Samstag, 26. Januar 2013

Atlantik *reloaded*

Hallo,

2 Wochen ist es nun her, seit dem die Großwetterlage atlantischen Luftmassen, die nach Kontinantaleuropa wollten, Hausverbot erteilt hatte. Momentan hüllt sich der Mantel des Schweigens (durchbrochener Stratus) über eine mehr oder wenige Dicke Schneedecke im gesamten Alpenraum. Durchgängige 2 Wochen sind dieser Jahre eine überraschend lange Periode an Winterwetter, das diesen Namen durchaus auch verdient hat.

Nun pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass diese Periode ihrem Ende zugeht, der Wetterblogger möchte Euch hingegen bildlich vermitteln, mit welchen Waffen der Atlantik nun zum Angriff bäst:


Um in martialischer Menschensprache zu bleiben, hat der Atlantik seine Ultimative Winterwettervernichtungswaffe aus der Reserve geholt, in Form eines Orkantiefs südwestlich von Island. Dieses ist rekordverdächtig stark, wie die aktuellen Modellsimulationen zeigen:



Von einem Kerndruck von nur

928 hPa 



heute zu Mittag geht das ECMWF momentan aus, das ist ein Wert, den nur ganz ganz wenige Nordatlantische Zyklonen vor dieser Zyklone unterschritten haben, drunter DER Sturm des letzten Jahrhunderts, der BRAER Storm vom Jänner 1993. Laut Wikipedia, das sich im wesentlichen auf die Aufzecihnungen der Royal Meteorological Society bzw. des NCEPS haben erst 5 Zyklonen bisher (seit dem man Aufzeichnungen hat) die magische 930 hPa Grenze unterschritten, mit dieser sind es 6.

Seiner Stuktur nach ist es am Höhepunkt seiner Entwicklung angelangt ...


Hier die relative Feuchte in 500 hPa bzw. die Äquivalentpotentielle Temperatur:



Kernnah sorgt eine Dry Intrusion (trockener Einschub) noch für Zyklonen-Zunder, die Energieverteilung zeigt uns aber auch den schon einigermaßen fortgeschrittenen Okkluisonsprozess, dh. stärker wird die Zyklone nicht mehr.


Gegen diese geballte Advektion atlantischer Warmluft kann unser schwächelndes Kältehoch nichts ausrichten. Es wird von der stärker werdenen Westströmung in der Höhe erfasst, allmählich nach Osten verfrachtet und dabei auch abgebaut.

Bei uns steigen die Werte ab morgen Sonntag deutlich an, erst in der Höhe, dann allmählich auch in den Tälern, zuletzt im Flachland. Bis Dienstag Abend wird auffrischender, zum Teil auch stürmischer Westwind die allermeisten Frostlinsen vertrieben haben, und am Mittwoch tagsüber kann man sich dann wieder vergegenwärtigen, wie sich 10 Grad oder ein bisschen mehr denn so anfühlen:


In der Mittelfrist steht der Trend auf *abwechslungsreich*, dh. gerade vor den Semesterferien muss sich niemand ernsthafte Sorgen um den Schnee in den meisten Wintersportgebieten machen, da es nach einem recht lustigen Trog-Keil Wechselspiel aussieht.

Mal schauen wie lange dem Februar das Westwetter gefällt.

Lg

Manfred

Sonntag, 20. Januar 2013

Auffrischung: Was ist ein Vortex Vindobonensis ?

Hallo,

bevor wir kurz und knapp (es ist ein wunderschöner Sonntagnachmittag in MEL) ins Thema einsteigen, nämlich den Verwirrungen und Verwirbelungen von Luftströmungen, schauen wir uns einmal den großwetterlagentechnischen Background der aktuellen Situation an:



Der Alpenraum wird momentan an der Vorderseite einer EX-Sturmzyklone mit Kern über Frankreich bzw. dem westlichen Mittelmeer vom Föhn in die Zange genommen.

Weil's so schön ist, hier deren Entwicklung:







Da werden heute teilweise extreme Unterschiede in den Höchsttemperaturen in den Alpentälern auftreten, je nach dem wo der Föhn durchgreift oder nicht sinds 12 oder -4 Grad....  da das mehr mit Stochastik als mit Vorhersage zu tun hat, wenden wir uns einem kleinen Phänomen zu, dass man vorhersagetechnisch (vielleicht) schon besser in den Griff bekommt.

Es wird sich heute im Tagesverlauf aller Voraussicht nach ein Vortex Vindobonensis bilden. Auf Deutsch heißt das Wiener Wirbel (nicht Wirbel in Wien).

Der Vortex ist eine mesoskalige Verwirbelung (mesoskalig heißt ein par 10 km groß) der Windströmungen am Alpenostrand, die dann auftritt, wenn mit auffrischendem Südwind über Ungarn warme Luft herangeführt wird.

Die Lokalmodelle sind in der Lage, dieses Phänomen vorherzusagen:


Man sieht im Forecast für heute 15 Uhr, wie über Ungarn, dem Burgenland sowie dem Marchfeld und Teilen des Weinviertels kräftiger Süd bis Südostwind simuliert wird, der Wind im westlichen Weinviertel aber aus Norden wehen soll, über Wien und dem Wr. Becken aus Nordwest bis Nord und wie das ganze nach einem geschlossenen Wirbel aussieht.

Der Vortex hat extreme Auswirkungen auf die Temperaturvorhersage:


Man sieht auf der milden Seite des Vortex (Süd bis Südostwind) deutliche Plusgrade und auf der kalten Seite (Nord bis Nordwestwind ebenso deutliche Minusgrade im Modell.

Wie gibts das ? Nun, es gibt mehre valide Möglichkeiten den Vortex zu beschreiben, eine dynamische und eine mehr statische Variante. Der Einfachheit halber bemühe ich die statische Variante.

Allen Blogleserinnen wird es schon einmal untergekommen sein, dass kalte Luft eine höhere Dichte aufweist als warme. Demenstprechend erzeugt eine 1000m dicke Schicht aus kalter Luft mehr *Druck* am Boden der Schicht als es eine ebenso 1000m dicke Schicht aus Warmluft tut, in der eben weniger Masse steckt.

Die Schichtung ist momentan so, dass in den unteren Schichten sehr kalte Luft liegt und in 850 hPa schon sehr warme.

Wenn nun im Lauf des Tages der Südwind über Ungarn die Kaltluftschicht wegradiert, wird diese logischerweise von Warmluft geringerer Dichte ersetzt. Gegenüber den Gebieten (z.B Wien, Wr. Becken), wo das noch nicht passiert ist, fällt dort also der Druck. Dieses Druckgefälle spürt die Kaltluft über Wien und dem Alpenvorland sofort und beginnt in den tieferen Druck hineinzufließen. An der Grenze zwischen der Katluftlinse und der Warmluft liegt eine Tiefdruckrinne, manchmal sogar ein abgeschlossenes Bodentief, und hält diese Situation lange genug (mehr als ein paar Stunden) an, bildet sich ein kompletter Wirbel.

Oft wird so über Westpannonien aus vorhergesagtem Süd bis Ostwind, ein Nord bis Westwind. Und so lange  der Wirbel so liegt, hat auf der Westseite des Wirbels die Warmluft nichts zu melden.

Was aber geschieht, ist, dass über den Verlauf von Stunden natürlich immer mehr Warmluft in den Vortex reingewirbelt wird und sich die Kaltluft allmählich erwärmt. Das kann den Wirbel bis hin zum Zusammenbruch schwächen.

Im heutigen Fall sieht es so aus, als dass das nicht geschehen wird. Mit dem Zug des Tiefkerns südlich der Alpen nach Osten dreht schon in der Nacht auf Monatg der synoptische Bodenwind immer mehr auf West bis Nord, sodass die Kaltluft, die über über Tschechien und Deutschland immer noch lagert, allmählich wieder gegen den milden Einspritzer über Ungarn vorgehen wird.

Man sieht also: Bei solchen Lagen ist die richtige Einschätzung des Vortex essentiell für eine korrekte Bundeslandprognose ;), textlich, warntechnisch, wie auch immer.

Schönen Sonntag

Lg

Manfred

Freitag, 18. Januar 2013

Der Wind, der Wind .. Details zum *Schneechaos*

Hallo,

nun da das Gros des Schnees im Land unter der Flügeln des Bundesadlers gefallen ist, darf sich auch der Wetterblogger wieder ins Wettergeschehen einmischen. Kurzum gesagt, eine große Überraschung war es seit Sonntag/Montag ja nicht, was sich da über die letzten 36 Stunden im seit mehr als 5 Jahren großteils von Schneemassen verschonten Flach- und Hügelland Ostösterreichs zugetragen hat, es kann zumindest keiner sagen er hätte es nicht gewußt, oder er wäre nicht gewarnt worden.


Zum Einstieg eine kurze historische Betrachtung/Einordnung. Vielerorts hört man, auch von Seiten der Medien oder des staatlichen Wetterdienstes von der Rekordverdächtigkeit der Neuschneemengen (30cm in 24h auf der ehrwürdigen Warte). Das klingt erst mal nicht nach Hölle viel. Gerade in Wien, wo das Wetter in 95% aller auftretenden Fälle relativ fad ist, macht es Sinn, sich die Details der spannenden 5% relativ genau einzuprägen.

Und dann, mit gesunder Erinnerung und nicht nur Daten gesegnet, kommt man drauf, dass die Messtelle der ehrwürdigen Warte vielleicht nicht der ideale Punkt fur historische Betrachtungen ist, vor allem, wenn man etwas über extreme Mengen im bewohnten Stadtgebiet erfahren möchte.

Wenn es in Wien kräftig schneit, dann tun sich Untiefen der regionalen Ausprägung von Schneehöhen auf, die man so erstmal nicht für möglich hält. Ein Beispiel: Zitiert werden gerne die 30cm Neuschnee vom Jänner 2005.




Stimmt, in Döbling waren es 30cm, in Favoriten 25cm. In Rodaun, im Hieb Liesing, waren es aber 80cm Neuschnee in 24h, das ist bildlich dokumentiert. Und da stehen die 30 relativ arm da.

Ungeschlagen von der Auswirkung her bleibt die Periode um den 24.2 1993.



Starker Schneefall über 48 Stunden hinweg haben die Stadt damals wirklich lahmgelegt und diese 2 Tage sind mir als Gymnasiast noch in bleibender Erinnerung. Auf der Südautobahn zwischen Baden und Wiener Neustadt waren Autofahrer über mehr als 24 Stunden hinweg eingeschneit und eingeweht und mussten vom Bundesheer befreit werden.

Bilder von Damals:


  
Copyright by sunnyfunny (Mehr Details leider unbekannt)

Das erste Foto stammt zweifelsfrei aus Wien, das zweite aus dem schönen Katzelsdorf (Katschelschdorf) nahe Wr. Neustadt.

Weiters reiht sich das gestrige Ereignis ganz gut in die Wiederkehrdauer solcher massiver Ereignisse ein:

Februar 1993, Februar 1999, Jänner 2005, und nun Jänner 2013 waren allesamt recht ähnliche Kaliber, 6 bis 8 Jahre tun sich da als Frequenz über die letzten 20 Jahre auf.

Nun zur Detailbetrachtung....

Verantwortlich war eine Art frei hängender Okklusion an der Nordperfierie eines kräftigen Tiefs über Italien:


und ab Mittwoch Nachmittag / Abend bestand auch in den Lokalmodellen weitgehende Einigkeit mit welchen Wasseräquivalenten man wo als Schnee zu rechnen hatte:


Was dann auch mehr oder weniger so eintraf:



Natürlich gibt es bei der Kombination von Schneefall und Wind arge Probleme mit der Niederschlagsmessung, 100 oder 200% Fehler muss man da je nach Stationsaufstellung schon berücksichtigen, dennoch möchte ich den Blick auf ein paar Details lenken:


Man sieht die größten Mengen, abgesehen vom Hirschenstein im Burgenland (Schneewehen ?) im Bereich zwischen Rekawinkel und Tulln, sowie bei Seibersdorf mit nahezu 30mm Wasseräquivalent, teils deutlich mehr als umgebende Stationen.

Rund um die Rax und den Schneeberg tritt ein Minimum auf, genauso wie im nördlichen Weinviertel. Am Stationspaar Zwerndorf/Gänserndorf sieht man was ein paar km/h mehr Wind in der Niederschlagsmessung bei trockenem Schnee so ausmachen können. Zum Maximum im westlichen Wienerwald. Ist das erklärbar ?

Ja :-)

Schauen wir uns die Windrichtung an:


Im gesamten nördlichen Alpenvorland und im Wienerwaldbereich wehte West- Westnordwestwind, anders als im Weinviertel, wo der Wind aus Nord bis Nordnordost weht. Wie kommt das ?

