Samstag, 26. Oktober 2013

Sturmtief CHRISTIAN unleashed

Hallo,

eigentlich sind's recht spannende Zeiten. Wenn man aus dem Fenster ins Nebelgrau blickt, springt einem diese Assoziation nicht unbedingt sofort vor's geistige Auge, denn wie so oft bringt es etwas, seinen Horizont gehörig zu erweitern und  weit über die Grenzen dieses Nationalstaates hinauszublicken... der Blick sieht momentan so aus:


.. über dem Europa-Atlantikausschnitt sieht man 3 Zyklonen in unterschiedlichem Reifestadium. Das , das das Wetter heute über Kontinentaleuropa prägt (die Briten lassen wir wie auch politisch vorexerziert, auch hier aus dem Spiel... die gehören nicht dazu) das Frontensystem eines Tiefs das buchsäblich am Ende ist und sich auffüllt. Südwestlich von Island liegt der Kern einer Zyklone die auf raschem Ostkurs ihre besten Zeiten ebenso schon hinter sich hat, aber immer noch kräftig genug sein wird, am morgigen Sonntag Teile Deutschlands gut zu belüften.

Das derzeit attraktivste System ist eine junge Welle, die sich gearde von der Ostküste Kanadas abgelöst hat und gen Europa rast. Das Tief hat von der FU Berlin den Namen "CHRISTIAN" erhalten und wird aller Voraussicht nach am Montag und Dienstag für ein paar Schlagzeilen in den Chronikteilen der Blätterwälder sorgen.

"Christian" ist eine exemplarische Shapiro-Keyser Zyklone im Werden. Schon oft im Blog erwähnt stellt das SHPK Zyklonenmodell - ein so genanntes Konzeptionelles Modell - eine alternative zur gänngigen Zyklonenbeschreibung nach dem Polarfront-Modell dar. Das SHPK Modell erklärt Eigenheiten bei diesen speziellen Zyklonen, die mit dem klassischen Modell nicht erklärbar wären.


Ein paar dieser Eigenheiten sind

- Enormer, Hammerkopfförmiger Warmfrontschild (auch Schwammerl oder T-Bone passt), der sich teilweise auch um den Kern der Zyklone zwirbelt

- mickrige Kaltfront mit  ausgeprägter Schwäche in Kernnähe

- Sting-Jet zwischen Kaltfront und kernnaher Warmfront, wo durch das herabsteigen extrem trockener obertroposhärischer oder sogar stratosphärischer Luft Wolkenmasse verdunstet und die Verdunstungskälte die Höhenwinde besonders gut in Richtung Boden herunter mischt.

- Entstehung und Position bei der Enticklung meist beim right - entrance Bereich eines Jetstreaks.

Das letztgesagte kann man anhand von Christian gut erklären:



Das aktuelle Bodentief ist als oranger Kreis festgehalten, ein Jetstreak ist ein lokales Geschwindigkeitsmaximum im Jetstream (deutsch: Strahlstrom). In Wehrichtung und aus der Position des Jetstreaks gesehen, befindet sich Christian rechts hinten am Eingang. Dort kommt es durch Imbalanzen zu massiven Divergenzen und der Forcierung von Druckfall, was eine gute Kinderstube für Tiefs ist. Genauso favorabel sind die Bedingungen links vorne.

Diese Position behält Christian in seinem explosiven Leben bei:




.. wobei er im späterem Leben von beidem.. einer right-entrance (Warmfrontjet) und einer left exit
 (Kaltfrontjet) - Position gleichzeitig profitiert.

Die Ausbildung des Schwammerlkopfes und wie der StingJet diesen Keil in die ursrüngliche Wellenform schneidet und sich somit als Stylist des ganzen Schauspiels auszeichnet, kann man an der Wolkenanimation bzw. an der Animation der Relativen Feuchte in ca. 700 hPa (3000m) gut nachvollziehen:






Nun gut, spannend wird es für Europa (diesmal inkl. UK) in der Nacht auf Montag, da steht Christian nach nun 4000km reise ante portas.. und sieht in der hochauflösenden Modellwelt in der Relativen Feuchte so aus:



Das wäre die klassiche Art Fronten zu legen... bevor ich darauf eingehe noch eine kurze Beschreibung der Formen und Phänomene: Der Hammerkopf ist der Aufgleitschrim der Warmluft, die sich nach hinten auch um den Kern wickelt. Im Vergleich dazu ist die Kaltfront extrem dünn. Hinter der Kaltfront und insbesondere zwischen KF und dem gezwirbelten Warmluftteil befindet sich ein scharfer Keil extrem trockener Luft. Hier verdunstet sämtliche verbliebene Wolkenmasse.


Für die weitere Beschreibung wende ich die alternative SHPK Forntenlegung an, die darauf eingeht, dass die Kaltfront in Kernnähe regelrecht zerfressen wir und es auch eigentlich keine Okklusion in dem Sinne gibt, dass eine KF eine WF einholt...






Die Blauen Linien stellen im Übrigen die Relative Topografie dar, eine Größe die direkt mit der mittleren Temperatur der Schicht - in diesem Fall zwischen Boden und 5500m - korrelliert. An der Entwicklung des Bewölkungs- und Niederschlagsbildes - das mit der vollommenen Auflösung der Kaltlfrontstruktur in Kernnähe beschrieben werden kann, lässt sich der *Unterbruch* der Frontenlegung zumindest ein wenig rechtfertigen.

Nun denn, die höchsten Windgeschwindigkeiten werden bei Christian - wie so oft - im südlichen Kernbereich auftreten (das juckt nur die Briten und die Fische), aber eben auch im Bereich des Sting-Jets, jenem schmalen Streifen trockener Höhenluft zwischen Kaltfront-Rest und Zwirbel-Warmfront auftreten. Und das wird dann Nordfrankreich ebenso wie Benelux und NW/N-Deutschland sowie Dänemark beschäftigen.



Es wird hier wohl ... sollte sich an der Intensität und Zugbahn des Tiefs nicht mehr viel ändern - an einigen Orten auch im Binnenland zu Orkanböen kommen, während Christian's Ruppigkeit nach Süden hin rasch nachlässt und er als kein besonderes Tief z.B in Österreichs Annalen eingehen wird.


In so fern wünsche ich den Landsleuten einen beschaulichen Tag der Fahne (jetzt da ich diesen Eintrag beende kommt auch die Sonne heraus ...) ... sowie den Kollegen in N-Deutschland genug Zeit zum Festzurren der Mistkübel -- äh -- Mülleimer.

LG

Manfred

3 Kommentare:

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  2. sehr gelungener artikel - die reanalyse von heute kam dem schon sehr nah.

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !