Mittwoch, 9. Januar 2013

Bruch mit der Tradition - Das Ende der Westdrift

Hallo,


ein guter Zeitpunkt ist das heute, mal wieder einen kleinen Exkurs dahin gehend zu liefernl, warum gewisse Dinge bei der Entwicklung der Großwetterlage so passieren, wie sie passieren. Den Anfang macht ein eher chaotisches Satelliten- und Frontenbild, von heute früh 06 Uhr:


Das ist die aktuelle Situation, hier nochmals unterlegt mit Falschfarben und der Geopotential ( entlang dessen die Strömungen verlaufen) in der mittleren Atmosphäre:


Optisch sieht man als markantestes Element eine gut entwickelte Sturmzyklone südwestlich von Island, eine fast schon Zyklonenleiche nürdlich von Schottland und ein recht strukturloses Frontensystem östlich von Österreich, das aber eine markante Grenze zur kontinentalen russischen Kaltluft darstellt. Daraus entwickelt sich eine Wetterlage mit ordentlichem Winterpotential für weite Teile Mitteleuropas.


Ihr seht das nicht ?


Na ja, ich würds auch nicht sehen, hätte ich da nicht meine Modelle zur Hand, anhand derer ich ganze erklären werde :)


Heute nehmen wir mal wieder das GFS zur Hand, das ein nettes Szenario bietet...

Jetzt:


Man die die Sturmzyklone bei Grönland, die Leiche nördlich von Schottland, einen tiefen Trog über Osteuropa und ein altes, kaltes Tief über dem Norden Skandinaviens.

An der Vorderseite der Sturmzyklone herrscht also westlich der Britischen Inseln die Zufuhr von Warmluft, was den dort liegenden Keil weiter aufwölbt. In der Gegenbewegung muss aber zwingend nun alles, was sich östlich dieses sich aufwölbenden Keiles befindet nach Süden und Südosten abtauchen, so auch die Leiche und das kalte Tief über Nordskandinavien.


Genau das passiert innerhalb der nächsten 24 Stunden:


Der Keil hat sich aufgewölbt, das ehemalige Skandinavien ist gen Polen gezogen und hat die Reste der Leiche in seine Periferie (noch als Trogspitze nahe den Niederlanden zu sehen). Diese Keilwölbung hat nun die seit mehr als 3 Wochen herrschende Westdrift im bereich Europa unterbrochen, nahfolgende Tröge/Tiefs vom Atlantik können nicht einfach zu uns reinziehen, sondern werden weit nach Norden umgeleitet. Im Gegenzug stösst nun an der Ostflanke des Keils zunehmend polare Kaltluft nach Mitteleuropa.



Wieder 24h später ist das blockierende Hoch (so heißt das im Jargon) noch etwas nach Norden gezogen. und ermglich dem Tief, das sich aus Westen Irland nähert eine weitere Art der Umlenkung.... nämlich nach unten gen Mittelmeer durchzutauchen.... was auch im Modell geschieht... hier 5 weitere Tage am Stück






 Womit wir in Mitteleuropa dann in der neuen Woche mit kräftigerTiefdrucktätigkeit im Mittelmeerraum, Kaltluft am Boden und womöglich Aufgleiten in der Höhe und dadurch Schneefall enden.

So irgendwie, es ist ja nur ein Modell, das ich zitiere und demnach ein Szenario. Aber ein nachvollziehbares.

Es ist dies durchaus typisch für das Ende einer Westlage. Eine Welle, in unserem Fall der Keil bei den Britischen Inseln verstärkt sich bei günstiger Konfiguration so stark, dass sie stationär wird und die nahfolgenden Wellen auf längere Zeit umlenkt.  Dass daraus bei uns möglicherweise schönes Winterwetter wird, ist mehr Glück als *Verstand*, wenn man diesen Ausdruck beim Wetter gebrauchen kann.

Passiert so etwas 1000 km weiter westlich, enden wir mit Brutalo-Südföhn .. auch das haben wir schon gesehen. Auch das wäre ein Ende des Westwetters, nur kämen Winterfans dann vom Regen in die doppelte Traufe.

Im jetzigen Fall verläuft der Prozess genau an der richtigen Stelle. Blockade bei den Britischen Inseln und damit verbunden Downstream-Development ( Die Skandinavierin zieht mit ihrem kalten Packerl nach Süden...)

Man kann im genauen Ablauf, speziell dann mit der Zyklonenbildung im Mittelmeer aber durchaus noch mit weitreichenden Modifikationen rechnen, Spekulativ kann auch dieser Prozess noch ungünstig mit Warmluft enden...

Lg

Manfred








3 Kommentare:

  1. Na da sind wir ja mal gespannt wie das weitergeht. Wär ja schon schön, wenns nochmal winterlich wird, das jetzige Wetter ist ja nicht gerade einladend... Naja wenigstens hat der Regen mal aufgehört und die Sonne scheint es auch noch zu geben :)

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  2. Wenigstens in den Modellen Winter :) Aber man braucht wie gesagt Glück. Die Mittelmeertiefs können dann auch Warmluft aus Süd-Osten zu uns bringen, wenn sie nicht schnell genug nach Osten weiterziehen...

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  3. Eben neu auf deinen Blog gestossen! Sehr interessant. Leider bin ich aber nicht vom Fach und finde deine Erläuterungen sehr spannend und hilfreich! Hoffen wir auf die Kälte aus dem Norden und die Feuchtigkeit aus dem Nordwesten!

    Lg Silvan

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !