Sonntag, 22. Januar 2012

Großes Warmfrontkino in 3D aus der Vogelperspektive

Hallo,

mit so einiger Verspätung bin ich gestern Nachmittag wieder in Wien aufgeschlagen. War der erste Teil des Fluges aufgrund einer 4h-Verpätung und eines deutlich überwichtigigen Passagiers in der Reihe vor mir nicht gerade als Highlight zu bezeichnen, so hatten es die letzten 2 Stunden von London nach Wien wirklich in sich, und zwar wettertechnisch. Davon mag ich heute berichten und zu diesem Zweck in die Welt der meteorologischen *Crossections* einsteigen.

Crosssections, also Querschnitte kann m,an in mehrerlei Varianten angehen. Ich nehme die, wo auf der X Achse die Koordinaten laufen, auf der Y Achse die Höhe bzw. der Druck, und darauf der Verlauf von Wind, Temperatur und relativer Feuchte.

Aus Neugier habe ich mir angesehen, wie denn der Querschnitt gestern entlang der Flugstrecke Melbourne-Singapur-Wien (zu einem fixen Zeitpunkt gestern ausgesehen hat):




Links auf der Achsae ist Melbourne, etwas links der Mitte Singapur, rechts Wien. Was sieht man ? Nun auf der Südhalbkugel ist Sommer, die 0 Gradgrenze in Melbourne liegt bei gut 4000m. Dabei ist es in der Höhe sehr trocken (Subtropen). Richtung Singapur wird es kaum noch wärmer, aber immer feuchter. Ca 1500km südlich von Singapur  auf etwa 15° Süd quert man die innertropische Konvergenzzone, gekennzeichnet durch hochreichend feuchte Luft. Weiter von Singapur Richtung Nordwesten, also Indien, erreicht man die nördlichen Subtropen mit extrem trockener Luft (über Indien), dabei fallen die Temperaturen stark ab und kaum lässt man Afghanistan und das Kaspischse Meer hinter sich ist man im Nordwinter mit Bodentemperaturen unter 0 Grad angekommen. Richtung Wien erfolgt dann eine Erwärmung.. und die will ich näher ausführen.


Da Wien nicht zu den großen Hubs der Luftfahrt gehört ist es für einen billiger, nicht direkt von Australien nach Wien zu fliegen, sondern über London oder Frankfurt. Gestern war es weider einmal London. Um 11 Uhr Ortszeit trat ich von dort mit British Airways das letzte Stücks des Weges an ...  die Situation auf dem Satellitenbild gestaltete sich so:


Zwischen mir und meinem Ziel lag der dicke Wolkenschirm einer markanten Warmfront. Das hier etwas nicht normal sein konnte fiel mir schon auf, als der A380 in der QANTAS in London landete.  Das Thermometer zeigte in 2714m eine Temperatur von 0 Grad, die 0-Gradgrenze lag für Jänner also extrem hoch ....



Ich hab das anhand der Temperaturkarte von 700 hPa (ca 3000m) verdeutlicht. Nur -2° über London , -17 über Wien. Ähnlich das Bild der Äquivalentpotentiellen Temperatur. Die Warmfront, die der Flieger zu durchkreuzen hatte, war also extrem gut ausgeprägt.

So sah die Flugstrecke nun in der Cross-Section aus:


Links ist London, rechts ist Wien.  Über London sieht man die 0-Gradgrenze nahe 3000m (700 hPa), quer über Deutschland einen starken Abfall gegen 400m, verbunden mit hoher Luftfeuchtigkeit und kräftigen Vertikalbewegungen, das ist der Bereich des Warmfrontniederschlages. Österreich , rechts, liegt noch in der trockeneren, kalten präfrontalen Luft.

Bei der Landung in Wien kam man auf ca. 3000m Höhe aus dem Aufgleitschirm der Front raus , die Sonne war noch als Scheibe durch den Altostratus erkennbar , die Sicht unter den Wolken war extrem gut und man konnte bis zum Dachstein sehen.

3 Stunden später erreichte die Front von Westen her Wien, ... nicht ohne dass im Bereich der einsetztenden Niederschläge auch im WRF Modell die 0-Gradgrenze kurzzeitig zum Boden absank:



Was dann für kurze Zeit für folgenden bildlichen Eindruck sorgte:


Ca. 10 minuten nach der Aufnahme ging der Schneefall in Regen über, die Warmfront ging durch.

Auch in den Bodenfeldern war die Warmfront über Österreich sehr gut ausgeprägt, z.B am frühen Abend in der Äquivaltenpotentiellen Temperatur:


Dass die Warmluft immer in der Höhe zuerst ankommt sieht man an den Hohen Werten der Bergstationen vor der Bodenfront: Rax, Jauerling, Tarschberg.

Wie schon manchmal gesagt: Wetter und Fliegen: Geniale Kombination :)

Lg

Manfred

P.S

Weil es nicht direkt mit dem Wetter zu tun hat, ein paar ganz witzige Statements, die ich während des Fluges aufgeschnappt habe. Die ganze Zeit mit an Bord nach Wien waren vier australische Austausschüler, etwa 15, 16 Jahre alt, 2 Mädchen, 2 Burschen aus Alice Springs, mitten in der Wüste.

Vor allem beim Landeanflug auf Wien wurden sie gesprächig.

Flugzeug kommt aus den Wolken, Wien und Umland wird sichtbar.

(Freie Übersetzung)

Bursch  zu Mädchen:  Schau dir das an, die ganzen Windräder, keine Kohlekraftwerke
Mädchen: Na die müssen Geld haben ...

Bursch: Ach du heilige Sch*** das ist SCHNEE, oder ? !

Captain (weiblich) macht die Ansagen zur Landung Wetter, Temperatur etc.

Bursch 1 zu Bursch 2: Oh mein Gott, unser Kapitän ist eine Frau! Bursch 2: Macht ja nix, solange sie nicht zurückschieben muss..

Für letzteres Statement muss ich mich bei meinen Leserinnen entschuldigen, ich fand es in der Spontanität, in dert es kam, witzig und stelle fest, das ich Frauen als Piloten im mindesten das selbe Vertrauen entgegenbringe wie den männlichen Kollegen. Die Frau Kapitän hat übrigens einen sehr smoothen Flug aufs Parkett gelegt und 25 Minuten aufgeholt..


4 Kommentare:

  1. Spannend, sehr spannend geschrieben! Und ein super PS-Absatz.

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  2. Selten lese ich sooo interessante Beiträge bei denen ich gleichzeitig sooo lachen muss !! TOP !! *gg*

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  3. Hallo Manfred.
    Warum wurde heute mein Kommentar gelöscht als ich fragte ob du Manfred bei deinem letztem Flug Turbulenzen hattest? Und auch fragte ich ob du einige Fotos von deinen Flügen hast.

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  4. Hallo Manfred.
    Warum wurde heute mein Kommentar gelöscht als ich fragte ob du Manfred bei deinem letztem Flug Turbulenzen hattest? Und auch fragte ich ob du einige Fotos von deinen Flügen hast.

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !