Samstag, 14. Mai 2011

Interessanter Gewittertag in der Osthälfte heute

Hallo,

es hat sich erst über die letzten 24 Stunden so richtig manifestiert, dass uns heute kein klassischer Kaltfrontdurchgang, sondern etwas mehr bevorsteht. Die aktuelle Lage zeigt das schon:



Österreich liegt momentan in einem weiten Warmsektor, die Kaltfront des Systems lagert noch weit draussen über Frankreich, bewegt sich aber rasch nach Osten. Über den Alpen findet sich ein organsiertes, konvektives Wolkenfeld, das ich als Konvergenzlinie eingezeichnet habe. Daraus fällt jetzt im Westen schon Regen:


Dass es wirklich keinen frontalen Charakter hatt, zeigt der Blick auf die Verteilung der äquivalentpotentiellen Temperatur:



Zu sehen der breite uniforme, aber in der Strömung zyklonal gekrümmte Warmsektor mit einheitlichen Temperaturen. Da habe ich mich eben an einen Lehrsatz aus Unizeiten erinnern, wo Prof. Steinacker in Synoptik II erklärt hat, dass wenn die Strömung in Warmsektoren leicht zyklonal ist, es nur eine Frage der Zeit ist, bevor sich vor der eigentlichen Kaltfront wetteraktive Konvergenzlinien bilden.

Die Wetteraktivität steht also ausser Frage... wir widmen uns dem Thema, was im Lauf des Tages mit der Konvergenz passieren kann:



Im Modell reichen Konvergenz



und Labilität ...



aus, um eine rasch nach Osten die Alpennordseite entlangwanderende Gewitterlinie zu bilden, die die Ostgrenze Österreichs im Lauf des Nachmittags erreicht. Wird es wirklich eine Linie, so ist abermals Starkregen und Sturm das Thema, nicht so sehr Hagel, wobei dieser bei Scherungswerten um 20 kt zwischen 500 und 850 zumindest nicht unterdrückt, wenn auch nicht gefördert wird. Hinter der Konvergenzlinie ist erst einmal Ruhe, bevor mit der herannahenden Front am Abend zwischen Bregenz und Salzburg vielleicht erneut Gewitter möglich sind.

Im weiteren erreicht die wellende Kaltfront dann in der Nacht die Alpen und im Westen regnet es sich ein. In der zweiten Machthälfte ist zunehmend der Süden betroffen, wobei die wirkliche Musik wohl in Tialien (OMG was für ein Tippfehler... gemeint ist Italien !) und Slowenien spielen wird. Was gegen allzu große Regenmengen (Anm. der Zensurbehörde: Gemeint ist damit gegen mehr als 60, 70 Liter) im Süden Österreichs spricht, ist die Tatsache, dass der Wind am Sonntag hinter der Front rasch auf Nord dreht ..


und damit föhnige Effekte wirken, während in höheren Schichten noch das Aufgleiten herrscht:


Das sind zwei Effekte, die im Süden gegeneinander arbeiten werden, und es ist unklar, welcher Effekt gewinnt. Die Formel lautet: je südlicher, desto mehr regen, und da dürfte es so sein, dass mit Ausnahme der Region ums Nassfeld, Slowenien (Wochein, Krain) und Italien (Kanaltal) wohl die Spitzen abbekommen werden. Im Rest Österreichs ergibt sich mit dem auffrischenden Nordwestwind trotz Aufgleiten aus Südwest in der Höhe wahrscheinlich ein typisches Nordstaumuster, mit teils ordentlichen Mengen.



Zusammenfassung:

Heute Gewitterliniengefahr an der Alpennordseite und im Osten
Abends im Vorfeld der Front im Westen und Süden Gewitter
Nacht auf Sonntag: Einsetzender Wellenregen im Westen und Spdwesten sowie zentral.
Sonntag: Wellenregen im Süden, sonst Nordstauregen
Montag: Wetterberuhigung.

