Donnerstag, 22. April 2010

Was wir aus Blitzdaten lernen können

Hallo,

Man muss es sagen wie es ist, Blitzdaten spielen in der täglichen Wettervorhersage- und analyse eine derzeit ziemlich untergeordnete Rolle bzw. werden sehr oberflächlich abgehandelt. Oberflächlich in dem Sinne, dass ein Blitz ein Kreuzerl oder Punkterl auf einer Karte oder Animation ist und eine weitergehende Interpretation für die Vorhersage nicht vorgenommen wird. Für Versicherungsauskünfte schaut man sich vielleicht noch Polarität und Stromstärke an, unterscheidet zwischen Wolkenblitz und Einschlag, das wars aber dann auch schon.


Dabei kann man aus einer genaueren Betrachtung sehr viel lernen bzw. Prognosen und Analysen von Gewittern entscheidend verbessern.

Im derzeitigen Zustand sind Wetterradarbilder das Um- und Auf bei der Analyse und Prognose von Gewittern. Man kann aus Form, Intensität und 3D Verteilung der Reflektivität  etwas über den Typ und die mit dem Gewitter verbundenen Phänomene (Hagel, Sturm, Tornados..) sagen. Das ist ziemlich straight-forward und offensichtlich, mit gewissen Tools sogar schon annähernd automatisch machbar.


Blitze erschliessen sich dem Könnerhirn nicht gar so schnell, ihre Natur ist anders, geheimnisvoller und ätherischer. Wer glaubt dass Wolkenblitze vor allem bei schwachen Gewittern auftreten und die lauten Einschläge vorwiegend bei starken, die/der unterliegt einem Irrglauben bzw. wenn der Daten hat, war sie/er zu *faul* sich näher damit zu beschäftigen.

Wer weiters glaubt, dass die Anzahl der Blitze in einem Gewitter alleine etwas über die Stärke aussagt, der weiß nicht wirklich etwas über die Blitzphysik und die derzeit gängigen Modelle zur Entstehung von Blitzen.

Vergleicht man aber im Gewitter die Anzahl der verschiedenen Polaritäten und der jeweils darüber ausgetauschten Ladungsmenge (Blitzstrom mal Zeit), der wird staunen, welch wunderbare Erkenntnisse gezogen werden können.

Das Gewitter, im einfachsten Fall ist ein Doppelkondensator mit einer weitestgehend negativen Wolkenunterseite, einer positiven Oberseite und einem positiven Erdboden.

2 Jahre Analyse in Österreich haben mir gezeigt....

Drecksgewitter (Kaltluftgewitter, maue Wärmegewitter) weisen eine hohe Anzahl von negativ polarisierten Erdblitzen auf. Auch bei Squallines überwiegen diese. (Einschläge)

Superzellen weisen eine hohe Anzahl von Blitzen innerhalb der Wolke auf, die häufig auch sehr stromschwach und damit verhältnismässig *leise* sind. Die wenigen Einschläge bei Superzellen erfolgen in der Nähe des Aufwindbereiches (Wallcloud) UND als seltene, aber lautstarke, weil sehr stromstarke  positive Blitze vom Amboss zur Erde. Diese können weit ausserhalb des Aktivitätszentrums auftreten (weit weg von Hagel, Sturm Regen etc). Daraus kann jeder eine Merkregel ableiten. Ist es (tagsüber) pechschwarz, Blitze sind aber kaum sichtbar und das Donnern verkommt zu einem leisen Dauergrummeln, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man es mit einem ordentlichen Brummer zu tun hat.

Bei der Superzelle am 13.5.2003 in Wien und Umgebung wurden die zahlreichen Blitze innerhalb der Wolke am unteren Meßbereich in einer Presseaussendung von ZAMG/ALDIS noch als Widerspruch zu den schweren Auswirkungen der Zelle dargestellt, heite weiß man etwas mehr.

Squallines und andere Mesoskalige konvektive Komplexe zeichnen sich durch ein Dauerflackern hinter der Niederschlagswand an, bedingt durch die zahlreichen Einschlagblitze im Gewitterbereich. Diese Systeme sind auch die Blitzaktivsten überhaupt, vor allem je älter die Komplexe werden, die Anzahl der Wolkenblitze ist geringer und positive Blitze sind gegenüber Superzellen selten.

Mit diesem Wissen kann man sehr gute Gewitterprognosen (Nowcasting..) machen, auch wenn einem ein Radar- oder Satellitenbild nicht zur Verfügung stehen, man muss sich nur dazu herablassen, die Blitzstatistik genau zu durchleuchten.

Ich werde da bei kommenden Gewitterlagen mal die Auswertungen meines Tools hier reinstellen, damit man sieht, dass da was dran ist...

Lg

Manfred

2 Kommentare:

  1. danke für diesen beitrag! diese beschreibung deckt sich auch mit meinen beobachtungen.
    lg
    markus

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  2. wäre interessant zu untersuchen, ob diese superzellen in den letzten jahren häufiger auftreten! mir kommt es jedenfalls so vor als würde sich das häufen

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !