Donnerstag, 20. Mai 2010

Tornados, die nichts mit schweren Gewittern zu tun haben

Hallo,

die Mogersdorferin hat der geneigten Öffentlichkeit klar gemacht, dass Vortices (Wirbel) verschiedener Größe in Mitteleuropa keine Seltenheit sind. Ich werde heute die prinzipiellen Unterschiede zwischen Tornados, die mit Superzellen in Zusammenhang stehen, und den *anderen* zusammenfassen.

Fangen wir mit denen an, über die wir heute eigentlich nicht reden wollen: Die Superzellentornados. 2 Mechanismen spielen hierbei eine Rolle: Die Überlagerung eines zellularen Vertikalgeschwindigkeitsfeldes mit einer vertikal stark gescherten Strömung (Windzunahme mit der Höhe und/oder Richtungsänderung mit der Höhe). Hierbei wird Rotation horizontaler Achse in solche mit vertikaler Achse umgewandelt, der Tilting-Term in der Vorticitygleichung beschreibt das formal. Um tatsächlich den Tornado entstehen zu lassen muss die Rotation noch aufkonzentriert werden, durch ein bodennah konvergentes Windfeld, Dies gescheit direkt im Bereich des Aufwindschlauchs der Superzelle, wo bei den letzten Anstoss meist noch der hinterseitige Downdraft Regen- und hagelgekühlter Luft gibt, der die Konvergenz nochmal anheizt.

Für die Entstehung von Wirbeln, die nichts mit Superzellen zu tun haben, kann man nicht von der Umwandlung horizontaler in vertikale Drehung ausgehen, da in der Regel kaum Scherung vorhanden ist. Die Drehung mit vertikaler Achse kommt also anders zustande. Meist geschieht das durch ein stark konvergentes Windfeld im Bereich eines Aufwindes, zum Beispiel Quellwolken über dem Meer, aber in Küstennähe. Hier gibt es durch Land- und Seewinde tagsüber oft kräftige Konvergenz. Lokale Effekte (Hügel und Hänge) oder die Geländeform im allgemeinen kann auch nennenswert Konvergenz produzieren. Heftige Konvergenz in Verbindung mit Aufwinden gibt es auch an der Vorderseite linienförmiger Gewitter (Squallines). Drehung ist also auch in diesen Fällen vorhanden, der Aufwind und die Konvergenz konzentrieren auf, bis wiederum Tornados entstehen können. Diese nicht superzelligen Tornandos sind in der Regel häufiger, aber schwächer und nicht allzu langlebig. Im Netz gibt es eine schöne Seite mit der Sammlung von Bildern nicht superzelliger Tornados, ich werde ein paar Bilder hier verlinken. LINK


Hier nun die schönsten nicht superzelligen Exemplare von somethingwonderful:





Weiters, auf somethingwonderful endeckt, Wirbel, die gar nichts mit Wolken zu tun haben, aber dem gleichen Mechanismus folgen.... Dust devils zum Beispiel... die in Bereichen lokal überhitzter Luft entstehen





Eine andere Form der lokalen Überhitzung und daraus resultierender heftiger Vertikalbewegung ist Feuer...


Ein kurzer Blick noch auf das aktuelle Wetter: Es bleibt beim gewohnten Kaltlufttropfen-Sumpf



Hoffnung auf etwas Besserung gibts am Wochenende..
Lg

Manfred

1 Kommentar:

  1. Ein besonders schönes nichtsuperzelliges Exemplar gabs auch am 11.5.2009 in Atzenbrugg nahe Tulln (F0-T0-Tornado)

    http://img.album.de/files/images/big/129/12981092127088.jpg

    Wenn man diesen mit der Mogersdorferin vergleicht,
    sieht man, welche große Unterschiede es im Erscheinungsbild von Typ-II-Tornados geben kann.

    In diesem Zusammenhang erscheint mir noch wichtig:

    Sowohl bei der Mogersdorferin (> 500 hPa) als auch in Atzenbrugg (> 400 hPa) herrschte zwar in den oberen Schichten stärkere Scherung, in den unteren bis mittleren Schichten aber kaum Scherung.

    Es reicht also schon eine scherungsarme Schicht bis zur mittleren Troposphäre, um Typ-II-Tornados zu begünstigen.

    Gruß,Felix

    PS: Nach dem Wochenende der nächste Skandinavien/Osteuropatrog mit Nordlage...

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