Also: Alles andere als eine normale Kaltfront. Mal schauen wie das Radarbild dann in ein paar Stunden aussehen wird

Lg

manfred

7 Kommentare:

  1. Ich würde das Hagelrisiko nicht alleine an der Scherung festmachen, gemäß Prog-Soundings für Linz und Wien ist genügend Grenzschichtfeuchte gegeben, in Wien auch ausreichend Flüssigwasser zwischen der -10 bis -30 Grad-Schicht. Weiters wird das wet-bulb zero unterhalb 700 hPa gerechnet, also recht niedrig, und mit 10-15 m/s in 500 hPa ist der Höhenwind so "schwach", dass die Hydrometeore nicht zu weit abdriften, sondern in den Rezirkulationsprozess beim Hagelwachstum eingebunden werden können.

    Bei langsam ziehenden Gewittern in der Konvergenzlinie (nicht linienartig) würde ich signifikanten Hagel (> 2cm) daher nicht ausschließen, insbesondere an der Alpennordseite, wo die föhnige Südströmung eine Art Ersatz-EML erzeugt (2-4 km lapse rates groß) und den Auftrieb verstärken kann.

    Mal schauen, was tatsächlich so kommt ;)

    Gruß,Felix

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  2. k.A was wir da jetzt bekommen haben.... ein Gewitterkomma, das um einen Minitrog spiraliert ? Wenigstens ist das stärkste Gewitter des Tages bis jetzt ganz im Osten aufgetreten, was zeigt, dass die Sache mit der Konvergenz nicht ganz abwegig war... den Rest deiner Comments muss ich mal in einer ruhigen Stunde behirnen.. gibt wohl kein Standrdverfahren für Hagelgrösse ... man lernt nie aus. Lg m.

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  3. und die arw-18z prog war da sensationell.. die hatte dieses eilein drin, siehe ani.. na ja .. es kann auch zufall sein, werden manche denken.

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  4. andere wrf-modelle hatten das ei auch drin bzw. allgemein ein vorauslaufendes vortmax, die form des eis passt allerdings in keinem der wrf-modelle, überall zu länglich...

    Bei dem Komma ist mir aufgefallen, dass es elevated zog, also quer übers Gebirge, ob da die Bodenkonvergenz so ausschlaggebend war (mal davon abgesehen, dass die Täler unterschiedl. Windrichtungen produzieren)?

    Bei dem mutmaßlichen Tornado in Müllendorf sind die Radarsignaturen evtl. interessant, deutliche Kommastruktur inmitten der Linie.

    @Hagel: Knight and Knight, Hailstorms , Chapter 6 in einem Buch von Doswell ist da sehr aufschlussreich. Oder Estofex-Guide: http://estofex.org/guide/2_4.html

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  5. Hallo,

    1) alle WRF Modelle, die mit dem selben GFS Lauf in der selben Gegend intialisiert werden, zeigen im Wesentlichen das selbe, egal wer es anwirft, zumindest was solche Strukturen betrifft. Alles andere wäre bedenklich.

    2) Das ist eine Henne-Ei-Thematik. Die Bodenkonvergenz gehört mit dem Vortmax in der Höhe wohl inhärent zusammen. Man sieht an allen von Zeltweg bis Gänserndorf ein deutliches Druck- und Windsignal. Man kanns nicht separat betrachten.

    3) ich tippe erstmal auf Squallinetornado. Ich würde den Mittelwind des nach NE gerichteten Ausslusses schon kurzfristig auf 60-80 km/h schätzen, das erzeugt genaug Vorticity. genau über Müllendorf hat sich die Zelle zum Bow gewandelt. ...

    4) Beizeiten ziehe ich mir das gerne rein, wobei ich ja gestern geschrieben habe, dass nichts dagegen spricht, aber auch nichts besonders forciert wird. Hagel (1, 2cm) ist bei so gut wie jedem deftigen Gewitter im Frühjahr dabei. Großhagel war gestern eher nicht das Thema...
    lg

    Manfred

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  6. ich hoffe es war nicht zu langweilig die Vorstellung

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !