Schnee.

Bezüglich der Mengen ist es noch zu früh um eine Aussage zu treffen, da hier vieles vom Lokalsetup abhängt und auf 4 Tage noch gehörige Unsicherheiten involviert sind..... ich poste dennoch eine Karte um mal zu demonstrieren wie große Regeionen Zentral und Osteuropas von solch einer massiven Zyklogenese an einer ungewöhnlichen Stelle von starken Regenfällen in Mitleidenschaft gezogen werden könnten:



Bosnien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Polen (hier kann es in den südöstlichen Gebirgen wirklich böse werden), Tschechien, Niederösterreich ....

Nun, noch hat sich das Tief nicht gebildet und die genaue Zugbahn wird entscheiden, ob wir es *nur* mit einer markanten Entwicklung zu tun haben, oder etwas, das die Zeitungen vieler Länder füllen wird....

LG

Manfred

2 Kommentare:

  1. Du schreibst in deinem artikel: "Die Struktur die das geschafft hat, war eine wellende Kaltfront".
    kannst du mir mal erklären, wie solche wellenden fronten entstehen. was braucht es denn, dass die so "wellt".
    thx schon mal im voraus ...
    chris

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    1. Hi Chris,

      die Verwellung an einer Kaltfront (seltener Warmfront, gibt's aber auch) ist das erste Stadium der Bildung einer neuen Zyklone (Tiefruckgebiet). meistens geschieht es so, dass sich der Kaltfront von hinten links ein kleiner Trog der Höhenströmung nähert. Dieser sorgt dafür dass lokal die Hebung an der Front verstärkt wird, die Zirkulation vesrärkt sich, ein Bodentief ensteiht, der Teil stromab des Bodentiefs wird durch einsetzende Warmluftadvektion gegen die klate Seite geschoben .. aus einer durchgehenden Kaltfront ensteht so ein verwelltes Muster mit kalt- und warmaktiven Teilen. Und genau der Prozess hat gestern über den Alpen stattgefunden. Passiert oft, wenn Kaltfronten einen gebirgszug überschreiten. LGM

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !