Sonntag, 10. Juli 2011

Back to Business - Kleine Klimakunde des Top Ends

Hallo,

es hilft ja alles nichts, der Urlaub ist erst einmal vorbei. Mitgenommen davon habe ich nebst seelischer Erholung (nicht körperlicher !!) grenzgeniale Eindrücke einer Landschaft die mit Weite, Drama und großem Kino überhaupt nicht geizt... Da dies ein Wetterblog ist werde ich nicht weiter in Reiseerinnerungen schwelgen sondern das Wetter, das mir zwischen Darwin und Broome widerfahren ist als Anlass nehmen, einen kleinen Exkurs zur Erklärung der Eigenheiten der subtropischen Klimazone der Südhalbkugel  zu unternehmen.

Das Wetter im Australischen Top End (so nennt man die nördlichen Teile des Northern Territory und Westaustraliens) funktioniert eigentlich gaaaaaaaaaaaaaanz einfach, viel viel einfacher als bei uns. Der Sonnenstand dominiert den Wettercharakter in viel direkterer Art und Weise als in den gemässigten Breiten, wo Fronten eine große Rolle spielen.

Die Frontalzone erreicht die Subtropen hingegen so gut wie nie, somit läuft der Wetterzustand in der Erklkärung rein auf die Strahlungsbilanz und damit die Labilität der Atmosphäre hinaus.

Eine ganz wesentliche Eigenschaft der subtropischen und tropischen Atmosphäre ist es, dass die oberen Luftschichten unabhängig von der Jahreszeit ihre Temperatur nur marginal ändern, sie bleibt im wesentlichen konstant.

Im Südwinter (Jun, Jul, Aug) steht die Sonne in den Australischen Subtropen zwischen 10 und 20° Süd so tief, dass die Strahlungsbilanz für einige Zeit negativ wird. Die Tage sind kurz und dauern tw. nur 10 Stunden. Durch den Bodenkontakt kühlen die unteren Luftschichten also im Winter zunehmend aus. Oben bleibt es aber warm (kein Austausch) das heisst, es bildet sich eine massive Inversion in ca 2-3000m Höhe aus.

Tagsüber durchmischt die Sonne die Luft unterhalb der Inversion, Quellwolken entstehen, können aber die Inversion nicht überwinden und breiten sich an dieser aus. Dadurch entstehen große Stratocumulusfelder, da sich mit der Zeit durch die Konvektion die Luft direkt an der Inversion anfeuchtet.

Hier einige Beispiele, wie diese SC-Felder auf meiner Reise ausgesehen haben.







Regen ist in so einer Situation unmöglich.

Richtung September, zur Zeit der Tag und Nachtgleiche wird die Strahlung so stark, dass die Inversion allmählich aufgelöst wird. Erste Quellwolken können sie überwinden und Gewitterstatus erreichen. Beinahe täglich werden es dann mehr Gewitter. Das Meer hinkt der Lufttemperatur nach, daher ist es über dem Wasser noch stabil und meist wolkenlos.

Im Dezember, zur Zeit des Sonnenhöchststandes gehen jeweils an den Nachmittagen Gewitterkanonaden über dem Festland nieder. Das funktioniert meist so, dass die ersten Zellen über den Plateaus entstehen. Am Nachmittag dreht der Landwind auf Seewind und große Massen an Dampf werden aufs Land transportiert. Die Zellen saugen diese ein, und nagen sich Richtung Meer. Den Rest sieht man auf den zahlreichen fantastischen Gewittervideos aus Darwin (einfach youtuben ..)


Das Meer erreicht zur Jahreswende eine kritische Temperatur, sodass die Atmosphäre über dem Wasser feuchlabil wird. Damit setzt auch über dem Meer Konvektion ein. Die Menge an verfügbarer Energie ist so gewaltiug, dass es dann nicht bei einzelnen Zellen bleibt, sondern eher die Zeit der tropischen Zyklonen anbricht...

Im Jänner und Februar blitzt es über Wasser und Land tagaus tagein, zu jeder Tageszeit ...

Im März nimmt die Gewittertätigkeit über dem Land langsam ab und kommt Ende April zum Erliegen. Das Wasser bleibt noch länger warm genug, sodass hier organisierte Konvektion noch bis in den Mai existieren kann, bevor sich auch hier durch die Auskühlung der unteren Schichten die Sache stabilisiert ...

Man kann also auch hier 4 Jahreszeiten unterscheiden:

Winter: Sonnig oder SC-Bewölkig, warm und staubtrocken. Die beste Reisezeit

Frühling: Brennheiss (bis über 45°) mit einzelnen Gewittern über Land

Sommer: Drückend warm mit schweren Gewittern zu Lande und zu Wasser

Herbst: Heiß mit vom Meer übergreifenden org. Systemen.

Zum Abschluss noch ein paar subtropische Eindrücke ohne SC-Wolken:



Morgen gehts dann mit dem hiesigen, nicht minder beeindruckendem Sommerwetter weiter.. die Woche verspricht spannend zu werden :)

Schönen Abend !

Manfred

6 Kommentare:

  1. Welcome back. Könnte auch hier tropisch werden (bleiben...).

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  2. Welcome back, da hat man dann wohl weniger zu tun in Darwin als Meteorologe ...
    OT: Ist wahrscheinlich leicht zu erklären, aber ich kanns mir nicht erklären: Gestern ging die Temperatur (Davis Vant., St. Marg. Bgld) von 22 auf 23 utc um 4,5 Grad nach oben - mitten in der Nacht. Dürfte wohl etwas mit dem Waldviertel-Gewitter zu tun haben. (http://www.univie.ac.at/amk/veraflex/data/2011/07/10/tad/alps_tad_2011071023.png)
    Passiert das bei jedem Gewitter?

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  3. Hallo, schön wieder im Blog was zu lesen. Diese Reise würde ich auch gerne mal unternehmen. Ich war vor 5 Jahren ja in diesem Gebiet unterwegs, aber eben mitte März und da beschränkte sich der Aufenthalt zwischen Katherine und Broome eigentlich nur aufs schlafen und einkaufen. Dabei wurden wir natürlich von unzähligen Mozzys gequält die sich durch die feinen Maschen des Mosquitonetzes gequetscht haben. Das war wirklich nicht sehr angenehm aber wir habens überlebt. In der Regenzeit (auch wenn sie da schon am ausklingen war) möcht ich dort nicht mehr landen, aber in der Trockenzeit wärs sicher toll.
    Gewitter haben wir auch tolle erlebt, wobei sie nicht mehr so zahlreich waren.

    Vielen Dank für die schönen Bilder und die interessante Erklärung über das Wettergeschehen am Top End. Und ich hoffe du hast neuen Elan um uns wieder mit interessanten Erklärungen zum Mitteleuropäischen Wettergeschehen zu unterhalten.

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  4. Hey toller informativer Wetterblog ! Ich finde das richtig informativ da ich mich auch für das Thema interessiere. 45 Grad sind natürlich schon eine harte Nuss. LG Georg

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  5. Hi Lukas !

    Das war der Durchgang eine trockenen Druckwelle. Die Gewitter sind westlich von Wind eingegangen, der Druckpolster hat sich aber bis ins Burgenland gewälzt. Durch den auffrischenden Wind drüfte es dir eine ganz flache Bodeninversion zerlegt haben, deswegen die Erwärmung, danach dürfte es nehme ich an kontinuierlich abgekühlt haben ..

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  6. @Rupert... Ich glaube die Vorzüge der Regenzeit dort oben beschränken sich nur auf Gewitterspektakel... in die ganzen sensationellen Parks kommt man nicht mehr rein, weil so gut wie alle Zufahreten überschwemmt sind... in der Trockenzeit ist es umwerfend .. lg !

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !