Donnerstag, 14. April 2011

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt

Hallo,

was wäre das Leben eines Forecasters, würde man nicht hin und wieder vom Wetter so richtig überrascht werden, also würde sich nicht beizeiten das Wetter so gar nicht das halten, was man sich im Hinterstübchen so überlegt. So geschehen in der letzten Nacht. Tatort: Ostösterreich.

Synoptik:


In der Nacht hat eine Okklusion des Osteuropatiefs die Osthälfte des Landes gestreift und dabei für teils kräftige Niederschläge gesorgt. Das war ja zu erwarten. Allerdings WO die heftigsten Niederschläge aufgetreten sind, das war nach allen klassischen konzeptionellen Modellen NICHT zu erwarten.

Die Modelle gingen recht einhellig von einer Nordstau-Verteilung aus (ein klassiker sozusagen). beispielhaft habe ich die ARW und Britenniederschlagssimulationen genommen (jeweils auf die Periode Mi 12Z bis Do. 12Z bezogen)



Mit den üblichen Differenzen und Eigenheiten des jeweiligen Modells versehen sagen eigentlich beide Simulationen für den vorhersageden Meteorologen das selbe aus: Kräftige Niederschläge im Stau des Wienerwaldes und der NÖ Voralpen.

Die Wahrheit sah am Donnerstag dann hingegen anders aus:


Die kräftigsten Niederschläge traten im LEE des Wienerwaldes und im LEE des Alpenostrandes auf. Man sieht die Zunge mit Werten über 20mm von Döbling über Brunn bis Puchberg und Payerbach reichen, Orte die allesam stromab eines markanten Gebirgszuges liegen. Das passt wiederum so nicht in die einfache Vorstellung, denn bei kräftiger Anströmung der Gebirge sollte der meisten Regen/Schnee im Luv fallen...

Man kann versuchen der Sache auf die Spur zu gehen...

Zuerst beweise ich erst einmal, dass die Orte mit den Niederschlagsmaxima wirklich im Lee der Gebirge lagen:


In 800 hPa (also rund 2000m Höhe( sieht man eine stürmische Strömung aus Nordwest, die über den Ostrand der Alpen fegt und über dem Wechsel bzw. der Südoststeiermark ihr Maximim mit bis zu 45, knapp 50 Knoten Mittelwind hat. Also würde man Lee am Alpensotrand erwarten.

Gehen wir etwas ins Detail:


Das ist die Karte der Feuchtekonvergenz am Boden. Diese Größe ist ein bissl komplex, beschreibt aber im Wesentlichen, wo Feuchtigkeit durch die Kombination aus Wind und Feuchtefeld konzentriert wird, und wo sie ausgedünnt wird.

Man sieht bei genauerem Hinsehen, dass Konvergenz (die Werte in Grün und Blau) über dem Wienerwald und im Luv der Kämme der Voralpen auftritt. Dort wird also Niederschlag produziert. Bei der gestrigen temperaturverteilung würde man davon ausgehen, dass effektive Niederschlagsproduktion (Vereisung) wohl ab ca 2500 bis 3000m Höhe stattgefunden hat.

Jetzt kommt der Clou... der Niederschlag wurde wohl im Stau der Gebirge produziert.. allerdings wehte in der Höhe der Wind mit 50 kt und mehr.. gehen wir davon aus dass Schnee/Regen für die 3000m bis zum Boden ca eine halbe Stunde braucht... ist das Niederschlagspartikel schon 30 bis 50km nach Südosten verweht worden....

Soll heißen. Die Modelle haben den Niederschlag schon an der richtigen Stelle produziert.. aber an der falschen Stelle fallengelassen. Das ist zumindest eine belastbare These... ich kann mich an einen Blogfall vom Dezember erinnern, in dem ähnliches geschah...

Lg

Manfred

2 Kommentare:

  1. Servus Manfred,

    bei einem noch genaueren 2. Blick beginnt die Niederschlagszunge im östlichen Weinviertel. Könnte dies auf abgeschwächten Konvergenzeffekt der Leiser Berge zurückzuführen sein? Der grüne Bereich in der Analysekarte wäre eventuell ein mögliches Indiz ....

    lg
    Roman

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  2. Hallo, Manfred! Ich bin gerne Leser Deines Blogs. Sorry für eine Frage: Ich bin kein Meteorologe, aber wie schnell fällt Regen / Schnee? Wenn Niederschlag der normalen Erdbeschleunigung unterliegt dann braucht Regen für 3000m nährungsweise 17sek bis zum Boden (ohne Reibungsabbremsung). Bitte erklär mir, wieso er 30 Minuten brauchen sollte!!
    Danke Marcus4Aspern

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !