Donnerstag, 16. Juni 2011

Farewell

Hallo,

der Wetterblog und ich haben vieles gemeinsam. Das derzeit wichtigste ist, dass beide Instanzen eine ordentliche Kreativpause benötigen. Man sieht es daran, dass die Postingabstände in letzter Zeit grösser und grösser geworden sind, was einfach unvermeidbar war. Seit dem letzten Urlaub ist ja doch schon 1 Jahr und 1 Woche vergangen ....

Daher: Ich für meinen Teil werde mich ab morgen für 3 Wochen absentieren und einen für mich kleinen Traum wahr werden lassen. Es geht in die menschenverlassene Wildnis Australiens  zwischen Darwin und Broome.... Kein Handy, kein Internet, keine Zeitung, kein Radio ... nix was dem Geist auf den Geist gehen könnte :-) Natürlich ist das von langer Hand geplant ..

Erst einmal fliegen ...



nach Darwin, der Gewitterhauptstadt der Welt ..



at.wetter.tv: DarwinWetter Darwin - VorschauWetter Darwin - Trend

(natürlich ist jetzt Trockenzeit... ) ... um 2 Wochen später..





at.wetter.tv: BroomeWetter Broome - VorschauWetter Broome - Trend



.. Broome in Westaustralien zu erreichen. (hoffentlich).

Bis zur zweiten Juliwoche wünsch ich der werten Leserschaft eine nette Sommerzeit ohne Wetterblog !

Lg

Manfred

Donnerstag, 9. Juni 2011

Schwergewitter im Osten - Addendum

Hallo,

klarerweise sind meinem Eintrag von gestern noch ein paar Dinge hinzuzufügen, was vor allem durch den Umstand bedingt ist, dass am Abend eine weitere starke Zelle vom Steirischen kommend über den Nordosten gefegt ist.

Dadurch erhöhten sich die 6-stündigen Regenmengen in Wien auf:

- Botanischer Garten: 80mm
- City: 82mm

Das entspricht ca 130 % der durchschnittlichen Junimenge.

Zum Tagesradarloop:




Beachtenswert sind 4 Entwicklungen:

- zum einen das Mittags Flash-Flooderl über Wien,
- eine Superzellenverdachtskandidatin am späten Nachmittag die südlich von Linz Richtung Enns, Mauthausen und weiter ins Mühlviertel zieht
- eine Bowecho Struktur die von der Obersteiermark kommend über das Mostviertel, Wien und das Marchfeld zieht
- sowie eine weitere Flash-Floodzelle nahe Mitternacht in der Südoststeiermark....

Allerdings, die Welt ist groß und Gewitter machen nicht an Grenzen halt, schon gar nicht an unserer. Bei unseren Nachbarn ist es teilweise noch viel ärger zugegangen, was der nachfolgende Blitzloop zeigt. Eigentlich ein Klacks gegen das, was sich da in Serbien und Rumänien abgespielt hat..





Unschön zu lesen waren viele Kommentare im Forum des *Standard* unter einem Artikel der die Auswirkungen der Gewitter auf Wien zusammenfasste. Ein Problem der heutigen Zeit ist es, dass sich anscheinend schon jeder, dessen Glühbirne vielleicht auch nur auf Schwachstrom brennt, zum Experten macht. .. macht Euch selbst ein Bild:

P.S die zitierte Starkregenwarnung ist zumindest ansatzweise kritisch zu hinterfragen, denn dem zweiten Gewitter folgte nachts nur noch Nieselregen ..

Lg

Manfred

Mittwoch, 8. Juni 2011

"Flash Flood" Gewitter über der Wiener City

Hallo,

Die Serie eigenartige Gewitter in meinem Blickfeld reisst irgendwie nicht ab. Innerhalb von 5 Tagen bildete sich zum 3. Mal eine markante Gewitterzelle über dem Stadtgebiet. Die heute war nicht ohne:

Wien Botanischer Garten: 54mm, davon 50 in 30 Minuten
Wien City: 46mm, davon 44 in 30 Minuten.

Hier die Grafiken.

Botanischer Garten:


City:



Die Abfolge in der Radarsequenz:










Visuell bildete sich knapp vor 1 Über der Stadt eine graue Bank aus Cumuluswolken. Viel konnte man nicht erkennen, da sie in ein mittelhohes Wolkenfeld hineingewachsen ist. Innerhalb weniger Minuten explodierten dann die Radarechos, die stärksten Niederschläge traten mit der Zelle und dem Nachschub aus Süden im Bereich westliches Favoriten, 1, 3, 4, 5 Bezirk auf.

Die Cumulusbank bildete sich nicht zufällig an dieser Stelle:


Man sieht über den westlichen Teilen der Stadt schon um 11 Uhr, also zwei Stunden vor dem Gewitter eine ausgeprägte Windkonvergenz. Mitzibrunn und Jubiläumswarte haben Westwind, die anderen Stationen Süd bis Südostwind.


Die Situation hielt bis 1 Uhr an:




Mit dem Gewitter verlagerte sich die Konvergenz dann nach Osten:


damit wurden dann aber keine neuen Zellen mehr getriggert.

Glücklicherweise wurde in Döbling unmittelbar vor dem Gewitter eine Radiosonde in die Luft geschickt:


Dem Temperatur und Feuchtebild folgend steigt der Ballon rasch in den Amboss, die Labilitätswerte sind recht gering (Feuchtneutrale Schichtung). Etwas anderes würde man in einer Wolke aber auch nicht mehr erwarten. Der Bodenwind weht noch aus Südost, wechselt mit der Höhe mehrmals die Drehrichtung. Interessant ist der Wert PWAT:

Er erreicht 36. PWAT steht für precipitable Water, also Wasser, das als Niederschlag ausfallen kann. In diesem Aufstieg sind es 36mm !

Lg

Manfred

Montag, 6. Juni 2011

Föhn einmal anders

Hallo,

in Zeiten wie diesen fällt es schwer, einmal nicht über Gewitter zu schreiben. Gott sei Dank findet sich aber heute ein dankbares Thema, das zwar direkt mit Gewittern zu tun hat, allerdings direkt mit deren Nichtauftreten. Der Föhn !

Schon gestern hat Kollege Clemens über den doch recht spektakulären Sommerföhnfall des Nächtens in Innsbruck geschrieben, das wäre HIER nachzulesen...

Heute war der Favonius, so sein lateinischer Name, seltenerweise im Osten zu Gast.

Die Lage:


Über Mittel und Westeuropa liegen zwei Luftmassengrenze. Die vordere, augenscheinlich, aber nicht tatsächlich schwächere treibt derzeit die Gewittertätigkeit in Deutschland an. Die hintere, augenscheinlich stärkere erwischt uns am Mittwoch. Auffallend ist bereis an diesem Bild wie der Alpenraum von der organisierten Konvektion ausgenommen ist. Ein Gewitterloch ...


Im Bodendruckfeld sieht man vor allem im Osten einen scharfen Gradienten ....


Das Windfeld  legt nahe dass es wirklich Föhn ist:


Warum ? Nicht weil ich das so definiere, alllerdings sieht man im gesamten Wiener Becken reinen Südwind und nicht den Südostwind von Ungarn herein, den man üblicherweise bei so einem Druckbild erwarten würde. Am Neusiedlersee weht sogar Südwestwind. Der Wind ist auch gefühlt ruppiger als der sommerliche Südostwind, mit einem Böenfaktor von mindestens 2.

In diesem Fall erfolgt also nicht das typische Umfließen des Alpenostrandes, sondern der Wind nimmt die Diretissima von Slowenien über das Steirische , das Wechselgebirge um föhnig ins Steinfeld und in Wiener Becken zu stürzen.

Den Fussabdruck des Föhns sieht man auch in den Temperaturen:


Den höchsten Wert gab es im Mostviertel mit 30.1° in Waidhofen an der Ybbs, Haag hatte auch 29, genauso wie Loosdorf. Generell liegen die Werte an der Alpennordseite doch um 2-4 Grad über denen des noch sonnigen Teils der Alpensüdseite...

Morgen wird der Föhn schäwcher, dem entsprechend werden wieder die Gewitter von Süden her das Ruder übernehmen....  und ein spannender Tag verspricht der Tag des Kaltfrontdurchganges aus Westen zu werden .. der Mittwoch.

Lg


Manfred

Sonntag, 5. Juni 2011

Sandwiches und Gewitter

Hallo,

Bei eigenartigen Wetterkonstellationen wie der über die letzten Tage bekommt man eigenartiges Wetter. Günstigerweise erweist sich die Eigenartigkeit als ein Faktor zur Steigerung des Grades der Interessantheit... Genug geschwefelt... :-)
Wir hatten Ostwetterlagen, und die stellen sich so selten ein, dass man hier schon wirkliche Raritäten auf den Radarschirmen zu sehen bekam. Ich will heute über Sandwichkonvektion sprechen, die sich am Freitag und Samstag über dem Großraum Wien zugetragen hat..

Der Freitag:


Konvektion springt von der Slowakei her aufs Marchfeld über....


Ausflussgetrieben bilden sich vor den alten Zellen neue Zellen ...


Eine ganz kleine Zelle bildet sich über dem Nußberg


Und explodiert förmlich ...


Vor der alten Linie die aus Osten nun die Stadt erreicht bilden sich über der Stadt neue, kleine Zellen..


 .. explodieren über dem Wienerwaldhang, währedn die alte Linie eingeht.


Hinter dem Wienerwald hat sich nun eine massive Linie gebildet, während die östlichen Stadtteile Wiens quasi übersprungen wurden....

Schuld an diesem eigentümlichen Verhalten war die Windrichtung ! .. Jaja. das funktioniert so.. :



Vor dem Eintreffen der ersten Zellen weht normaler Nordwind ....


Der Ausfluss der hereinrückenden Zellen lässt den Bodenwind stark auffrischen und auf Nordost bis Ost drehen. Dabei wird der Ausfluss am Wienerwaldhang gehoben, die Luftmasse wird gezündet und über den westlichen Bezirken entstehen explosionsartig neue Zellen, während die hintere Linie eingeht....


Am Samstag geschah etwas ganz ähnliches...


Aus Ungarn kommend greift eine Zone mit Konvektion auf das Burgenland über....


.. und formiert sich zu einer Linie..



Am Ausflussrand der Linie bildet sich über der Wiener City eine neue Zelle (das ganz winzige Echo über dem Zentrum)


.. die sich heftig entwickelt....


 am Wienerwaldhang werden explosionsartig neue Zellen getriggert...


die dann schließlich als extreme Linie den Wienerwaldkamm erreicht...


und Richtung Tulln entschwindet.

Wiederum hatten wir dem Eintreffen der Linie eine Schwachwindsituation:


.. allerdings mit leichter Konvergenz...


mit dem Eintreffen der Linie aus Südosten frischt in Unterlaa der Südwind stürmisch auf, über der Stadt herrscht aber noch Ostwind...


Der Ausfluss erreicht den Wienerwaldhang und wird dort stark gehoben. Das ist die Phase in der sich binnen weniger Minuten diese unglaublichen hagelbringenden Radarstrukturen über dem Hang bildeten.


Technsich laufen beide Fälle darauf hinaus. Die Bildung von neuen Gewitterzellen am Rand des Ausflusses von alten Zellen wird dann erheblich gefördert, wenn sich dem Ausfluss ein Hindernis in den Weg stellt. Das kann ein Berg sein, so wie am Freitag und Samstag, oder der Ausfluss eines anderen Gewitters, wie vor 10 Tagen im Weinviertel (sioehe Posting). In beiden Fällen kann die Luft nur nach oben ausweichen, gezwungenermassen, und beide Lufdtmassen, die des Ausflusses und auch die darüber liegende instabile Warmluft werden faktisch zur Zündung gezwungen. Deswegen erfolgt in beiden Fällen die Explosion über den westlichen Stadtteilen.

So ein günstiges Setupo kann es nur geben, wenn der Ausfluss der Zellen eben nach Westen gerichtet ist, und das wiederum kann nur bei einer verkorksten Wetterlage wie dieser eintreten, also ein denkbar seltenes Ereignis, aber nicht unbekannt.

Lg

Manfred

Donnerstag, 2. Juni 2011

Allfälliges ...

Hallo,

der Blog hat jetzt länger als sonst üblich pausiert. Kleine Entschuldigung meinerseits dafür, die gewohnte Regelmässigkeit nicht aufrecht erhalten zu haben. Der Grund lag einfach in einer leicht unmenschlichen Arbeitsbelastung über die letzten Tage, da bleibt dem Hirn keine Freizeit zu bloggen und ehrlicherweise auch keine Lust ... so ein freier Tag wie heute regt die Inspiration dann aber doch wieder an...

Eigentlich war das Wetter heute nördlich der Alpen übel. Eine tiefe Stratusschicht aus Nordosten, die so nicht wirklich geplant war und die noch dazu an den Alpen gehoben und damit verdichtet wurde, vermieste die Stiummung. Es gab aber ein paar Lichtblicke im wahrsten Sinne des Wortes....

Hier der Satellitenloop:


Sieht es jemand ?  Auf 2 dünnen Streifen im Burgenland schien stundenlang die Sonne.. einer davon liegt an der Ostseite des leithagebirges, einer an der Süpdostflanke des Ödenburger Gebirges, am Nachmittag taucht dann noch einer am östlichen Wienerwaldabhang auf. Der Grund liegt im kräftigen bodennahen Nordwestwind. Dieser sorgt für eng begrenzte Föhnaufreisser stromab der Hügelkämme...

Damit in die Vergangenheit. Der Dienstag war vor allem zwischen Amstetten und dem Berechtesgadner Land ein schwerer Unwettertag. Zahlreiche Vermurungen, Überschwemmungen, auszupumpende Keller waren den Medien zu entnehmen. Ich beleuchte kurz die 3 schwersten Fälle... angefangen wird mit der Linzerin:





Viel gibt es da gar nicht zu sagen. Ausgehend von einer aus Süden heranziehenden Multizelle entwickeln sich im westlichen Teil des Bez. Amstetten sowie über dem Zentralraum zahlreiche ausflussgetriebene Multizellen. Diese verlagerten sich kaum, sodass lokal enorme Regenmengenzusammen kamen. Der ORF berichtete ohne Angabe der Quelle der Messung, dass lokal bis zu 150mm Regen in 30 Minuten gefallen sein sollen. Das klingt unrealistisch hoch, aber möglich ist es.

Die Waldviertlerin:




Im Bereich einer zunächst inaktiven Bodenkonvergenzlinie entwickeln sich zahlreiche Multizellen, die im Bezirk Gmünd einen großen Komplex formen. Enorme Regenmengen und SWchäden sind die Folge.

Die Salzburgerin:





Hier sehen wir einen ähnlichen Vorgang wie im Zentralraum: Aus den Alpen ziehen kleine Zellen nach Norden, triggern im Ausfluss neue Zellen, die im Großraum Salzburg einen großen Mulitizellenkomplex formen..

Zusammenfassend fanden all diese Zellen und Komplexe in einer Umgebung aus hoher Labilität und geringer Schwerung statt. Keine dieser Zellen wies klassische Schwergewittermerkmale auf (keine Squall, keine Mesozyklonen, keine Rotation) Allesamt bestachen sie aber durch hohe Verweildauer, lange Lebenszeit und dadurch lokal extremer Niederschlagsproduktion. Unter diesem Gesichtspunkt können wir also eine weitere Klasse der Gewitter in die Kategorie: potentiell katastophal aufnehmen, nämlich die Multizellen. Somit bleibt nur noch ein Typ Gewitter übrig, der als vergleichsweise harmlos gelten kann: Die Dreckszelle.

Lg

Manfred