Mittwoch, 8. Juni 2011

"Flash Flood" Gewitter über der Wiener City

Hallo,

Die Serie eigenartige Gewitter in meinem Blickfeld reisst irgendwie nicht ab. Innerhalb von 5 Tagen bildete sich zum 3. Mal eine markante Gewitterzelle über dem Stadtgebiet. Die heute war nicht ohne:

Wien Botanischer Garten: 54mm, davon 50 in 30 Minuten
Wien City: 46mm, davon 44 in 30 Minuten.

Hier die Grafiken.

Botanischer Garten:


City:



Die Abfolge in der Radarsequenz:










Visuell bildete sich knapp vor 1 Über der Stadt eine graue Bank aus Cumuluswolken. Viel konnte man nicht erkennen, da sie in ein mittelhohes Wolkenfeld hineingewachsen ist. Innerhalb weniger Minuten explodierten dann die Radarechos, die stärksten Niederschläge traten mit der Zelle und dem Nachschub aus Süden im Bereich westliches Favoriten, 1, 3, 4, 5 Bezirk auf.

Die Cumulusbank bildete sich nicht zufällig an dieser Stelle:


Man sieht über den westlichen Teilen der Stadt schon um 11 Uhr, also zwei Stunden vor dem Gewitter eine ausgeprägte Windkonvergenz. Mitzibrunn und Jubiläumswarte haben Westwind, die anderen Stationen Süd bis Südostwind.


Die Situation hielt bis 1 Uhr an:




Mit dem Gewitter verlagerte sich die Konvergenz dann nach Osten:


damit wurden dann aber keine neuen Zellen mehr getriggert.

Glücklicherweise wurde in Döbling unmittelbar vor dem Gewitter eine Radiosonde in die Luft geschickt:


Dem Temperatur und Feuchtebild folgend steigt der Ballon rasch in den Amboss, die Labilitätswerte sind recht gering (Feuchtneutrale Schichtung). Etwas anderes würde man in einer Wolke aber auch nicht mehr erwarten. Der Bodenwind weht noch aus Südost, wechselt mit der Höhe mehrmals die Drehrichtung. Interessant ist der Wert PWAT:

Er erreicht 36. PWAT steht für precipitable Water, also Wasser, das als Niederschlag ausfallen kann. In diesem Aufstieg sind es 36mm !

Lg

Manfred

Montag, 6. Juni 2011

Föhn einmal anders

Hallo,

in Zeiten wie diesen fällt es schwer, einmal nicht über Gewitter zu schreiben. Gott sei Dank findet sich aber heute ein dankbares Thema, das zwar direkt mit Gewittern zu tun hat, allerdings direkt mit deren Nichtauftreten. Der Föhn !

Schon gestern hat Kollege Clemens über den doch recht spektakulären Sommerföhnfall des Nächtens in Innsbruck geschrieben, das wäre HIER nachzulesen...

Heute war der Favonius, so sein lateinischer Name, seltenerweise im Osten zu Gast.

Die Lage:


Über Mittel und Westeuropa liegen zwei Luftmassengrenze. Die vordere, augenscheinlich, aber nicht tatsächlich schwächere treibt derzeit die Gewittertätigkeit in Deutschland an. Die hintere, augenscheinlich stärkere erwischt uns am Mittwoch. Auffallend ist bereis an diesem Bild wie der Alpenraum von der organisierten Konvektion ausgenommen ist. Ein Gewitterloch ...


Im Bodendruckfeld sieht man vor allem im Osten einen scharfen Gradienten ....


Das Windfeld  legt nahe dass es wirklich Föhn ist:


Warum ? Nicht weil ich das so definiere, alllerdings sieht man im gesamten Wiener Becken reinen Südwind und nicht den Südostwind von Ungarn herein, den man üblicherweise bei so einem Druckbild erwarten würde. Am Neusiedlersee weht sogar Südwestwind. Der Wind ist auch gefühlt ruppiger als der sommerliche Südostwind, mit einem Böenfaktor von mindestens 2.

In diesem Fall erfolgt also nicht das typische Umfließen des Alpenostrandes, sondern der Wind nimmt die Diretissima von Slowenien über das Steirische , das Wechselgebirge um föhnig ins Steinfeld und in Wiener Becken zu stürzen.

Den Fussabdruck des Föhns sieht man auch in den Temperaturen:


Den höchsten Wert gab es im Mostviertel mit 30.1° in Waidhofen an der Ybbs, Haag hatte auch 29, genauso wie Loosdorf. Generell liegen die Werte an der Alpennordseite doch um 2-4 Grad über denen des noch sonnigen Teils der Alpensüdseite...

Morgen wird der Föhn schäwcher, dem entsprechend werden wieder die Gewitter von Süden her das Ruder übernehmen....  und ein spannender Tag verspricht der Tag des Kaltfrontdurchganges aus Westen zu werden .. der Mittwoch.

Lg


Manfred