Hierzu eine Modellkarte:


Die Windverteilung in 1000m Höhe sagt uns, dass der Wind eigentlich von Nordosten nach Südwesten über die Alpen will. Im Bereich der Alpen versperren ihm diese aber den direkten Weg und er muss einen kleinen Schwenker nach Osten gen Wien machen um dann über das Burgenland und Ungarn beschleunigt sein Ziel in der oberen Adria zu erreichen. Gerade wenn die Luft stabil ist, was gestern der Fall war, bildet sich dabei ein so genannter Barrier Jet entlang des Hindernisses aus, mit massiven Folgen. Man sieht im eingekringelten Bereich über dem Winerwald starke Windkonvergenz und damit einen Beitrag zur Hebung und Niederschlagsverstärkung.


Anders im Bereich um die Rax. Warum fiel dort so wenig ? Hier eine Karte des Spreads, also der Differenz zwischen Temperatur und Taupunkt.




Fast überall sieht man 0 oder 1K Spread, nur in Reichenau und Umgebung sind es 2-4K. Hier ist die Luft also deutlich trockener, was logisch ist, da dort mit dem Westnordwestwind die Luft föhnig von den Kalkalpen herabsteigt und den Niederschlag reduziert.

Wie kommt es zur Verstärkung in Seibersdorf ? Nun eben jenes Seibersdorf liegt am Nordwestrand des Leithagebirges, dass die Landschaft dort um immerhin fast 300m überragt. Der Nordwestwind wird gehoben, es schneit stärker....


Soviel dazu.

Das nächste spannende Wetterereignis steht ins Haus, es ist aber eines, das Schneefans hassen werden... der Föhn.



Im Vorfeld eines am Wochenende näher rückenden Tiefs von Spanien bis Deutschland stellt sich in den Alpen teils kräftiger Südföhn ein. In welche Föhntäler der Föhn dabei durchgreift, ist noch unsicher, dennoch zeigen die Prognosen der Lokalmodelle, was temperaturmäßig bei Föhndurchbruch am Sonntag *drin* sein kann:


Spannend wird in dem Zusammenhang auch der Kampf von herumgeführter Warmluft von Ungarn her gegen die Kaltluft im Flachland und nördlichen Alpenvorland... ideale Bedingungen für die Ausbildung eines Vortex Vindobonensis :-).

Wie das am Sonntag im Vertikalprofil aussieht, möchte ich Euch nicht vorenthalten:

-7 am Boden, plus 7 in 1500m Höhe. Ob der Deckel hält oder nicht... dazu vielleicht mehr am Wochenende. Bis dahin lg in den Schnee

Manfred

Sonntag, 13. Januar 2013

Vom Greis zum Frischling

Hallo,

dieser Tage ist ein guter Zeitpunkt um zu demonstrieren, dass das natürliche Prinzip des Alterns, vom Werden zum Sterben zumindest auf Zyklonen nicht immer anwendbar ist.

Zwar kann man in vielen Fällen auch bei unseren aussertropischen Zyklonen eine typische Lebenslinie von der Geburt über die Phase maximale Aktivität bis hin zum schnellen oder langsamen *Tod* eines Systems ziehen, es gibt aber deutliche Abweichungen von dieser Standardlinie.

Eine solche, die einer eigentlich todgeweihten Zyklone frisches Leben einhaucht (und dieses frische Leben bringt uns auch den Schnee in weite Teile des Landes, möchte ich heute ein bisschen durchleuchten, man kann das durchaus als das Follow up zu meinem letzten Eintrag sehen.


Am Besten, wir starten mit der Situation, wie sie sich von METEOSAT um 04:45 heute früh darstellt:


Die Zyklone, um die es geht, ist die, die sich schon beschwerlich über Frankreich und der Iberischen Halbinsel windet. Sie ist der alte Überrest eines Systems, das vom Atlantik kommend nach Südosten abrauchen musste, da sich, wie angekündigt, über Skandinavien ein starkes Hoch befindet, das Nichts und niemanden vorbeilässt.

Sieht man sich die momentane thermische Struktur des Systems an, so lässt sich in allen Fällen das fortgeschrittene Alter festmachen:



Anhand der Temperaturverteilung in 500 und 850 hPa sieht man, dass der gesamte Kernbereich von (atlantischer ) Kaltluft erfüllt ist, das heisst, die Temperaturdifferenzen im Kernbereich sind ausgesprochen gering. Blogleser kennen aber das Urprinzip, aus dem unsere Zyklonen ihre Energei zur Entwicklung schöpfen: Horizontale Temperaturunterschiede auf engem Raum. Hieraus kann das System also Nichts mehr gewinnen, es füllt sich auf.


ABER: In quasi allerletzter Minute kommt dem System seine Zugbahn entgegen. Der Komplex wandert nach Süden und erreicht gerade das Mittelmeer. Sieht man sich die Bodennahen Temperaturen im westlichen Mittelmeerraum an, so erkennt man, das die schwächelnde Kaltfront nun auf Vorderseitige Luftmassen trifft, die eine Temperatur von gut und gern 12 bis 15 Grad aufweisen:



Das kommt eine deutlichen Verschärfung des Temperaturgradienten an der Front gleich, ein Umstand, der sogleich auch Wirkung zeigt, denn an den Pyrenäen hat sich schon eine Welle gebildet, in deren Bereich es zu deutlich verstärkter Bewölungsbildung durch Konvektion kommt, z.B hier zu sehen:


Gutes Stichwort, Neben den horizontalen Gradienten verstärken sich auch die vertikalen, da die Kaltluftblase nun beginnt über vergleichsweise warmes Wasser zu ziehen. Die Bildung von Organisierter Konvektion über große Flächen hinweg mündet auch immer in einer Zunahme der Zirkulation (wir kennen das von tropischen Zyklonen !), mit dieser dann auch die horizonatlen Gradienten weiter zunehmen und man ist bei einem schönen selbstverstärken Prozess angelangt.

Als dritte Hilfestellung zum neuen Leben kommt die Jetkonfiguration hinzu:


Die Welle liegt im linken Ausgangsbereich eines starken Rückseitenjets, das liefert einen weiteren Beitrag zur Vertiefung.

Somit kommt man in den nächsten 24 Stunden zur Bildung eines (nicht übermäßig starken, aber dennoch akzeptablen) Tiefs über dem westlichen Mittelmeer, während die *Mutter* über Nordfrankreich  das  Zeitliche segnet.


Es gibt prinzipiell mehrere Mechansimen, wie sich im Bereich einer sterbenden Zyklone Temperaturunterschide nochmals aufbauen können und so neuer Brennstoff zur Vertiefung zur Verfügung steht. Das ziehen alter Kerne über warmes Wasser ist eine Möglichkeit.

Bisweilen kommt es auch vor, dass in die Rückseite alter Zyklonen kleine Kurzwellentröge mit hochreichender Kaltluft im Gepäck hineinziehen.

Manchmal reicht auch schon der Zug einer Front über ein Gebirge, z.B die Alpen.  Nehmen wir eine Kaltfront, die aus Nordwest über die Alpen will. Die Kaluft überschreitet den Alpenhauptkamm erst dann, wenn sie vertikal mächtig genug ist, den immerhin durchschnittlich mehr als 2500m hohen Kamm zu überschreiten. An den Westlapen und auch am Alpenostrand hat die Kaltluft das Hindernis aber schon längst umströmt und die Kaltluft fließt gen Süden. Man endet mit sehr starkren horizontalen Differenzen über Oberitalien und den Südalpen, die Geschichte kann beginnen.

Und weitere Jungbrunnen sind denkbar.


In unserem Fall wird die Entwicklung nicht allzu intensiv, für ordentlichen Neuschnee in den südlichen und östlichen Landesteilen wird es aber reichen.

10 bis 50cm zwischen dem Winviertel und Oberkärnten stehen im Raum, die 50 natürlich in Oberkärnten, die 10 im Weinviertel, der Rest irgendwo dazwischen ;) Für die Details sind da meine Kollegen auf www.uwz.at bzw. dem enstprechenden Facebookkanal zuständig.

Lg und schönen, frischen Sonntag,


Manfred




Mittwoch, 9. Januar 2013

Bruch mit der Tradition - Das Ende der Westdrift

Hallo,


ein guter Zeitpunkt ist das heute, mal wieder einen kleinen Exkurs dahin gehend zu liefernl, warum gewisse Dinge bei der Entwicklung der Großwetterlage so passieren, wie sie passieren. Den Anfang macht ein eher chaotisches Satelliten- und Frontenbild, von heute früh 06 Uhr:


Das ist die aktuelle Situation, hier nochmals unterlegt mit Falschfarben und der Geopotential ( entlang dessen die Strömungen verlaufen) in der mittleren Atmosphäre:


Optisch sieht man als markantestes Element eine gut entwickelte Sturmzyklone südwestlich von Island, eine fast schon Zyklonenleiche nürdlich von Schottland und ein recht strukturloses Frontensystem östlich von Österreich, das aber eine markante Grenze zur kontinentalen russischen Kaltluft darstellt. Daraus entwickelt sich eine Wetterlage mit ordentlichem Winterpotential für weite Teile Mitteleuropas.


Ihr seht das nicht ?


Na ja, ich würds auch nicht sehen, hätte ich da nicht meine Modelle zur Hand, anhand derer ich ganze erklären werde :)


Heute nehmen wir mal wieder das GFS zur Hand, das ein nettes Szenario bietet...

Jetzt:


Man die die Sturmzyklone bei Grönland, die Leiche nördlich von Schottland, einen tiefen Trog über Osteuropa und ein altes, kaltes Tief über dem Norden Skandinaviens.

An der Vorderseite der Sturmzyklone herrscht also westlich der Britischen Inseln die Zufuhr von Warmluft, was den dort liegenden Keil weiter aufwölbt. In der Gegenbewegung muss aber zwingend nun alles, was sich östlich dieses sich aufwölbenden Keiles befindet nach Süden und Südosten abtauchen, so auch die Leiche und das kalte Tief über Nordskandinavien.


Genau das passiert innerhalb der nächsten 24 Stunden:


Der Keil hat sich aufgewölbt, das ehemalige Skandinavien ist gen Polen gezogen und hat die Reste der Leiche in seine Periferie (noch als Trogspitze nahe den Niederlanden zu sehen). Diese Keilwölbung hat nun die seit mehr als 3 Wochen herrschende Westdrift im bereich Europa unterbrochen, nahfolgende Tröge/Tiefs vom Atlantik können nicht einfach zu uns reinziehen, sondern werden weit nach Norden umgeleitet. Im Gegenzug stösst nun an der Ostflanke des Keils zunehmend polare Kaltluft nach Mitteleuropa.



Wieder 24h später ist das blockierende Hoch (so heißt das im Jargon) noch etwas nach Norden gezogen. und ermglich dem Tief, das sich aus Westen Irland nähert eine weitere Art der Umlenkung.... nämlich nach unten gen Mittelmeer durchzutauchen.... was auch im Modell geschieht... hier 5 weitere Tage am Stück






 Womit wir in Mitteleuropa dann in der neuen Woche mit kräftigerTiefdrucktätigkeit im Mittelmeerraum, Kaltluft am Boden und womöglich Aufgleiten in der Höhe und dadurch Schneefall enden.

So irgendwie, es ist ja nur ein Modell, das ich zitiere und demnach ein Szenario. Aber ein nachvollziehbares.

Es ist dies durchaus typisch für das Ende einer Westlage. Eine Welle, in unserem Fall der Keil bei den Britischen Inseln verstärkt sich bei günstiger Konfiguration so stark, dass sie stationär wird und die nahfolgenden Wellen auf längere Zeit umlenkt.  Dass daraus bei uns möglicherweise schönes Winterwetter wird, ist mehr Glück als *Verstand*, wenn man diesen Ausdruck beim Wetter gebrauchen kann.

Passiert so etwas 1000 km weiter westlich, enden wir mit Brutalo-Südföhn .. auch das haben wir schon gesehen. Auch das wäre ein Ende des Westwetters, nur kämen Winterfans dann vom Regen in die doppelte Traufe.

Im jetzigen Fall verläuft der Prozess genau an der richtigen Stelle. Blockade bei den Britischen Inseln und damit verbunden Downstream-Development ( Die Skandinavierin zieht mit ihrem kalten Packerl nach Süden...)

Man kann im genauen Ablauf, speziell dann mit der Zyklonenbildung im Mittelmeer aber durchaus noch mit weitreichenden Modifikationen rechnen, Spekulativ kann auch dieser Prozess noch ungünstig mit Warmluft enden...

Lg

Manfred