Donnerstag, 4. Februar 2010

aktueller Frontenwirrwarr

Hallo,

das Thema, wie Fronten vom Meteorologen im synoptischen Dienst gelegt werden ist stets eine Quelle hitziger und emotional geführter Diskussionen. Da hatte es der Österreicher Max Margules, der den Begriff der Front knapp nach der Jahrhundertwende in der martialischen Zeit des ersten Weltkrieges auf eine saubere theoretische Basis gestellt hatte, noch vergleichsweise einfach. Er stellte die Beziehungen auf, die die wesentlichsten Eigenschaften von Fronten in Analysekarten fundiert begründeten. Beziehungen, die einen zyklonalen Isobarenknick an der Frontlinie bedingen und Beziehungen die den Frontwinkel festlegen.

Im Alltag stösst man jedoch rasch auf Grauzonen. Bildet man die Fronten ab, wie sie sich am Boden darstellen oder so, wie sie sich in der mittleren Troposphäre zeigen ?

Vor allem im Winter können Bodenfronten durch flache Kaltluftseen etc stark deformiert sein und wenn man es dann ganz genau machen will kommt meist etwas raus, das mehr an moderne Kunst denn an meteorologische Knochenarbeit erinnert.

Eine für mich objektivere Art besteht darin oberhalb der Grenzschicht, also in der fast ungestörten Atmosphäre den Energieinhalt der verschiedenen Luftmassen zu betrachten, eine gute Grösse hierfür ist die äquivalentpotentielle Temperatur. Sie kombiniert 3 wesentliche Formen von Energie in der Atmosphäre in nur einer Größe:

a) die Energie der Lage, direkt proportional zur Höhe
b) die innere Energie in Form der reinen Temperartur
c) die latente Energie in Form des Wassergehaltes.


Eine gute Höhe dies zu tun ist die 850 hPa Fläche in ca. 1500m.

Tut man das sieht das für die aktuelle Situation so aus:

 


Kaltfronten legt man an den Beginn der Abkühlung, Warmfronten ans Ende der Erwärmung, Okkusionen in die Mitte einer milden Zunge. (Leider gelingt mir das mit meinem Billigsdorfer Zeichenprogramm nur ansatzweise, ausserdem war ich schon der Volksschule im genauen Zeichnen nicht sonderlich begabt, und meine Lehrerin wurde nicht müde mir das vorzuhalten..)

Am Satellitenbild sieht das dann so aus:

 

Man sieht sehr schnell, dass man rein aus dem Satellitenbild nicht immer auf den tatsächlichen Verlauf der Luftmassengrenzen schliessen kann. Fronten sind 3-dimensionale Gebilde, in 10km Höhe liegen sie weit hinter den Bodenfronten bzw.  weit davor. Ausserdem gibt es abseits von Fronten andersartige Hebungsprozesse die zur Bildung von organsierten Wolkenstrukturen führen können.

Im aktuellen Fall sieht man das markante, alte Tief am Ostatlantik, in seiner Entwicklung schon weit vorangeschritten, im Nordosten die Okklusion, die die Grenze zur Kaltluft über Nordosteuropa markiert und ein interessantes System über den Balearen und Südfrankreich.

Bis Morgen verschmilzt es im Wesentlichen mit der Front des Ostatlantiktiefs, der Nachschub an Kaltluft aus Westen führt zu einer neuerlichen Entwicklung im Raum von Genua und es wird im Lauf des Freitags eine recht markante eigenständige Zyklone südlich der Alpen draus, die uns Regen und Schnee bringen wird, die Niederschläge halten hier tw bis in die Nacht auf Sonntag an.

Wenn dieses Tief nach Osten weiter zieht, kommt die Kaltluft über Südosteuropa wieder auf Südkurs, der Wochenbeginn steht also im Zeichen für die Jahreszeit normaler Temperaturen in Österreich.

Danach steht alles in den Sternen. Der gestern beschrieben Kaltlufttropfen geht wahrscheinlich wirklich nach Süden, in den aktuellen Simualtionen aber bis Frankreich und induziert vorderseitig die Bildung kräftiger Genuazyklonen.

Ob die aber Schnee- oder Föhnbringer bei uns sind, steht auf der Kippe und wie seit Daisy spätestens alle wissen können 100km auf und Ab zwischen 70cm Schnee und 15mm Regen entscheiden. Kurzum: Unprognostizierbar. Dass Deutschland auf der kalten Seite bleibt ist hingegen ziemlich fix....

Lg und schönen Abend
MS



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