Samstag, 27. November 2010

Mesoskaliges Schneefallereignis über Ostösterreich

Hallo,

Ein weiteres nettes Detail an der Beschäftigung mit Meteorologie und Wetter ist, dass man auch mit noch so viel Erfahrung und grauen Haaren versehen immer wieder aufs neue Überrascht wird und das vor allem bei Situationen, wo man es am wenigsten erwartet. Eigentlich hätte die Schneefallgeschichte von Freitag auf Samstag über Ostösterreich eine ziemlich lahme werden sollen, die Modelle hatten die Mengen immer weiter zurückgenommen, das Tief schwächer und auf östlicherer Bahn gerechnet.

Gestern in den frühen Abendstunden geschah dann aber etwas eigenartiges...





Da bildeten sich südöstlich von Wien plötzlich auf dem Radarschirm sehr granulare Strukturen, mit teils größeren Reflektivitäten, die sich zu einem Band zusammenschlossen und über die Stadt nach Westen wanderten und schließlich über dem Wienerwald stehenblieben bzw. dann schwächer wurden.

Dabei gab es lokal unterschiedlich recht erhebliche Niederschlagsmengen, zum Großteil als Schnee und Nasschnee:



Und entsprechend der sehr granularen Struktur große räumliche Unterschiede auf engstem Raum... diesem Band möchte ich auf die Spur gehen...

Diese granularen Strukturen sind konvektive Gebilde, das ist eindeutig, denn durch organisiertes Aufgleiten kann das nicht zu Stande kommen.

Um 18Z sah das Windfeld in der Region folgendermaßen aus:


Der Wind hatte über Wien gerade gedreht und östlich der Stadt sieht man eine Windkonvergenz von Nordost auf Westnordwest. Konvergenzen sind im Sommer eine beliebte Entstehungszone von Schauern. Wir haben aber fast Winter, und vor allem, wie können die Schauer zustande kommen ? Die Frage lässt sich folgendermaßen beantworten:



Wir haben in 850 hPa eine Temperatur von rund minus 4 Grad, in 500 hPa minus 32 Grad. Der geometrische Unterschied zwischen beiden Druckflächen beträgt in etwa 4000m. Das ergibt summa summarum einen Temperaturgradienten von 7 Kelvin pro Kilometer. Der feuchtneutrale Temperaturgradient beträgt nur ca. 6,5 Grad pro km, damit war die Situation also leicht feuchtlabil und Konvektion daher zumindest nicht behindert. Die Konvergenz hat dann wohl als Trigger agiert.

Um das Thema abzuschließen ... war das in irgendeinerweise vorhersagbar ? Nun, die Modelle hatten dieses Ding sogar in ihren Feldern aufgelöst:



Die Position der Konvergenz ist im ARW in etwa richtig erfasst und knapp auf der kalten Seite der Konvergenz erstreckt sich ein spornartiges Niederschlagsfeld nach Norden. Das Modell hatte es also drinnen, aber so etwas glaubt man als Forecaster natürlich nicht, denn allzu oft ist es so, dass auf der kleinen Skala die Modellwelt niemals Realität wird.

Eine nette Kleinigkeit .. mehr Schnee kommt dann am Sonntag bzw. in der Nacht auf Montag und zwar in weiten Teilen Österreichs, die Autofahrer und Öffinutzer sollten am Montag in der Früh ein bissl früher als sonst aufstehen, denn wenn die Simulationen auch nur einigermaßen korrekt sind, dann wissen wir eh was uns verkehrstechnisch blüht.

Lg

Manfred

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5 Kommentare:

  1. Hallo Manfred,

    wieder was gelernt. Danke für die selbst am frühen Morgen gut verständliche Erklärung des Schneefallereignisses im Osten Östereichs. :)

    Servus aus dem angezuckerten Wien,
    Michaela

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  2. Hallo Manfred

    Danke für deine Arbeit!!

    Mfg Michael N. aus Kreuth

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  3. In der größeren Skala sah man die Konvergenz aber auch, z.B. im 850 hPa Wind anderer Modelle.

    Wie dem auch sei, am Monte Laa liegen ca. 2cm, alles schön angeweißt. Dazu die Sonne => Spaziergang in die Löwygrube dringend notwendig ;)

    Schönen Gruß vom Monte Laa - mein erster Schneefall in Wien :-)

    lg,Felix

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  4. Genieß es :) Hier schiffts seit 3 Tagen, die Stadt steht schon langsam unter Wasser weil die Kanalisation hier im wahrsten Sinne des Wortes ein Dreck ist.

    Andere Modelle hatten die Konvergenz auch, ja, aber z.B NA um 50km zu weit im Osten, das Maximum also genau dort wo im Endeffekt nichts gefallen ist.

    Und weiters, allein eine Konvergenz bringt einem ja nichts, die bleiben oft genug trocken, interessant für mich war, dass es aufgrund des tiefen Höhenpotentials labil genug für ein bisschen Konvektion war...

    Lg

    Manfred

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  5. Laaer Wald hat 4 cm, Leopoldsberg 30 cm verweht ;), Kahlenberg, Cobenzl und Sulzwiese 10-15 cm, im Durchschnitt an unverwehten Stellen meist 14 cm.

    Reumannplatz hatte 2 cm, Döbling (verbaute Gebiete) je nach Höhenlage 3 bis 10 cm

    Gänzlich grün wars nordöstlich von Floridsdorf, gänzlich weiß dagegen nordwestlich von Leopolds- und Bisamberg.

    Gruß,Felix

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !